Architektur: Einfamilien-Holzhaus mit Schindeln im Allgäu
Großzügigkeit auf 145 qm: Dank effektiver Planung hat eine 4-köpfige Familie im neuen Zuhause alles, was sie braucht
Eine Bauherrenfamilie in der Umgebung von Kempten wollte auf möglichst wenig Fläche möglichst großzügig wohnen. Das Büro Architektur + Raum nahm die Herausforderung an und entwickelte einen Holzständerbau mit raffinierten Details und ökologischen Materialien. Um möglichst günstig zu bauen, plante das Architekturbüro die Verkehrsflächen und Räume so, dass jede Ecke ausgenutzt wurde und dennoch weite Räume entstanden.
Die Eingangstür ist leicht zurückgesetzt und scheint zum Garagenriegel zu gehören. Zumindest wird sie von dessen Überstand geschützt. Drei Stufen führen hinauf, die rechts von einer Betonstele flankiert werden. Sie dient als Absturzsicherung und beherbergt zugleich den Briefkasten. „Das Grundstück ist abschüssig. Für die Holzkonstruktion des Hauses haben wir ein Betonfundament errichtet. Die Garage liegt etwas tiefer. So war es möglich, die Einfahrt mit moderatem Gefälle zu bauen“, so der Architekt.
Der lange Garagenriegel trennt Straße und Wohnraum voneinander. Zum Garten hin bildet sich ein geschützter Raum, ein Innenhof, der zumindest bei schönem Wetter den Wohnraum nach außen erweitert.
Vom Freisitz ist auch das Fensterband schön zu erkennen, das sich über die gesamte Länge des Dachgeschosses zieht.
Vom Freisitz ist auch das Fensterband schön zu erkennen, das sich über die gesamte Länge des Dachgeschosses zieht.
Dass ein Fenster in der Giebelwand nicht notwendig ist, zeigt sich am Eingang. Die feststehende Verglasung links der Haustür gibt den Blick auf die Treppen frei und lässt Licht in den Innenraum. Zudem fällt Tageslicht von einem raumhohen Fenster am oberen Treppenabsatz in den Treppenraum.
Die versprochene Großzügigkeit wird gleich beim Betreten des Hauses augenfällig. Der offene Wohnraum im Erdgeschoss kommt gänzlich ohne Innenwände aus.
Einbauschränke mit einer Glasscheibe in ihrer Mitte trennen den Küchenbereich von der Garderobe. „Durch die Glasscheibe dringt Licht von der Straße in den Wohnraum und vom Wohnraum in den Eingangsbereich“, erklärt Fakler. Das Möbel hat Fächer und eine Ablage auf der einen Seite, Fächer, Arbeitsfläche und ein Spülbecken auf der anderen. So ist vom Eingang bereits der gesamte Wohn-Koch-Essbereich einsehbar. Umgekehrt ist von dort zu sehen, wer das Haus betritt oder aus dem Obergeschoss die Treppe herunterkommt.
Die maßgefertigte Küche plante der Architekt selbst. Die Küchenarbeitsplatte mit integriertem Kochfeld ist aus durchgefärbtem High-Pressure-Laminat, einem Schichtstoff, der als besonders robust und widerstandsfähig gilt. Eine der Türen des weiß lackierten Küchenschranks führt in die Speisekammer, die auch einen direkten Zugang zur Garderobe hat und so von zwei Seiten begehbar ist.
Einzig die Gästetoilette mit Dusche und Waschmaschine ist durch Wände vom übrigen Wohnraum des Erdgeschosses abgetrennt. „Wir haben die Dusche in der Gästetoilette so großzügig bemessen, dass hier auch ein Wäscheständer zum Trocknen aufgestellt werden kann. Einen Keller mit Waschküche hat das Haus nicht“, erklärt der Architekt. Auch der Raum unter der Treppe, den man über eine Tapetentür erreicht, wird als Staufläche genutzt.
Einzig die Gästetoilette mit Dusche und Waschmaschine ist durch Wände vom übrigen Wohnraum des Erdgeschosses abgetrennt. „Wir haben die Dusche in der Gästetoilette so großzügig bemessen, dass hier auch ein Wäscheständer zum Trocknen aufgestellt werden kann. Einen Keller mit Waschküche hat das Haus nicht“, erklärt der Architekt. Auch der Raum unter der Treppe, den man über eine Tapetentür erreicht, wird als Staufläche genutzt.
Gegenüber der Kücheninsel steht ein massiver Esstisch aus Holz vor einem großen Fenster. Dessen Laibung dient als Sitzbank, die mit dem Holzständerwerk verbunden ist und außen auf der Fassade sitzt.
Inspirationen weißen Küchen im modernen Stil
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Wände und Decken des Holzständerbaus wurden in der Zimmerei vorgefertigt und vor Ort auf der Betonbodenplatte montiert. Im Erdgeschoss ist die Vollholzdecke sichtbar. Sie besteht aus 80 Zentimeter breiten Massivholzelementen aus Fichte, die per Nut und Feder miteinander verbunden sind. Auf dem Fußboden sind breite Eichendielen über der Fußbodenheizung verlegt. Der Schwedenofen dient vor allem als Gestaltungselement.
Konstruktiver Wetterschutz entsteht per Einschnitt in das Gebäudevolumen, durch den die Terrasse überacht ist (hinter dem Busch). Sie verbindet Innen- und Außenraum auch bei widrigen Wetterverhältnissen.
Bretter, die die Welt bedeuten: Holzfassaden und ihre Konstruktion
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Im Eingangsbereich liegt die Treppe in das Dachgeschoss. Durch die Verglasung neben der Eingangstür sowie ein großes Fenster am oberen Treppenabsatz bekommt sie natürliches Licht. Oben führt sie in einen Flur, der von der einen Giebelseite bis zum Elternschlafzimmer auf der anderen Giebelseite reicht. An der Außenwand entlang zieht sich ein Einbauschrank, der nicht nur Stauraum bietet, sondern auch die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versteckt.
Das Badezimmer befindet sich im Obergeschoss gleich neben der Treppe. Wie im gesamten Dachgeschoss ist auch hier Eichenstabparkett verlegt. Einzig in der Dusche und der WC-Nische wurde der Boden gefliest. Ein LED-Band beleuchtet den unteren Badewannenrand. Den Waschtisch hat, wie die übrigen Einbauten, ein Schreiner maßgefertigt.
Gegenüber dem Flurschrank befinden sich außer dem Bad auch die beiden Kinderzimmer. Eine Galerie bietet zusätzlichen Stauraum, der tief genug ist, um Koffer abzustellen. In den Kinderzimmern passt auch eine Matratze auf die Galerieebene.
18 Ideen für Stauraum unterm Dach
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Im Schnitt ist die Galerieebene deutlich zu erkennen. Die Zwischenebene wurde auf einer Höhe von 2,30 Metern unter dem First eingezogen. Eine auf der Galerie eingezogene Wand trennt den Luftraum der Zimmer von dem des Flurs ab.
Am hinteren Ende des Flurs liegt das Elternschlafzimmer, der größte Raum im Dachgeschoss. Der Flurschrank zieht sich bis in diesen Raum hinein. Das schmale, lange Fenster an der Giebelseite sollte ursprünglich feststehend sein. Allerdings hätte es sich dann schwer putzen lassen. Daher entschied man sich für ein Fenster, das sich nach unten in den Raum hinein kippen lässt. „Um des zu reinigen, braucht es zwei Leute, einen, der das Fenster hält, während der andere putzt“, verrät der Architekt.
Auf das Verdunklungsrollo haben die Bauherren ein Urlaubsfoto mit Bergpanorama drucken lassen, das sich auf einer Schiene hin und her schieben lässt. Es dient sowohl vor als auch neben dem Fenster ein dekoratives Element in diesem funktionalen und gemütlichen Haus.
Auf das Verdunklungsrollo haben die Bauherren ein Urlaubsfoto mit Bergpanorama drucken lassen, das sich auf einer Schiene hin und her schieben lässt. Es dient sowohl vor als auch neben dem Fenster ein dekoratives Element in diesem funktionalen und gemütlichen Haus.
Hier wohnt: eine Familie mit zwei Kindern
Auf: zwei Geschossen mit insgesamt 145 Quadratmetern Wohnfläche plus Garage mit Nebenräumen und Haustechnik
In: der Nähe von Kempten im Allgäu
Material: Holz, Beton, Glas
Experten: Architektur + Raum
Fotos: Martin Rudau
Mit Schindeln aus Weißtanne verkleidet steht das Haus an der abschüssigen Straße. Der Giebel kommt gänzlich ohne Fenster aus und verstärkt so die schlichte, architektonische Prägung des Ensembles. Die Garage mit ihrer Querlattung aus Weißtanne schiebt sich flach unter das Wohnhaus. „Die Garage sollte als Nebengebäude deutlich sichtbar sein. Daher haben wir hier eine andere Fassadengestaltung gewählt“, erläutert Architekt Peter Fakler.
Zusätzlich zum hauptsächlichen Baustoff Holz ist hier auch Beton zu sehen. In einem Anbau neben der Garage ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe untergebracht.