Architektur: Ein schieferverkleideter Neubau in Sachsen
Expressiver Villenbau: Große Panoramafenster, offene Räume und Naturstein prägen diesen Neubau einer jungen Familie
Große Glasfronten dominieren heute den skulpturalen Villenneubau im sächsischen Lichtenstein. Hier, auf dem parkähnlichen Grundstück des Elternhauses der Bauherren, entwickelten die Architekten Robert Mieth und Joerg Springer vom Berliner Architekturbüro Scarchitekten ein Ensemble aus Bestands- und Neubau. Es funktioniert nach dem Prinzip eines Vierseithof. Es bietet nicht nur für die junge Familie, sondern auch für große Feiern ausreichend Platz. Offen angelegt, eröffnet es außerdem zahlreiche Ausblicke auf die Umgebung. Die alte Tuchfabrik, das Lichtensteiner Schloss und die Natur sind durch Sichtachsen in Szene gesetzt.
„Das Gelände hat die Form des Hauses vorgegeben, das wir es wie einen Schwarzwaldhof angelegt haben. Erdgeschoss und Untergeschoss sind ebenerdig zugänglich“, so der Architekt. Große Erdbewegungen waren dafür nicht notwendig.
Das Untergeschoss ist mit Rochlitzer Porphyr verkleidet. Er stammt, wie die Schieferplatten des Obergeschosses, aus Sachsen. Der starke Bezug zur Natur spiegelt sich aber nicht nur in der Fassadenverkleidung wider. Vielmehr umschmeichelt die Landschaft das Haus von allen Seiten, sogar von unten – in Form einer großen Terrasse, die den Zwischenraum von Haus und Carport überbrückt.
Das Untergeschoss ist mit Rochlitzer Porphyr verkleidet. Er stammt, wie die Schieferplatten des Obergeschosses, aus Sachsen. Der starke Bezug zur Natur spiegelt sich aber nicht nur in der Fassadenverkleidung wider. Vielmehr umschmeichelt die Landschaft das Haus von allen Seiten, sogar von unten – in Form einer großen Terrasse, die den Zwischenraum von Haus und Carport überbrückt.
Da das Grundstück hügelig ist, lag es nahe, das Haus der Landschaft anzupassen. „Wir haben überlegt, wo das Haus stehen soll, einen Umriss des Gebäudes errichtet und dann die genaue Stelle für den Bau gefunden“, erklärt Springer. Er hat lange Zeit in der Schweiz gearbeitet, wo die Errichtung eines Umrisses vor dem Bau eines Hauses vorgeschrieben ist. Ein leichtes Holzgestell markiert dabei die Kubatur des späteren Gebäudes. „Es waren letztlich nur wenige Erdbewegungen notwendig. Wir haben etwa siebzig Zentimeter aufgeschüttet, wo jetzt die Küche liegt“, so der Architekt. Das Material stammt von der Stelle, an der sich heute der Carport befindet.
Den geräumigen Carport wünschte sich der Bauherr ausdrücklich. Die zahlreichen Gäste sollten ausreichend Stellmöglichkeiten für ihre Autos haben. „Die Bauherren mussten für die Zufahrt zum Carport von einem ihrer Nachbarn noch ein Stück von dessen Grundstück erwerben“, so Springer.
Das Dach des Carports und der danebenliegenden Keller- und Werkstatträume bildet jetzt den Aufgang zum Haupteingang, der auf der Terrassenebene liegt.
Den geräumigen Carport wünschte sich der Bauherr ausdrücklich. Die zahlreichen Gäste sollten ausreichend Stellmöglichkeiten für ihre Autos haben. „Die Bauherren mussten für die Zufahrt zum Carport von einem ihrer Nachbarn noch ein Stück von dessen Grundstück erwerben“, so Springer.
Das Dach des Carports und der danebenliegenden Keller- und Werkstatträume bildet jetzt den Aufgang zum Haupteingang, der auf der Terrassenebene liegt.
Eine großzügige, fast herrschaftliche, mit Rampen kombinierte Freitreppe führt zum Haupteingang des Hauses. „Vom Plateau aus wirkt es, als würde es keinerlei Absturzsicherung geben“, so Springer.
Im Bild ist das Bauherrenpaar zu sehen: Sie steht auf dem Plateau, er zwei Stadionstufen darunter auf dem Weg zur Eingangstür.
Im Bild ist das Bauherrenpaar zu sehen: Sie steht auf dem Plateau, er zwei Stadionstufen darunter auf dem Weg zur Eingangstür.
Vom Plateau führt eine Terrassentür an der Stirnseite ins Innere des Hauses. Der Haupteingang liegt aber weiter hinten, vorbei an der riesigen Glasfront.
Für den Asphalt der Terrasse hat die Bauherrschaft mit verschiedenen Körnungen experimentiert und sich dann für eine Mischung entschieden. „Die Bauherren haben selbst eine Firma für Fassaden- und Bauwerkssanierung. Sie waren sehr engagiert, wenn es darum ging, selbst Hand anzulegen“, sagt Springer.
Für den Asphalt der Terrasse hat die Bauherrschaft mit verschiedenen Körnungen experimentiert und sich dann für eine Mischung entschieden. „Die Bauherren haben selbst eine Firma für Fassaden- und Bauwerkssanierung. Sie waren sehr engagiert, wenn es darum ging, selbst Hand anzulegen“, sagt Springer.
Das Plateaugeschoss ist nach Osten hin bis auf eine kleine Ausnahme komplett geschlossen und mit blauschwarzem Theumaer Fruchtschiefer verkleidet. Dieser Schiefer kommt aus der Gegend und wurde hier traditionell im Hausbau verwendet. Das Satteldach hat der örtliche Bebauungsplan gefordert. „Wir waren erstaunt, wie schnell unser Entwurf von der Baubehörde akzeptiert wurde. Bauanträge mit herkömmlichen Entwürfen wurden dagegen abgelehnt“, so Springer.
VORHER: Das Dach wird von einem Stahlbetonringanker getragen, der auf der Nord- und Ostseite auf dem Mauerwerk aufliegt. Auf der Westseite trägt nur eine Stahlstütze die Konstruktion. „Wir wollten so wenig Stahl wie möglich einsetzen. Die Statiker waren gefragt, eine tragfähige Lösung zu finden“, so der Architekt. Das Haus wurde gedämmt und mit Schieferplatten verkleidet.
VORHER: Die Dachrinnen liegen hinter der Fassade auf dem Ringanker auf. Bevor sie ihr Einverständnis für den Einbau dieses Detail gaben, mussten die Bauherren zunächst davon überzeugen, dass das Wasser aus den aufliegenden Dachrinnen wirklich ablaufen und keine Frostschäden verursachen würde. „Wir haben ein Rendering mit Starkregen gemacht, um zu zeigen, dass das Wasser ablaufen würde. Als die Rinnen dann verlegt waren, und es tatsächlich stark regnete, schoss das Wasser nur so heraus. Damit waren alle Zweifel beseitigt“, erzählt Springer.
Gleich hinter der gläsernen Eingangstür steht heute ein großer Esstisch für bis zu vierzehn Personen, der auf dem Bild noch nicht zu sehen ist. Daneben liegt die offene Küche.
„Die Küchenschränke hat sich die Bauherrin zusammengestellt. Die Betonummantelung hat ein Onkel des Bauherrn gemacht“, sagt Springer.
An der Rückwand des Hauses hat einzig die Küche ein schmales, über Eck verlaufendes Fenster.
Ansonsten ist die Rückwand gänzlich fensterlos. Ursprünglich sollte sie mit Schiefer verkleidet werden, genau wie der Boden. Doch die Bauherrin wünschte sich hellere Farben. Die Wahl fiel auf Aubergine für die Wände und Küchenfronten und Olivgrün für die Decken (die an der höchsten Stelle 4,80 Meter hoch sind). Zur Fensterfront hin ist die Farbe eine Nuance dunkler, auf der Schrägseite zur Rückwand etwas heller.
Neben den Kücheninseln ist ebenfalls Beton zu sehen. Hier führt eine Treppe hinunter in die Schlaf- und Arbeitsräume sowie das Badezimmer. Die Betonbrüstung sollte zunächst die einzige Absturzsicherung sein. Doch die Bauherrin hatte Bedenken, da zwei kleine Kinder hier herumtoben würden. „Wir haben für den Raum unter der Brüstung ein laufstallartiges Regal entworfen und die Skizze den Bauherren zur Abstimmung geschickt. Als wir das nächste Mal auf die Baustelle kamen, war das Regal bereits gebaut“, freut sich Springer.
Auf der anderen Seite des Treppenabgangs schließt sich eine langgezogene Sofalandschaft an. Das Haus misst nur 5,60 Meter in der Breite, ist dafür aber 16 Meter lang. Für diesen saalartigen Raum haben die Architekten ein Sofa mit Vor- und Rücksprüngen und verschiedenen Sitzebenen entwickelt.
Von jeder Stelle des Sofas geht der Blick ins Freie. An der Rückseite sind Regale versteckt. Der Couchtisch lässt sich unter dem Sofa verstauen und bietet auch selbst einigen Stauraum.
Auf dem Sofa finden Gäste der Familie Platz. Aber auch der Bauherr genießt es, hier Fußball zu schauen. Und die Kinder toben gerne um die Sofainsel herum. Die bodentiefen Fenster sind feststehend und mittlerweile mit Vorhängen versehen. Die sind aber selten zugezogen, wie der Architekt weiß. Eine Be- und Entlüftungsanlage sorgt stets für gute Raumluft. Zusätzlich kann über die Glastüren an den Schmalseiten des Hauses gelüftet werden.
Auf dem Sofa finden Gäste der Familie Platz. Aber auch der Bauherr genießt es, hier Fußball zu schauen. Und die Kinder toben gerne um die Sofainsel herum. Die bodentiefen Fenster sind feststehend und mittlerweile mit Vorhängen versehen. Die sind aber selten zugezogen, wie der Architekt weiß. Eine Be- und Entlüftungsanlage sorgt stets für gute Raumluft. Zusätzlich kann über die Glastüren an den Schmalseiten des Hauses gelüftet werden.
Unter einem der Sitzpolster verstecken sich Steckdosen. „Die Polster hat eine Cousine des Bauherrn mit großer Kunstfertigkeit genäht. Das Leder haben wir bei einem Polsterer in Berlin besorgt und zuschneiden lassen“, erzählt Springer.
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Eine Fußbodenheizung sorgt für wohlige Wärme an kalten sächsischen Wintertagen. Gemütlichkeit entsteht aber auch durch das offene Feuer des Kamins. Er ist in einem Feuerfenster an der schmalen Südseite eingebaut.
Feurige Raumtrenner: 10 Kamine mit Flammen-Panorama
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Das Ensemble wächst weiter: In nächster Zeit soll noch ein Gästehaus mit Pantryküche entstehen. Später könnte eines der Kinder darin wohnen. Platz genug ist auf dem rund viertausend Quadratmeter großen Grundstück allemal.
Unterhalb des Elternhauses, das mit Wohnhaus und Garage ein L bildet, liegt der schiefergraue Neubau, ebenfalls in L-Form. Das Ensemble ist ähnlich einem Vierseithof organisiert, allerdings ohne die typische durchgängige Ummauerung. Dafür wird so der Bezug zur Umgebung umso stärker.
Die Schlafräume und das Bad liegen im Untergeschoss, wo sich auch der Eingang befindet, den die Familie nutzt. Die Fenster sind nach Osten und Westen ausgerichtet. Der Flur wird gleichzeitig als Arbeitsplatz genutzt. Werkstatt und Carport sind nicht direkt an das Haus angebunden und unbeheizt.
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Hier wohnt: eine Familie
Auf: 217 Quadratmetern Wohnfläche plus 162 Quadratmeter Nutzfläche
In: Lichtenstein, Sachsen
Experten: Robert Mieth und Joerg Springer von Scarchitekten
Fotos: Swen Gottschall
Wie ein Sinnbild enger familiärer Beziehungen spiegelt sich in den großen Fensterflächen des Villenneubaus für die junge Familie das Elternhaus des Bauherrn. Familiärer Zusammenhalt und vor allem auch Zusammenarbeit haben den gesamten Bau geprägt. „Die Familie versteht sich sehr gut, sonst wäre diese Nähe und Offenheit nicht möglich“, sagt Architekt Joerg Springer.