Ideen, wie sich Architektur und Natur verbinden lassen
Jedes neue Gebäude stellt einen Eingriff in die Natur dar. Wie lässt sich eine Balance zwischen beiden herstellen?
Ein wenig ist es wie der Titel des Films „Highlander – Es kann nur einen geben“: Es kann nur Natur oder Architektur geben. Denn das eine schließt das andere aus. Wo gebaut wird, verschwindet automatisch Natur, schon die Herstellung der meisten Baustoffe beansprucht Ressourcen stark. Der Mensch möchte aber wohnen. Und zu unserem Leben gehört eine ausgeprägte Infrastruktur dazu. Gleichzeitig zieht es Menschen in ihrer Freizeit, zunehmend aber auch zum Wohnen, wieder in die Natur. Die Erkenntnis ist vorhanden, dass die Natur wichtig und schützenswert ist. Wie lassen sich beide Bedürfnisse – nach Architektur und nach Natur – verbinden?
Es öffnet sich nur zur Talseite mit einem runden Ausschnitt, der eine geschützte Terrasse formt. Von weiter oben am Berg ist nicht zu erkennen, dass weiter unten Wohnraum eingeschnitten ist. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hier durch die Architektur in die Natur eingegriffen wurde. Nur eben mit geringerer optischer Veränderung.
In der Ebene wiederum scheint alles möglich, muss doch nicht viel Erde bewegt werden. Doch hier fällt die Verdrängung der Natur- und Kulturlandschaft schon von Weitem auf. Der vormals freie Blick wird von Bauwerken gebrochen. Sich einzupassen heißt hier auch ein Stück weit, möglichst wenig aufzufallen. Am Rande von Wien tarnt sich ein von Stadtgut Architekten entworfenes Niedrigenergiehaus.
In der Ebene wiederum scheint alles möglich, muss doch nicht viel Erde bewegt werden. Doch hier fällt die Verdrängung der Natur- und Kulturlandschaft schon von Weitem auf. Der vormals freie Blick wird von Bauwerken gebrochen. Sich einzupassen heißt hier auch ein Stück weit, möglichst wenig aufzufallen. Am Rande von Wien tarnt sich ein von Stadtgut Architekten entworfenes Niedrigenergiehaus.
Wenn die Äcker abgeerntet sind, fällt der schmale, eingeschossige Bau mit seiner abwechslungsreichen Querlattung aus Holz kaum auf. Und auch wenn das Grün im Frühling und Sommer üppig sprießt, passt er sich durch die vom Garten auf das Dach übergehende Begrünung optimal an. Die Natur fließt hier quasi über die Architektur.
Wenig Erde zu bewegen bedeutet auch, auf den Keller zu verzichten. Wird dann statt eines flächigen Fundaments ein Streifen- oder Punktfundament gegossen, wird dadurch noch etwas weniger in die Natur eingegriffen, weniger Boden versiegelt und weniger Beton eingesetzt. Denn auch die Herstellung von Beton stellt einen massiven Eingriff in die Natur dar, was Steinbrüche deutlich vor Augen führen.
Häuser auf Stelzen sind sicher ein extremes Beispiel dafür, den Boden möglichst wenig zu versiegeln, bringen die Natur aber noch näher. Liegt der Wohnraum doch fast in den Baumkronen.
Wenig Erde zu bewegen bedeutet auch, auf den Keller zu verzichten. Wird dann statt eines flächigen Fundaments ein Streifen- oder Punktfundament gegossen, wird dadurch noch etwas weniger in die Natur eingegriffen, weniger Boden versiegelt und weniger Beton eingesetzt. Denn auch die Herstellung von Beton stellt einen massiven Eingriff in die Natur dar, was Steinbrüche deutlich vor Augen führen.
Häuser auf Stelzen sind sicher ein extremes Beispiel dafür, den Boden möglichst wenig zu versiegeln, bringen die Natur aber noch näher. Liegt der Wohnraum doch fast in den Baumkronen.
Im Salzburger Land hat das Architekturbüro Gappmaier ein von Stahlstützen getragenes Baumhaus entworfen, das quasi in der Baumkrone sitzt. Nur wenige Äste des alten Baumes mussten weichen.
Mehr zu: Bauen mit Bäumen | Nachhaltig bauen
Auf vorhandene Pflanzen Rücksicht nehmen
Alte Bäume und Hecken finden sich auf neu ausgewiesenem Bauland selten, das sich meist über Ackerflächen am Ortsrand erstreckt. Wenn aber doch, dann profitiert der Neubau gleich von der gewachsenen Umgebung. Vorausgesetzt, Hecke und Baum fallen den Baumaßnahmen nicht zum Opfer, sondern werden in die Planung integriert.
Ein Grund für die Gestaltung des Einfamilienhauses in Nürtingen war, dass das Architekturbüro arnouva elanández den alten Baumbestand auf dem Grundstück erhalten wollte. Auf Sichtschutz sollte ebenso wenig verzichtet werden. Also griff die Architektin zu der ungewöhnlichen Lösung, das Haus einzugraben.
Mehr zu: Bauen mit Bäumen | Nachhaltig bauen
Auf vorhandene Pflanzen Rücksicht nehmen
Alte Bäume und Hecken finden sich auf neu ausgewiesenem Bauland selten, das sich meist über Ackerflächen am Ortsrand erstreckt. Wenn aber doch, dann profitiert der Neubau gleich von der gewachsenen Umgebung. Vorausgesetzt, Hecke und Baum fallen den Baumaßnahmen nicht zum Opfer, sondern werden in die Planung integriert.
Ein Grund für die Gestaltung des Einfamilienhauses in Nürtingen war, dass das Architekturbüro arnouva elanández den alten Baumbestand auf dem Grundstück erhalten wollte. Auf Sichtschutz sollte ebenso wenig verzichtet werden. Also griff die Architektin zu der ungewöhnlichen Lösung, das Haus einzugraben.
Hier wurde zwar Erde abgetragen, doch dafür durften die alten Bäume stehen bleiben.
Ein Haus, das wie mit der Baumlandschaft verwachsen scheint, steht im Laurel-Canyon-Gebiet in Los Angeles, Kalifornien. Der vorhandene Baumbestand bohrt sich durch die Terrassen und einmal vertikal durchs Haupthaus, das um einen 150 Jahre alten Mammutbaum gebaut wurde.
Auch am Bodensee sollte der alte Baumbestand aus achtzig Linden nicht unter dem neuen Haus für eine junge Familie leiden. Nur zwei Bäume mussten weichen. Die Terrasse hat Architekt Robert Geckeler schräg auslaufen lassen, um den Baum davor zu erhalten. Zudem steht das Haus auf Punktfundamenten, das gelegentlich über die Ufer tretende Wasser kann darunter hindurchfließen.
Neue Pflanzen setzen
Wo durch Architektur Boden versiegelt wurde, kann mit neuen Pflanzen ein wenig Natur zurückgeholt werden. Bei großen Büro- oder Wohnprojekten werden die Außenanlagen fast immer gleich mitgeplant. Ob sie die Architektur hervorheben, ergänzen oder mit ihr verschmelzen ist abhängig vom Konzept der Planer.
Neue Pflanzen setzen
Wo durch Architektur Boden versiegelt wurde, kann mit neuen Pflanzen ein wenig Natur zurückgeholt werden. Bei großen Büro- oder Wohnprojekten werden die Außenanlagen fast immer gleich mitgeplant. Ob sie die Architektur hervorheben, ergänzen oder mit ihr verschmelzen ist abhängig vom Konzept der Planer.
Begrünung stellt vor allem im Stadtraum, aber nicht nur dort, einen wichtigen Baustein für ein auch mit steigenden Temperaturen erträgliches Klima dar. Grüne Fassaden und Dächer, Pflanztröge und Rankgitter helfen Mensch und Natur. Zudem bilden Ranken eine schöne Kulisse für die Gestaltung von Freiflächen am Haus oder auf Balkonen, wie etwa in Wuppertal, wo eggergärten einen Sommerraum geschaffen haben.
Noch schöner natürlich, wenn auch für die Insektenwelt gleich mitgedacht wird. Durch Begrünung kann Architektur ein Stück der Natur wieder beleben, die sie zuvor verdrängt hat. Und wer die Insektenwelt auf dem heimischen Balkon unterstützen möchte, kann sich unterschiedlicher Pflanzen bedienen. Auf einer Münchner Dachterrasse hat Expertin Julia Pankofer die Position der lackierten Metalltröge mit einem Statiker abgestimmt.
Noch schöner natürlich, wenn auch für die Insektenwelt gleich mitgedacht wird. Durch Begrünung kann Architektur ein Stück der Natur wieder beleben, die sie zuvor verdrängt hat. Und wer die Insektenwelt auf dem heimischen Balkon unterstützen möchte, kann sich unterschiedlicher Pflanzen bedienen. Auf einer Münchner Dachterrasse hat Expertin Julia Pankofer die Position der lackierten Metalltröge mit einem Statiker abgestimmt.
Besonders schwere Exemplare mussten so positioniert werden, dass in der Etage darunter eine tragende Wand steht. Die Pflanzen hat sie so gewählt, dass von Frühjahr bis Herbst immer etwas blüht und Nahrung für allerlei Insekten bietet. Auch eine extensive Dachbegrünung auf einem Haus- oder Garagendach kann der Natur ein Stück Land zurückgeben.
Viele Pflanzenzwiebeln versteckte ein Bauherr in seinem Garten in Hannover, wie Landschaftsarchitektin Petra Pelz verrät. Der Garten zieht sich hier über das Haus, ist üppig gewachsen, mit Wegen aus Natursteinen, ohne zusätzlich versiegelte Flächen.
Viele Pflanzenzwiebeln versteckte ein Bauherr in seinem Garten in Hannover, wie Landschaftsarchitektin Petra Pelz verrät. Der Garten zieht sich hier über das Haus, ist üppig gewachsen, mit Wegen aus Natursteinen, ohne zusätzlich versiegelte Flächen.
Natur und Architektur bilden eine fest verwachsene Einheit. Und selbst das Baumhaus im Garten fügt sich mit seiner verspiegelten Fassade fast unsichtbar ein.
Mehr zu: Gartenprofi finden | Hanggärten planen und anlegen | Terrassen gestalten
Mit den Materialien der Natur bauen
Aus der Natur heraus entsteht Architektur durch die Wahl des Baumaterials. Holz etwa, aber auch Naturstein oder Lehm, bringen durch Haptik und Geruch natürliche Atmosphäre in den Wohnraum. Das kann durch konstruktiven Einsatz der Materialien geschehen, aber auch über Wandverkleidungen und Bodenbeläge. Der Vorteil natürlicher Materialien, zumal wenn wenig Verbundstoffe verwendet werden: Sie lassen sich recyceln, am Ende ihres Lebens gar kompostieren.
Mehr zu: Gartenprofi finden | Hanggärten planen und anlegen | Terrassen gestalten
Mit den Materialien der Natur bauen
Aus der Natur heraus entsteht Architektur durch die Wahl des Baumaterials. Holz etwa, aber auch Naturstein oder Lehm, bringen durch Haptik und Geruch natürliche Atmosphäre in den Wohnraum. Das kann durch konstruktiven Einsatz der Materialien geschehen, aber auch über Wandverkleidungen und Bodenbeläge. Der Vorteil natürlicher Materialien, zumal wenn wenig Verbundstoffe verwendet werden: Sie lassen sich recyceln, am Ende ihres Lebens gar kompostieren.
Das zumindest versprechen Häuser, die mit Stroh, Holz und Lehm gebaut sind. Übrig bleibt hier maximal das Fundament. Meist stammt das Material zudem aus nicht allzu weiter Entfernung. Lehm, Sandstein, Holz und Rohr – Material aus der Umgebung verwendete das spanische Büro Edra arquitectura Km0 für ein Haus in der Region Aragón.
Die Natur ins Haus holen
Innen und außen verbinden gelingt auf vielfältige Weise. Eine Verbindung von Architektur und Natur kann aber nur dann geschaffen werden, wenn tatsächlich Natur vorhanden ist. In der Stadt passiert das seltener, wenngleich hier oft alte Kastanien in den Hinterhöfen stehen und mit ihren Zweigen beinahe in den Wohnraum dringen. Doch auch auf dem Land, wo Ackerfläche zu Bauland wird, gibt es am Ende Gebäude und vielleicht einen neu angelegten Garten mit wenig mehr als Gras und Koniferen.
Die Natur ins Haus holen
Innen und außen verbinden gelingt auf vielfältige Weise. Eine Verbindung von Architektur und Natur kann aber nur dann geschaffen werden, wenn tatsächlich Natur vorhanden ist. In der Stadt passiert das seltener, wenngleich hier oft alte Kastanien in den Hinterhöfen stehen und mit ihren Zweigen beinahe in den Wohnraum dringen. Doch auch auf dem Land, wo Ackerfläche zu Bauland wird, gibt es am Ende Gebäude und vielleicht einen neu angelegten Garten mit wenig mehr als Gras und Koniferen.
Natur wird mit jedem neuen Baugebiet verdrängt, der Weg aus dem Zuhause, aus der Architektur heraus in die Natur länger. Die Natur über große Fenster ins Haus holen kann nur dann gelingen, wenn vor dem Fenster Natur vorhanden ist. Dann wirkt der durch die Architektur gerahmte Ausblick, dann treten Architektur und Natur in Verbindung. Bei Atriumhäusern dringt die Natur dann sogar in die Mitte, in den begrünten Innenhof.
Als architektonisches Paradebeispiel, die Natur ins urbane Umfeld zurückzuholen, gilt Bosco Verticale. Diese 2014 fertiggestellte, neuartige Wohnanlage in Mailand besteht aus zwei Hochhäusern mit einer lebenden Fassade. Mit seinem „vertikalen Wald“ hat der Stararchitekt Stefano Boeri für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Die Idee wird mittlerweile oft adaptiert.
Kennen Sie noch gelungene Beispiele, die Architektur und Natur verbinden? Erzählen Sie in den Kommentaren davon.
Kennen Sie noch gelungene Beispiele, die Architektur und Natur verbinden? Erzählen Sie in den Kommentaren davon.
Architektur in das natürliche Gelände einpassen
Die Natur war zuerst da und wird von jedem Bauwerk unvermeidlich zurückgedrängt. Gute Planung geht bewusst auf die Umgebung ein, nimmt Vorhandenes auf und das Gebäude passt sich an sein Grundstück an. Ist es eben oder in einer steilen Hanglage? Die Topografie bestimmt, was geht, was ohne zu große Veränderung möglich ist. So steht, wer am Hang baut vor einer besseren Aussicht, aber auch vor der Herausforderung, mit der Neigung umzugehen. An den Hang anschmiegen, statt ein künstliches Plateau zu schaffen, spart nicht nur die Kosten für aufwendige Erdarbeiten, sondern stellt auch einen weit geringeren Eingriff in die Landschaft dar.
Zumindest optisch gering fällt der Eingriff in die Natur bei in die Erde eingegrabenen Häusern aus. Statt ein Haus auf den Berg zu setzen, haben Search Architecture and Urban Planning im schweizerischen Vals das Gebäude in den Hang gebaut.