Houzzbesuch: Große Ferienhaus-Architektur mit kleinem Budget
Anspruchsvoll und doch preisbewusst: Von einem Architekten für seine Eltern geplant, ist dieses Haus in Vorarlberg eine schlichte Schönheit
Bienenhus nennen sie es in der Gegend, dieses Ferienhaus in Vorarlberg, das am Hügel hängt. Man mag meinen, weil es so schlicht und hölzern dasteht wie einer jener Imkerkästen, dabei geht der Name auf das vorherige Gebäude an dieser Stelle zurück. Was auf den ersten Blick simpel wirkt, überzeugt durch architektonische Raffinesse – und blieb dank Verzicht an der richtigen Stelle dennoch vergleichsweise günstig.
Architekt Benedikt Bosch entwarf das Ferienhaus in Vorarlberg für seine Eltern. Es sollte eine kleine, eher spartanische Hütte (ohne fließend heißes Wasser oder Elektrizität) an gleicher Stelle ersetzen. 146.000 Euro konnten ausgegeben werden. „Die Herausforderung war, mit einem fixen Budget maximale räumliche und architektonische Qualitäten zu schaffen“, so Bosch. „Das ist nur möglich, wenn in anderen Bereichen der Standard reduziert wird. Zum Beispiel gibt es im Haus keine Zentralheizung, sondern nur einen Holzofen im Wohnraum. Auf Trittschalldämmung wurde ganz verzichtet.“ Bewusst kalkulierte Einfachheit für ein Gebäude, in dem man sich nur zeitweise aufhält – das macht Sinn.
Die Kubatur ist schlicht, der Dachüberstand so austariert, dass er die Sommersonne minimiert. Ein Baumwollvorhang dient als zusätzlicher Sonnenschutz (und addiert der Architektur ein sinnliches ästhetisches Element hinzu: die Bewegung). Die tiefstehende Wintersonne jedoch kann über die fast voll verglaste Südfassade zur passiven Erwärmung des Hauses beitragen. Photovoltaik oder solarthermische Kollektoren wurden nicht installiert – sie hätten sich nicht amortisiert.
Die Kubatur ist schlicht, der Dachüberstand so austariert, dass er die Sommersonne minimiert. Ein Baumwollvorhang dient als zusätzlicher Sonnenschutz (und addiert der Architektur ein sinnliches ästhetisches Element hinzu: die Bewegung). Die tiefstehende Wintersonne jedoch kann über die fast voll verglaste Südfassade zur passiven Erwärmung des Hauses beitragen. Photovoltaik oder solarthermische Kollektoren wurden nicht installiert – sie hätten sich nicht amortisiert.
Die Bauweise ist einfach, aber raffiniert in den Details.
Technisch betrachtet handelt es sich um eine Holzrahmenkonstruktion auf einem Stahlbetonuntergeschoss. Das Pultdach ist mit Edelstahl gedeckt.
Von der Seite betrachtet, sieht der Bau aus wie ein Parallelogramm – was freilich täuscht, gräbt er sich rechts doch in den Hang hinein. Ein feines Detail unterstützt die schräge Anmutung: Die Lattung der Fassade (sägeraue Fichte) orientiert sich am Gefälle des Hangs.
Technisch betrachtet handelt es sich um eine Holzrahmenkonstruktion auf einem Stahlbetonuntergeschoss. Das Pultdach ist mit Edelstahl gedeckt.
Von der Seite betrachtet, sieht der Bau aus wie ein Parallelogramm – was freilich täuscht, gräbt er sich rechts doch in den Hang hinein. Ein feines Detail unterstützt die schräge Anmutung: Die Lattung der Fassade (sägeraue Fichte) orientiert sich am Gefälle des Hangs.
Die einsame Hügellage oberhalb Krumbachs hat ein riesiges Plus: die unverstellte Aussicht. Panoramafenster öffnen sich Richtung Süden zum Tal; der Hausberg Hoher Ifen ist stets im Blick. Vor dem Essbereich erstreckt sich ein Balkon mit beinahe unsichtbarem Spannseil-Geländer, das die Naturwahrnehmung kaum beeinträchtigt – Bau und Natur verschmelzen.
So werden Balkonbrüstungen (fast) unsichtbar >>>
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Das Bienenhus hat Hüttencharakter, ohne je in die Falle des Alpen-Klischees zu tappen – keine Karostoffe, keine Geweihe. Der Innenraum ist ganz in Bretter aus regionaler Weißtanne gehüllt. Der urige alte Kaminofen wurde aus dem Bestandsgebäude übernommen und aufgearbeitet – er ist nun die Hauptheizung des Ferienhauses.
Auch die Raumhöhe wurde bewusst variiert: Nur der Wohnraum – als Hauptaufenthaltsort – ist großzügige fünf Meter hoch, mit offener Wohn-Galerie. In den Schlafräumen wurde die lichte Raumhöhe aus Kostengründen auf 2,20 Meter reduziert. Wenn man schläft, reicht das ja auch mehr als aus.
Auch die Raumhöhe wurde bewusst variiert: Nur der Wohnraum – als Hauptaufenthaltsort – ist großzügige fünf Meter hoch, mit offener Wohn-Galerie. In den Schlafräumen wurde die lichte Raumhöhe aus Kostengründen auf 2,20 Meter reduziert. Wenn man schläft, reicht das ja auch mehr als aus.
Die formal strenge Treppe führt zur Wohnetage mit Sitzplatz auf der Galerie sowie einem Schlafzimmer mit vier Betten. Rechts der Zugang zum Balkon, der per Vorhang vor der Sonne geschützt werden kann.
An der Verkleidung mit heimischer Weißtanne zeigt sich Boschs Liebe zum Detail: Während die gehobelten Bretter der Wandflächen einen seidenmatten Glanz haben, wurde das Holz für den Boden gebürstet. „Die dadurch entstehende Oberflächenstruktur erzeugt beim Barfußlaufen eine sehr wohltuende Haptik“, erklärt er. Architektur für die Sinne!
An der Verkleidung mit heimischer Weißtanne zeigt sich Boschs Liebe zum Detail: Während die gehobelten Bretter der Wandflächen einen seidenmatten Glanz haben, wurde das Holz für den Boden gebürstet. „Die dadurch entstehende Oberflächenstruktur erzeugt beim Barfußlaufen eine sehr wohltuende Haptik“, erklärt er. Architektur für die Sinne!
„In der Planung war es ein wichtiger Aspekt, ein Gebäude zu entwerfen, das einer Person
genügend Geborgenheit gibt, aber auch ausreichend Platz für acht Personen bietet“, so Bosch. Insgesamt hat das Haus drei Schlafzimmer, auf jeder Etage eines (zwei davon sind Doppelzimmer).
Das Elternschlafzimmer im Erdgeschoss hat nicht nur die erwähnte niedrigere Raumhöhe, sondern auch nur ein Mini-Fenster (nach Osten, also mit Morgensonne!) und die allernötigste Breite: Es ist in der Tat eine heimelige Höhle.
genügend Geborgenheit gibt, aber auch ausreichend Platz für acht Personen bietet“, so Bosch. Insgesamt hat das Haus drei Schlafzimmer, auf jeder Etage eines (zwei davon sind Doppelzimmer).
Das Elternschlafzimmer im Erdgeschoss hat nicht nur die erwähnte niedrigere Raumhöhe, sondern auch nur ein Mini-Fenster (nach Osten, also mit Morgensonne!) und die allernötigste Breite: Es ist in der Tat eine heimelige Höhle.
Die Toilette neben dem Schlafzimmer im Erdgeschoss, zugänglich vom Eingangsbereich aus, ist schmal mit schlankem Waschbecken – auch hier beschränkte man sich auf das Wesentliche.
Der Grundriss gibt noch einmal einen Überblick über die Raumorganisation im Erdgeschoss mit dem großen Koch-Essbereich (links) sowie Elternschlafzimmer und Toilette (rechts). Man betritt das Haus über den in die Fassade eingeschnittenen Windfang (oben rechts).
Der Grundriss des Obergeschosses: Links sieht man die Sitzecke im Galeriebereich, der oberhalb der Küche sitzt; rechts eines der insgesamt drei Schlafzimmer im Ferienhaus. Der eingezeichnete Essbereich und der Balkon befinden sich eine Ebene tiefer – hier ist Luftraum.
Im Untergeschoss befinden sich ein weiterer Schlafraum für zwei sowie Sauna und Bad. Der hintere Teil liegt im Hügel, vorne öffnet sich das Untergeschoss zur ebenerdigen Terrasse mit Talblick.
Auch das Schlafzimmer im Untergeschoss – auf der einen Seite im Hang, auf der anderen mit Terrassenzugang – bleibt schlicht, der Beton der Außenwand sichtbar. Der Boden ist mit Schieferplatten ausgelegt. Hier wurde dann doch investiert, und zwar in eine elektrische Fußbodenheizung.
Den Komfort der Fußbodenheizung genießt man auch im Bad mit bodengleicher Dusche im Untergeschoss. Hinten geht es in die Sauna.
Für die Innenverkleidung der Sauna nutzte Bosch verwitterte Fassadenhölzer des Bestandsgebäudes. „Diese Bretter sind über Jahrzehnte durch die Sonne und an der Bergluft natürlich getrocknet. Sie bilden nun ein Wandrelief mit indirekter Beleuchtung, das den Saunaraum gestaltet – und geben dem Raum einen ganz besonderen Duft und ein sehr angenehmes Klima“, so Bosch.
Gute Architektur hat eben auch viel mit Sinnlichkeit zu tun – mit Haptik, Geruch. Alles in allem ist sie nicht unbedingt eine Frage des Geldes, es kommt auf Kreativität an und Liebe zum Detail.
Gute Architektur hat eben auch viel mit Sinnlichkeit zu tun – mit Haptik, Geruch. Alles in allem ist sie nicht unbedingt eine Frage des Geldes, es kommt auf Kreativität an und Liebe zum Detail.
Die erstreckt sich bei Bosch übrigens sogar auf reine Nutzbauten: Selbst der Unterstand fürs Brennholz wirkt modern – durch die facettierte Form, die gleichzeitig auch noch praktisch ist und Regen ablaufen lässt. Das Material ist günstig und schlicht, die Holzlattenkonstruktion wurde mit Dachpappe belegt. Wer hätte gedacht, dass die so gut aussehen kann?
Finden Sie mehr Inspiration rund um Häuser und Fassadengestaltung
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Hier urlauben: ein älteres Paar, Familie und Freunde (bis zu acht Personen)
Auf: 115 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 500 Quadratmeter großen Grundstück
In: der Nähe von Krumbach, Vorarlberg, Österreich
Architekt: Benedikt Bosch; Yonder Architektur und Design, Stuttgart
Budget: 146.000 Euro / 1.120 Euro pro Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche