Houzzbesuch: Ein modernes Berghaus rückt Rampen ins rechte Licht
Auf 1300 Metern in den Schweizer Alpen: Im 30-Seelen-Dorf Panix entstand ein Berghaus für die Familie eines Architekten
Berghäuser und -hütten sind bei Architekten eine beliebte Entwurfsaufgabe. Einerseits kann man hier an tradierte Formen anknüpfen, andererseits lassen sie sich modern verwandeln. Genau das ist auch im schweizerischen Panix (auch: Pigniu) geschehen, wo Drexler Guinand Jauslin Architekten ein Wochenendhaus bauten. Durch eine neue Dorfumgehungsstraße, die wegen eines Stausees angelegt wurde, waren neue Grundstücke entstanden – und Architekt Daniel Jauslin schlug zu. Schließlich kannte er das Dorf in Graubünden noch aus den Familienurlauben seiner Kindheit.
Als Kind hatte Daniel Jauslin mit seinen Eltern regelmäßig in Panix Urlaub gemacht. Damals fuhr die Familie von Basel in zweieineinhalb Stunden hinauf in die Berge. „Ich bin in den Ferien quasi hier aufgewachsen“, sagt der Architekt. Als er erwachsen wurde, suchte er eine Weile nach dem passenden Ort für ein Ferienhaus, bis ihm klar wurde, dass er ihn längst kannte – das Bergdorf seiner Kindheit.
Weitere Inspirationen zu rustikalen Häusern
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Auf 1300 Metern Höhe ist die Neuinterpretation einer Berghütte entstanden. Der Rücksprung in der Fassade ist den örtlichen Brandschutzrichtlinien geschuldet: Für leicht brennbare Materialien gilt ein anderer Abstand zur Umgebungsbebauung als für schwer entflammbare wie Beton. Jedes Geschoss hat seinen eigenen Außenzugang. Hier sieht man den zum Obergeschoss.
Schiebeklappläden aus Lärche verdunkeln bei Bedarf die Fenster.
Wie ein Haus von oben aussieht – auch darauf muss man achten, wenn man in den Bergen baut. Die gewählte Dachdeckung ist denkbar einfach – die Architekten entschieden sich für Blech, damit sich der Bau nicht von den übrigen Häusern des Dorfes unterscheidet.
Architekten in Ihrer Nähe
Wie ein Haus von oben aussieht – auch darauf muss man achten, wenn man in den Bergen baut. Die gewählte Dachdeckung ist denkbar einfach – die Architekten entschieden sich für Blech, damit sich der Bau nicht von den übrigen Häusern des Dorfes unterscheidet.
Architekten in Ihrer Nähe
Im Inneren wird das Gebäude über Rampen erschlossen. Vom Erdgeschoss, in dem sich zwei Zimmer und das Bad befinden, geht es über das Ober- ins Dachgeschoss. Decken und Wände der Innenräume sind im gesamten Haus weiß verputzt. Die Dielenböden bestehen aus weiß geölter Lärche. Hier ist eines der Schlafzimmer im Erdgeschoss zu sehen. Hinter dem Bett beginnt die Rampe.
Bett: Simple Double Deux, ein Entwurf des Architekturbüros
Bett: Simple Double Deux, ein Entwurf des Architekturbüros
„Ich habe mit Bauleuten aus der Region gearbeitet“, sagt Daniel Jauslin. „Hier sind alle miteinander verschwägert. Auf dem Land zu bauen, ist fast besser als in der Stadt, weil jeder ein Auge darauf hat, dass es ordentlich wird.“ Durch die angrenzende Straße war das Vorhaben kein Problem. „Nur die Betonpreise werden immer höher, je weiter man von der nächsten großen Straße entfernt ist“, sagt Jauslin und lacht.
Beide Betten sind Entwürfe des Architekturbüros. Bei diesem Modell handelt es sich um eine Einzelanfertigung.
Stuhl: Antony, Design: Jean Prouvé, Vitra
Beide Betten sind Entwürfe des Architekturbüros. Bei diesem Modell handelt es sich um eine Einzelanfertigung.
Stuhl: Antony, Design: Jean Prouvé, Vitra
Neben zwei Zimmern befindet sich auch das Bad im Erdgeschoss. Die Wanne ist alt; Daniel Jauslin kaufte sie bei Bauteil-Tausch in Basel. Zwar bezeichnet er sie als antik und schrottreif, aber was macht das schon, wenn man beim Baden eine solche Aussicht genießen kann?
„Als ich das Haus entwarf, hatte ich noch keine Kinder“, erzählt Jauslin. „Inzwischen habe ich viel darüber gelernt, wie Architektur für Kinder sein kann. Meine spielen gerne auf den Rampen und benutzen sie als Rutschen. Die Kinder von Freunden ebenso.“
Und nicht nur die Kleinen mögen die Erschließung: „Während der Rohbauphase habe ich die Steigung mal mit meiner Oma getestet, auch für sie waren die Rampen kein Problem.“
Und nicht nur die Kleinen mögen die Erschließung: „Während der Rohbauphase habe ich die Steigung mal mit meiner Oma getestet, auch für sie waren die Rampen kein Problem.“
Das Haus wurde schon 2004 fertig, und bis heute ist Jauslin sehr zufrieden mit seiner Entscheidung, statt Treppen mit Rampen zu arbeiten: „Ich hätte es anders gemacht, wenn es sich nicht um ein Ferienhaus handeln würde, aber so? Im Urlaub hat man Zeit, und es ist schön, die verschiedenen Ebenen langsam zu durchschreiten. Dabei hat man immer wieder neue und andere Ausblicke auf die Landschaft, die sich durch die Jahreszeiten ständig verändert.“
In einer mit blauen Mosaikfliesen von Bisazza ausgekleideten Nische befindet sich die Dusche.
In einer mit blauen Mosaikfliesen von Bisazza ausgekleideten Nische befindet sich die Dusche.
„Küche, Ofenbank und Holzofen sind als ein kontinuierliches Möbel entworfen“, erklärt Jauslin. Der Abschluss besteht aus dunkelgrünem, geöltem Speckstein, Pietra Ollare, aus der Region. Die Ofenbaufirma Tarcisi Maissen bricht ihn im eigenen Steinbruch. Das vordere Rohr ist der Heizungskamin, das hintere dient als Dampfabzug und zur Ventilation.
Das gesamte Haus wird über diesen Holzofen beheizt. Außerdem gibt es eine Solaranlage zur Wassererwärmung und eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung.
Alle Einbauten fertigte die Schreinerei G. G. Spescha aus Rueun. Der Schreiner selber stammt aus Panix.
Tisch: antiker Markttisch; schwarze Stühle: Horgenglarus; Küchengeräte: Bosch
Das gesamte Haus wird über diesen Holzofen beheizt. Außerdem gibt es eine Solaranlage zur Wassererwärmung und eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung.
Alle Einbauten fertigte die Schreinerei G. G. Spescha aus Rueun. Der Schreiner selber stammt aus Panix.
Tisch: antiker Markttisch; schwarze Stühle: Horgenglarus; Küchengeräte: Bosch
Hinter der Küchenzeile verlängert sich der Ofen als beheizte Bank in den Wohnbereich. Bei der Lehne handelt es sich um eine typische Schweizer Parkbank von Burri in Lärche.
Hängekamin: Focus; Stühle: Crossed Legs Lounge Chair, Fabiaan van Severen, Indera
Weitere Houzzbesuche in den Bergen
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Zwei Bänke flankieren im Dachgeschoss das Panoramafenster, das seinem Namen hier alle Ehre macht.
Mit Edelstahl-Netz (Firma Jakob) bespannte Geländer: Firma Cadosch; Polster-Bett/ Pouff: Interio
Mit Edelstahl-Netz (Firma Jakob) bespannte Geländer: Firma Cadosch; Polster-Bett/ Pouff: Interio
„Es ist wunderschön, im Haus zu sein. Ich fühle mich darin sehr mit der Landschaft verbunden“, sagt Jauslin – und wir glauben es ihm sofort.
Wie gefällt Ihnen dieses Berghaus? Welcher ist Ihr Lieblingsraum?
Wie gefällt Ihnen dieses Berghaus? Welcher ist Ihr Lieblingsraum?
Hier urlaubt: Daniel Jauslin mit seiner Familie (vielleicht auch bald Sie, über Airbnb)
In: Panix (Pigniu), einem Dorf oberhalb von Ilanz, im Schweizer Kanton Graubünden
Auf: 150 Quadratmetern
Experten: Drexler Guinand Jauslin Architekten
Fotos: Ralph Feiner
Es hat rund 30 Einwohner, das Bergdorf Panix auf 1300 Metern Höhe, in dem der Schweizer Architekt Daniel Jauslin seiner Familie und sich ein Ferienhaus gebaut hat.
Die gestalterische Grundidee des Architekten trug dem Bergpanorama Rechnung: Ein Band, das sich mit verschiedenen Materialien über drei Ebenen spiralförmig nach oben wickelt. Im Sockel nackter Beton, weiter oben dann Lärchenschindeln. Alpenländisch und modern zugleich.