Houzzbesuch: Die Auferstehung einer Kirche in Wisconsin
Es gab keinen Strom und keine Erschließung – doch mit viel Liebe zum Detail erweckte ein Architekt diese verfallene Kirche zu neuem Leben
Obwohl die Fassade der Kirche völlig heruntergekommen war, erkannte Architekt Kurt Melander sofort ihren architektonischen Wert – und kaufte das baufällige Gebäude kurzerhand für gerade einmal 25 000 Dollar. Die auf einem riesigen Feld, inmitten der atemberaubenden Landschaft im nördlichen Wisconsin stehende Kirche aus dem Jahr 1898 war einst religiöses Zentrum der Skandinavischen und Lutherischen Gemeinde vor Ort. Doch seit ihrer Schließung Anfang der achtziger Jahre verfiel sie immer mehr.
Als Melander die Kirche zu einem Wohnhaus umbaute, wollte er möglichst viele Details erhalten. Wo das nicht möglich war, ließ er Nachbildungen anfertigen. Auch die ursprüngliche Baustruktur berücksichtige er bei der Umgestaltung, und so gelang es ihm, das Gebäude auf respektvolle Weise in ein wohnliches Zuhause zu verwandeln. „Mich überkam das gute Gefühl, den Menschen dort etwas Wichtiges zurückgegeben zu haben“, erzählt Melander.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Kurt Melander, Architekt
In: Nord-Wisconsin
Auf: 185 Quadratmetern
Umbaukosten: 260 000 Dollar
Als Melander die Kirche zu einem Wohnhaus umbaute, wollte er möglichst viele Details erhalten. Wo das nicht möglich war, ließ er Nachbildungen anfertigen. Auch die ursprüngliche Baustruktur berücksichtige er bei der Umgestaltung, und so gelang es ihm, das Gebäude auf respektvolle Weise in ein wohnliches Zuhause zu verwandeln. „Mich überkam das gute Gefühl, den Menschen dort etwas Wichtiges zurückgegeben zu haben“, erzählt Melander.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Kurt Melander, Architekt
In: Nord-Wisconsin
Auf: 185 Quadratmetern
Umbaukosten: 260 000 Dollar
VORHER: Trotz ihrer beeindruckenden Architektur war die Kirche in einem sehr schlechtem Zustand. Das Dach musste dringend erneuert werden, was Melander etwa 15000 Dollar kostete. Wegen der geltenden Brandschutzgesetze konnte Melander auf dem Dach aber nicht einfach die originalen Schindeln aus Zedernholz aufarbeiten und austauschen, sondern musste nach einer Alternative suchen. Schließlich entschied er sich für klassische grüne Asphaltschindeln.
Auch die Fassadenschindeln waren fast alle morsch. Zum Glück fand Melander noch einige unversehrte Exemplare und ließ nach deren Vorlage für knapp 12000 Dollar neue Zeder-Schindeln anfertigen. Die Kosten für die Sanierung des Glockenturms beliefen sich auf etwa 8000 Dollar.
Die Erhaltung der Schindelfassade war Melander besonders wichtig, da sie wesentlich für den Charakter des Bauwerks ist: „Mir war es wirklich wichtig, dem Original treu zu bleiben“, so Melander. Die Originalfenster wurden für etwa 23 000 Dollar durch neue, doppelverglaste Duplikate ersetzt. Lediglich für das neue Schlafzimmer und das Bad wurden an der hinteren Fassade einige Fenster neu eingebaut – unter Berücksichtigung der Proportionen, die Anfang des 20. Jahrhunderts üblich waren.
Die Erhaltung der Schindelfassade war Melander besonders wichtig, da sie wesentlich für den Charakter des Bauwerks ist: „Mir war es wirklich wichtig, dem Original treu zu bleiben“, so Melander. Die Originalfenster wurden für etwa 23 000 Dollar durch neue, doppelverglaste Duplikate ersetzt. Lediglich für das neue Schlafzimmer und das Bad wurden an der hinteren Fassade einige Fenster neu eingebaut – unter Berücksichtigung der Proportionen, die Anfang des 20. Jahrhunderts üblich waren.
Vom ursprünglichen Haupteingang gelangt man nun in einen schlichten, lichtdurchfluteten Flur. Die alte Tapete in einigen Teilen des Gebäudes war über die Jahre brüchig geworden und konnte deshalb nicht erhalten werden. Melander entschied sich stattdessen, die Wände in schlichtem Weiß zu tünchen.
VORHER: Das nach Osten ausgerichtete Ochsenauge über dem Eingang des Glockenturms ließ die Kirche am Sonntagmorgen, wenn die Kirchgänger kamen, in hellem Tageslicht erstrahlen.
Heute ist der Turm in drei Etagen aufgeteilt: Unten befindet sich der Eingangsbereich, in der Mitte ein Arbeitszimmer (mit dem Ochsenauge) und ganz oben der Speicher. Über eine Außenleiter in der oberen Etage gelangt man zum Balkon, von dem aus man einen fantastischen Blick über die Landschaft hat. Innen gelangt man ebenfalls über eine Leiter und eine kleine Plattform ins Atelier.
Von dem 7,5 Quadratmeter kleinen Studio kann man das ganze Grundstück überblicken. Die Kirche liegt zwar recht abgelegen, aber in der Ferne kann man ein paar Bauernhöfe erkennen. Am anderen Ende des Raums befindet sich eine Leiter, über die man ins nächste Geschoss gelangt.
Früher bestand die Kirche aus einem einzigen offenen Raum. Um mehr Privatsphäre zu schaffen, trennte Melander einige Bereiche ab. Dank des frei stehenden Kamins konnte Melander einen gesonderten Küchenbereich einrichten und eine Treppe einbauen, über die man das neue Dachgeschoss erreicht. Der Kamin verkleinert den Raum nicht, ganz im Gegenteil: Das vertikale Element lässt ihn noch höher wirken; und ist ein visuelles Zitat des Glockenturm.
VORHER: Im Zuge der Neugestaltung entdeckte Melander, dass die Decke abgehängt worden war. Als er die morschen Holzbalken und die alte Wärmedämmung entfernt hatte, offenbarte sich ihm eine knapp 5,5 Meter hohe Decke.
NACHHER: Melander war es wichtig, alte Elemente so gut es ging zu erhalten. Nur, wo es notwendig war, fügte er neue hinzu. Fehlende Teile an Zierleisten und Fensterrahmen ließ er originalgetreu nachbauen. Die 120 Jahre alten Dielen aus Kiefernholz stammen von einem alten Schiff.
Der Löwenanteil des Umbau-Budgets – knapp 130000 Dollar – wurden für Innenausbau, Gipskartonwände, Dämmung und Malerarbeiten benötigt.
Im Zuge der Umbauarbeiten gab es auch einige Überraschungen: In vielen Kirchen aus jener Zeit wurde bei der Errichtung eine Bibel im Fundament hinterlassen. Melander fand heraus, dass diese Bibel nach der Schließung ausgegraben worden war. Aber er entdeckte immerhin ein paar Münzen und eine Stricknadel zwischen den Dielenbrettern.
Fensterläden: lackiertes Zedernholz; Hocker, Sessel, Zweisitzer: Vintage
Der Löwenanteil des Umbau-Budgets – knapp 130000 Dollar – wurden für Innenausbau, Gipskartonwände, Dämmung und Malerarbeiten benötigt.
Im Zuge der Umbauarbeiten gab es auch einige Überraschungen: In vielen Kirchen aus jener Zeit wurde bei der Errichtung eine Bibel im Fundament hinterlassen. Melander fand heraus, dass diese Bibel nach der Schließung ausgegraben worden war. Aber er entdeckte immerhin ein paar Münzen und eine Stricknadel zwischen den Dielenbrettern.
Fensterläden: lackiertes Zedernholz; Hocker, Sessel, Zweisitzer: Vintage
Hinter dem Kamin führt eine Treppe aus massivem Sperrholz und Stahl in die loftähnliche obere Etage, auf der sich Schlaf- und Badezimmer befinden.
An den schmalen Schlafzimmerfenstern befestigte Melander von außen lichtdurchlässige blaue Plastikstreifen mit Stahlringen. Durch diese Öffnungen gelangt Tageslicht vom Fester auf der Westseite bis in den Wohnbereich im unteren Geschoss. Da die Plastikstreifen nur am oberen Ende befestigt sind, bewegen sie sich bei jedem Windhauch sanft hin und her. „Die schmalen Fenster sind eine Hommage an die Orgelpfeifen einer Kirchenorgel“, erklärt Melander.
Wandleuchte: „Tolomeo Micro Faretto“ von Artemide
Wandleuchte: „Tolomeo Micro Faretto“ von Artemide
Die weißen Mosaik-Bodenfliesen aus dem Schlafzimmer gehen fließend auch ins angrenzende Badezimmer über. Die französische Badewanne aus dem 20. Jahrhundert fand Melander in einem Trödelladen im nahegelegenen Minneapolis.
Ein hoher Kostenfaktor war auch die Installation der Abwasser-, Sanitär- und Elektrotechnik, die insgesamt 52000 Dollar kostete.
Ein hoher Kostenfaktor war auch die Installation der Abwasser-, Sanitär- und Elektrotechnik, die insgesamt 52000 Dollar kostete.
Im Untergeschoss befindet sich eine einfache, aber funktionale Küche. Melander wollte, dass sie zwar vom Hauptraum abgetrennt, aber gleichzeitig leicht zugänglich ist. Der Platz hinter Treppe und Kamin schien dafür am besten geeignet. Die Wandleuchten können entweder direkt die Arbeitsfläche beleuchten oder indirekt eine gemütliche Atmosphäre erzeugen.
Spüle: rostfreie Gewerbespüle; Herd: Garland Gewerbesortiment
Spüle: rostfreie Gewerbespüle; Herd: Garland Gewerbesortiment
Zudem befindet der Bau sich auf einem etwa 12000 Quadratmeter großen Grundstück. Vom Balkon im Turm aus sieht man nur Wald und Wiesen, so weit das Auge reicht – die Ruhe ist himmlisch!
Außenverkleidung: Schindeln aus lackiertem Zedernholz; Dach: grüne Asphaltschindeln