Ländervergleich: Die größten Hürden nachhaltiger zu bauen
Houzz-Redakteure berichten von den Herausforderungen beim nachhaltigen Bauen in ihren jeweiligen Ländern
Vom rauen Klima Australiens über die bürokratischen Hürden in Italien bis zur Abriss- und Neubaukultur Japans – überall auf der Welt sind Architekten und Bauprofis herausgefordert, wenn es darum geht, zukunftsweisend und nachhaltig zu bauen.
Um einen Eindruck davon zu bekommen, welche Probleme es beim umweltfreundlichen Bauen gibt, haben die Houzz-Redakteure Spezialisten vor Ort befragt. Nur wenn wir die Probleme kennen, verstehen wir, an welchem Punkt wir uns befinden und wohin die Reise gehen muss in Bezug auf Nachhaltigkeit. Damit Sie sehen, was alles möglich ist, haben wir einige inspirierende Beispiele für nachhaltiges Bauen auf der ganzen Welt für Sie herausgesucht.
Klimatische und geografische Herausforderungen
In vielen Ländern ist die Entwicklung nachhaltiger Baukonzepte schwierig, weil unterschiedliche Naturräume dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen.
Um einen Eindruck davon zu bekommen, welche Probleme es beim umweltfreundlichen Bauen gibt, haben die Houzz-Redakteure Spezialisten vor Ort befragt. Nur wenn wir die Probleme kennen, verstehen wir, an welchem Punkt wir uns befinden und wohin die Reise gehen muss in Bezug auf Nachhaltigkeit. Damit Sie sehen, was alles möglich ist, haben wir einige inspirierende Beispiele für nachhaltiges Bauen auf der ganzen Welt für Sie herausgesucht.
Klimatische und geografische Herausforderungen
In vielen Ländern ist die Entwicklung nachhaltiger Baukonzepte schwierig, weil unterschiedliche Naturräume dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen.
Dank nachhaltiger Materialien und eines Energieeffizienzsystems erstrahlt dieses Haus in Südtirol, Italien, in neuem Glanz.
Ein weiterer Grund für die schleppende Entwicklung der für das Thema Nachhaltigkeit so notwendigen innovativen Ansätze ist die komplizierte Bürokratie. „Das Motto der Behörden vor Ort, die für die Baugenehmigungen zuständig sind, lautet: ‚Wir machen das so, wie wir es immer gemacht haben.‘ Für Verbesserungen ist daher kaum Raum“, erklärt die Architektin Sara Pizzo.
Viele Investitionen sind vonnöten, um das einzigartige historische Erbe Italiens zu bewahren. Drei Faktoren, die schwierigen geografischen Bedingungen, die Bürokratie und die vielen historischen Gebäude behindern vielerorts die Entwicklung nachhaltiger Baukonzepte.
Unsanierte Substanz
Die Ökologisierung eines großen Teils historischer Wohnsiedlungen ist nicht nur in Großbritannien üblich, sondern auch in Frankreich und Spanien.
Ein weiterer Grund für die schleppende Entwicklung der für das Thema Nachhaltigkeit so notwendigen innovativen Ansätze ist die komplizierte Bürokratie. „Das Motto der Behörden vor Ort, die für die Baugenehmigungen zuständig sind, lautet: ‚Wir machen das so, wie wir es immer gemacht haben.‘ Für Verbesserungen ist daher kaum Raum“, erklärt die Architektin Sara Pizzo.
Viele Investitionen sind vonnöten, um das einzigartige historische Erbe Italiens zu bewahren. Drei Faktoren, die schwierigen geografischen Bedingungen, die Bürokratie und die vielen historischen Gebäude behindern vielerorts die Entwicklung nachhaltiger Baukonzepte.
Unsanierte Substanz
Die Ökologisierung eines großen Teils historischer Wohnsiedlungen ist nicht nur in Großbritannien üblich, sondern auch in Frankreich und Spanien.
Dieses viktorianische Haus einer Siedlung in Manchester, Großbritannien, wurde von Ecospheric und Guy Taylor Associates nach den Standards des deutschen Passivhaus-Instituts saniert.
„In Großbritannien gibt es einige der ältesten Wohnsiedlungen Europas, 80 Prozent der existierenden Gebäude wird es auch noch im Jahr 2050 geben“, so Adrian Dobson, Geschäftsführer des Bereichs Dienstleistungen am Royal Institute of British Architects. „Eine unserer größten Herausforderungen ist deshalb die energieeffiziente Sanierung von Gebäuden aller Art. Wenn es um Energieeffizienz von Gebäuden geht, belegt Großbritannien in Europa den letzten Platz. Darüber hinaus beträgt ihr Anteil an Treibhausgas-Emissionen landesweit ganze 14 Prozent“, erklärt Adrian Dobson.
„In Großbritannien gibt es einige der ältesten Wohnsiedlungen Europas, 80 Prozent der existierenden Gebäude wird es auch noch im Jahr 2050 geben“, so Adrian Dobson, Geschäftsführer des Bereichs Dienstleistungen am Royal Institute of British Architects. „Eine unserer größten Herausforderungen ist deshalb die energieeffiziente Sanierung von Gebäuden aller Art. Wenn es um Energieeffizienz von Gebäuden geht, belegt Großbritannien in Europa den letzten Platz. Darüber hinaus beträgt ihr Anteil an Treibhausgas-Emissionen landesweit ganze 14 Prozent“, erklärt Adrian Dobson.
Dieser Hausbau in Frankreich ist an die traditionelle Architektur angelehnt und mit einem Gewächshaus ausgestattet, das als passiver Wärmespeicher fungiert. Foto: Olivier Martin Gambier
Auch in Frankreich ist das Thema Nachhaltigkeit aktuell. Laut dem National Institute of Statistics and Economic Studies (Insee) wurden 55 Prozent der bestehenden Gebäude vor 1975 erbaut, also vor Einführung der ersten Bauvorschriften. Dem Umweltministerium ist klar, dass die Baubranche 45 Prozent der gesamten Energie und 27 Prozent der Treibhausgas-Emissionen produziert.
Das spanische Ministerium für Mobilität, Transport und Urbanität zählte 2018 26 Millionen Wohnhäuser im Land. Die meisten von ihnen wurden zwischen Mitte der Siebziger- und Ende der Neunzigerjahre erbaut. Im Jahr 2006 traten die technischen Bauvorschriften (CTE) in Kraft. Ein großer Teil dieser Gebäude gilt demnach als nicht energieeffizient. Die Folge: All diese Häuser müssen nun an die bestehenden Nachhaltigkeitskriterien angepasst werden, was keine leichte Aufgabe sein wird.
Auch in Frankreich ist das Thema Nachhaltigkeit aktuell. Laut dem National Institute of Statistics and Economic Studies (Insee) wurden 55 Prozent der bestehenden Gebäude vor 1975 erbaut, also vor Einführung der ersten Bauvorschriften. Dem Umweltministerium ist klar, dass die Baubranche 45 Prozent der gesamten Energie und 27 Prozent der Treibhausgas-Emissionen produziert.
Das spanische Ministerium für Mobilität, Transport und Urbanität zählte 2018 26 Millionen Wohnhäuser im Land. Die meisten von ihnen wurden zwischen Mitte der Siebziger- und Ende der Neunzigerjahre erbaut. Im Jahr 2006 traten die technischen Bauvorschriften (CTE) in Kraft. Ein großer Teil dieser Gebäude gilt demnach als nicht energieeffizient. Die Folge: All diese Häuser müssen nun an die bestehenden Nachhaltigkeitskriterien angepasst werden, was keine leichte Aufgabe sein wird.
Das La Floresta in Barcelona, Spanien von noem besteht aus einem alten Gebäudeteil und einem energieeffizienten Anbau aus Holz.
Auch wenn es viele Definitionen von nachhaltigem Bauen gibt, ein Konsens lautet: „Grüne Architektur“ nutzt natürliche Ressourcen so effizient wie möglich, und die Beeinträchtigungen für Gesundheit und Umwelt sollten möglichst gering ausfallen. Aber es gibt auch noch weitere Dimensionen.
Eva Chacón, Co-Geschäftsführerin von Bonsai Arquitectos, ist der Meinung, Spanien könne, wie viele andere Länder, echte Nachhaltigkeit nur mit einer generationsübergreifenden und multifunktionellen Architektur gelingen: „In der Städteplanung und den Sozialwissenschaften müssen wir in der Lage sein, den kompletten Lebensweg der Menschen mitzuberücksichtigen, einschließlich ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse im Laufe der Zeit. Und wir müssen Synergien zwischen Planung und Bedürfnissen ausfindig machen.“
Auch wenn es viele Definitionen von nachhaltigem Bauen gibt, ein Konsens lautet: „Grüne Architektur“ nutzt natürliche Ressourcen so effizient wie möglich, und die Beeinträchtigungen für Gesundheit und Umwelt sollten möglichst gering ausfallen. Aber es gibt auch noch weitere Dimensionen.
Eva Chacón, Co-Geschäftsführerin von Bonsai Arquitectos, ist der Meinung, Spanien könne, wie viele andere Länder, echte Nachhaltigkeit nur mit einer generationsübergreifenden und multifunktionellen Architektur gelingen: „In der Städteplanung und den Sozialwissenschaften müssen wir in der Lage sein, den kompletten Lebensweg der Menschen mitzuberücksichtigen, einschließlich ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse im Laufe der Zeit. Und wir müssen Synergien zwischen Planung und Bedürfnissen ausfindig machen.“
Dieses Haus an der Küste von Massachusetts, USA, wurde 2,40 Meter über dem Boden errichtet, damit Sturmfluten unter dem Haus vorbeirauschen können.
Laut American Institute of Architects (AIA) macht Kohlenstoffdioxid, das während des Baus von Häusern produziert wird, sowie das tägliche Heizen, Kühlen und Beleuchten knapp 40 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in den USA aus.
Wie in vielen anderen Ländern stehen auch die USA vor dem Problem, dass etwa 95 Prozent aller Gebäude über zehn Jahre alt sind und diese somit vor dem Inkrafttreten moderner Energienormen gebaut wurden. Das AIA betont, dass bei der Planung und Konstruktion von Gebäuden unbedingt darauf geachtet werden müsse, Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.
Viele Hürden in Asien und Russland
Ganz anders in Japan: Dort schätzt das Ministerium für Land, Infrastruktur, Transport und Tourismus die durchschnittliche Lebensdauer eines Hauses auf gerade einmal 30 Jahre, bevor es wieder abgerissen wird. Diese Abriss- und Neubaukultur ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs weit verbreitet.
Laut American Institute of Architects (AIA) macht Kohlenstoffdioxid, das während des Baus von Häusern produziert wird, sowie das tägliche Heizen, Kühlen und Beleuchten knapp 40 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in den USA aus.
Wie in vielen anderen Ländern stehen auch die USA vor dem Problem, dass etwa 95 Prozent aller Gebäude über zehn Jahre alt sind und diese somit vor dem Inkrafttreten moderner Energienormen gebaut wurden. Das AIA betont, dass bei der Planung und Konstruktion von Gebäuden unbedingt darauf geachtet werden müsse, Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.
Viele Hürden in Asien und Russland
Ganz anders in Japan: Dort schätzt das Ministerium für Land, Infrastruktur, Transport und Tourismus die durchschnittliche Lebensdauer eines Hauses auf gerade einmal 30 Jahre, bevor es wieder abgerissen wird. Diese Abriss- und Neubaukultur ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs weit verbreitet.
Ein nachhaltiges Haus in Japan
Osamu Nagashima, Gebäudegutachter und Immobilienberater bei Sakura Jimusho, ist der Ansicht, dass die japanische Regierung die Bürgerinnen und Bürger ermutigt hat, neue Häuser zu bauen, um so dem Wohnraummangel entgegenzuwirken. Und obwohl es Japan gelang, bis zum Jahr 1968 genügend Wohnraum zu schaffen, hat das Land es versäumt, sich auf die Verbesserung bestehender Wohnhäuser zu konzentrieren. „Bis heute gilt die Anzahl der Neubauten als Indikator für wirtschaftliches Wachstum“, so Nagashima.
In Singapur, einer kleinen Insel von gerade einmal 719 Quadratkilometern mit 5,8 Millionen Einwohnern, ist die Entwicklung von nachhaltigen Projekten ausschließlich Sache der Eigentümer.
Osamu Nagashima, Gebäudegutachter und Immobilienberater bei Sakura Jimusho, ist der Ansicht, dass die japanische Regierung die Bürgerinnen und Bürger ermutigt hat, neue Häuser zu bauen, um so dem Wohnraummangel entgegenzuwirken. Und obwohl es Japan gelang, bis zum Jahr 1968 genügend Wohnraum zu schaffen, hat das Land es versäumt, sich auf die Verbesserung bestehender Wohnhäuser zu konzentrieren. „Bis heute gilt die Anzahl der Neubauten als Indikator für wirtschaftliches Wachstum“, so Nagashima.
In Singapur, einer kleinen Insel von gerade einmal 719 Quadratkilometern mit 5,8 Millionen Einwohnern, ist die Entwicklung von nachhaltigen Projekten ausschließlich Sache der Eigentümer.
Das Tembusu in Singapur (Foto mit freundlicher Genehmigung von ARC Studio Architecture + Urbanism): Dieses Beispiel verdichteter Bebauung verfügt über einen halböffentlichen Dachgarten, eine grüne Fassade und ein Regenwasserauffangsystem.
Über 90 Prozent der Einwohner leben in Wohnungen des Housing and Development Board, die teils Privateigentum und, teils öffentliches Eigentum sind. Somit kann die große Mehrheit der Bewohner Singapurs nicht darüber entscheiden, ob nachhaltiger Wohnraum entsteht – egal, ob durch Neubau oder Sanierung – klimafreundliche Energie erzeugt, Regenwasser genutzt und Obst und Gemüse selbst angebaut werden.
Nachhaltige Lösungen werden zentral von der Gebäude- und Baubehörde gesteuert. Den Bewohnerinnen und Bewohnern bleibt immerhin noch, bei der Renovierung ihrer vier Wände sowie in ihrem täglichen Konsumverhalten auf Nachhaltigkeit zu setzen.
In Russland werden der Entwicklung eines nachhaltigen Denkens aufgrund kultureller Gepflogenheiten und wirtschaftlicher Zwänge viele Steine in den Weg gelegt.
Über 90 Prozent der Einwohner leben in Wohnungen des Housing and Development Board, die teils Privateigentum und, teils öffentliches Eigentum sind. Somit kann die große Mehrheit der Bewohner Singapurs nicht darüber entscheiden, ob nachhaltiger Wohnraum entsteht – egal, ob durch Neubau oder Sanierung – klimafreundliche Energie erzeugt, Regenwasser genutzt und Obst und Gemüse selbst angebaut werden.
Nachhaltige Lösungen werden zentral von der Gebäude- und Baubehörde gesteuert. Den Bewohnerinnen und Bewohnern bleibt immerhin noch, bei der Renovierung ihrer vier Wände sowie in ihrem täglichen Konsumverhalten auf Nachhaltigkeit zu setzen.
In Russland werden der Entwicklung eines nachhaltigen Denkens aufgrund kultureller Gepflogenheiten und wirtschaftlicher Zwänge viele Steine in den Weg gelegt.
Ein Passivhaus in Nowosibirsk in Sibirien, Russland.
Seit dem Zusammenbruch der UdSSR hat sich die russische Regierung nur wenig mit dem Thema Umweltschutz befasst. Erst seit Kurzem werden die Einwohnerinnen und Einwohner aufgefordert, Müll zu trennen, was sich allerdings als schwieriges Unterfangen herausstellt. Hier gelten Anhänger der Nachhaltigkeit schlicht als Umweltfreaks.
Ein Grund für die geringe Akzeptanz sind sicherlich die niedrigen Energiekosten, denn die Menschen sind finanziell nicht darauf angewiesen, ihr Verhalten zu ändern und Energie zu sparen. Nachhaltigkeit gilt demnach als unwichtig.
Das größte Hindernis in Indien, Nachhaltigkeit zu etablieren, ist die Rentabilität. Mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern und einer wachsenden Wirtschaft braucht das Land dringend Wohnraum und einen Ausbau der Infrastruktur.
Seit dem Zusammenbruch der UdSSR hat sich die russische Regierung nur wenig mit dem Thema Umweltschutz befasst. Erst seit Kurzem werden die Einwohnerinnen und Einwohner aufgefordert, Müll zu trennen, was sich allerdings als schwieriges Unterfangen herausstellt. Hier gelten Anhänger der Nachhaltigkeit schlicht als Umweltfreaks.
Ein Grund für die geringe Akzeptanz sind sicherlich die niedrigen Energiekosten, denn die Menschen sind finanziell nicht darauf angewiesen, ihr Verhalten zu ändern und Energie zu sparen. Nachhaltigkeit gilt demnach als unwichtig.
Das größte Hindernis in Indien, Nachhaltigkeit zu etablieren, ist die Rentabilität. Mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern und einer wachsenden Wirtschaft braucht das Land dringend Wohnraum und einen Ausbau der Infrastruktur.
Das Dach dieses Hauses in Indien ist mit trockenresistenten Gräsern bepflanzt, die das Haus während der Sommermonate angenehm kühlen. Es wurde von Architecture Brio erbaut aus umweltfreundlichen Materialen wie Bambus, Holz, groben Kalksteinziegeln sowie sandgestrahltem indischen Kalkstein (Kota) und Sichtbeton.
„Indien verfügt nicht über ausreichende Ressourcen, und das ist das größte Problem beim Thema Nachhaltigkeit“, sagt der Vorsitzende des Council of Architects India Vijay Garg. „Bei uns findet gerade eine Wende statt. Ein großer Teil des Landes, der früher ländlich war, wird gerade zu urbanen Gebieten. Betrug der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner in diesen urbanen Gebieten zuvor 20 Prozent, wird er in Zukunft 80 Prozent betragen.“ Um die dafür notwendige Infrastruktur zu schaffen, kann nicht auf vorhandene Geldmittel zurückgegriffen werden. Es müssen dafür langfristige Kredite aufgenommen werden, wie die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) für Immobilien.
„Solange das notwendige Geld nicht durch wirtschaftliches Wachstum generiert wird und damit auch die enormen Kreditkosten für Endverbraucher reduziert werden können, wird Nachhaltigkeit beim Ausbau der Infrastruktur keine große Rolle spielen, da sie normalerweise zu einer Erhöhung der Gesamtkosten führt.“
Skandinavien und Deutschland – Vorbild für alle?
Obwohl Skandinavien beim Thema Nachhaltigkeit als Vorreiter gilt, gibt es auch hier Forderungen nach umweltfreundlicherem Bauen.
In Schweden wird grünes Wohnen schon lange gelebt, was sich auch in den gesetzlichen Bestimmungen niederschlägt. Trotzdem bezweifelt der Journalist und Architekturkritiker Mark Isitt, dass die Errungenschaften Schwedens relevante Auswirkungen auf den Rest der Welt haben.
„Indien verfügt nicht über ausreichende Ressourcen, und das ist das größte Problem beim Thema Nachhaltigkeit“, sagt der Vorsitzende des Council of Architects India Vijay Garg. „Bei uns findet gerade eine Wende statt. Ein großer Teil des Landes, der früher ländlich war, wird gerade zu urbanen Gebieten. Betrug der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner in diesen urbanen Gebieten zuvor 20 Prozent, wird er in Zukunft 80 Prozent betragen.“ Um die dafür notwendige Infrastruktur zu schaffen, kann nicht auf vorhandene Geldmittel zurückgegriffen werden. Es müssen dafür langfristige Kredite aufgenommen werden, wie die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) für Immobilien.
„Solange das notwendige Geld nicht durch wirtschaftliches Wachstum generiert wird und damit auch die enormen Kreditkosten für Endverbraucher reduziert werden können, wird Nachhaltigkeit beim Ausbau der Infrastruktur keine große Rolle spielen, da sie normalerweise zu einer Erhöhung der Gesamtkosten führt.“
Skandinavien und Deutschland – Vorbild für alle?
Obwohl Skandinavien beim Thema Nachhaltigkeit als Vorreiter gilt, gibt es auch hier Forderungen nach umweltfreundlicherem Bauen.
In Schweden wird grünes Wohnen schon lange gelebt, was sich auch in den gesetzlichen Bestimmungen niederschlägt. Trotzdem bezweifelt der Journalist und Architekturkritiker Mark Isitt, dass die Errungenschaften Schwedens relevante Auswirkungen auf den Rest der Welt haben.
Dieses Haus in den Stockholmer Schärengärten, das ohne Abfälle (Zero Waste) und unter umweltschonenden Aspekten erbaut wurde, stammt aus der Feder von Camilla Schlyter von Schlyter/Gezelius Arkitektkontor AB. Damit es sich perfekt in die Natur einfügt, hat die Architektin die Außenkanten des Hauses an die Neigungen der Bäume angepasst. Das Holz stammt von Bäumen aus der unmittelbaren Umgebung und wurde direkt vor Ort von Hand verarbeitet.
„Wenn es um Regelungen und Bestimmungen beim Thema Nachhaltigkeit geht, übertreiben die schwedischen Behörden mitunter. Was kann schon das x-te Holzhaus in Schweden ausrichten, wenn China weiterhin massiv die Luft verpestet? Trotzdem gelten wir weltweit als positives Vorbild für sauberes Bauen, und das hat wohl einen stärkeren Einfluss auf die Welt als das Haus selbst“, meint er.
Elisabet Elfström von Architects Sweden strebt eine Kooperation auf höherer Ebene an. „Die EU muss sich auch auf kommunaler Ebene stark machen, vor allem, wenn es darum geht, Inhalte in Baumaterialien eindeutig zu deklarieren. In allen Geschäftsbereichen müssen die Verantwortlichen wissen, was es mit der Lebenszyklusanalyse (LCA) auf sich hat – hier spielen Architektinnen und Architekten eine entscheidende Rolle.
Auch in Schweden gibt es im Bereich nachhaltiges Bauen noch Raum für Verbesserungen. „Der Anteil der Bau- und Immobilienbranche an den Treibhausgas-Emissionen beträgt hier etwa 20 Prozent. Sowohl für den Bauprozess als auch für unser tägliches Umfeld brauchen wir Bestimmungen zur Umsetzung einer Lebenszyklusperspektive. Und wir benötigen mehr zirkuläre Wirtschaftsmodelle sowie Anreize für umweltfreundliche Investitionen“, so Elfström.
„Wenn es um Regelungen und Bestimmungen beim Thema Nachhaltigkeit geht, übertreiben die schwedischen Behörden mitunter. Was kann schon das x-te Holzhaus in Schweden ausrichten, wenn China weiterhin massiv die Luft verpestet? Trotzdem gelten wir weltweit als positives Vorbild für sauberes Bauen, und das hat wohl einen stärkeren Einfluss auf die Welt als das Haus selbst“, meint er.
Elisabet Elfström von Architects Sweden strebt eine Kooperation auf höherer Ebene an. „Die EU muss sich auch auf kommunaler Ebene stark machen, vor allem, wenn es darum geht, Inhalte in Baumaterialien eindeutig zu deklarieren. In allen Geschäftsbereichen müssen die Verantwortlichen wissen, was es mit der Lebenszyklusanalyse (LCA) auf sich hat – hier spielen Architektinnen und Architekten eine entscheidende Rolle.
Auch in Schweden gibt es im Bereich nachhaltiges Bauen noch Raum für Verbesserungen. „Der Anteil der Bau- und Immobilienbranche an den Treibhausgas-Emissionen beträgt hier etwa 20 Prozent. Sowohl für den Bauprozess als auch für unser tägliches Umfeld brauchen wir Bestimmungen zur Umsetzung einer Lebenszyklusperspektive. Und wir benötigen mehr zirkuläre Wirtschaftsmodelle sowie Anreize für umweltfreundliche Investitionen“, so Elfström.
Diese Siedlung in Lisbjerg Bakke nahe Aarhus in Dänemark wurde aus recycelbaren Materialien gebaut, die die Instandsetzungskosten reduzieren. Die Verwendung von unbehandeltem Holz sorgt für ein gutes Raumklima und die Inneneinrichtung kann an die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner angepasst werden. Die Siedlung, die der Wohnungsbaugesellschaft AL2bolig gehört, wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auch mit dem Label Future Sustainable General Housing (Nachhaltiges zukünftiges Wohnen). Foto: Hustømrerne
In der Region liegt Dänemark hinter den Niederlanden und Norwegen, meint Mette Qvist, Vorsitzende der Organisation Green Building Council Denmark. Kurzfristig gesehen sind wirtschaftliche Fragen ausschlaggebend, wenn es um die Umsetzung von Bauprojekten geht, aber man müsse das Ganze auch unter langfristigen und nachhaltigen Gesichtspunkten betrachten, sagt sie. „Wir brauchen langlebige, pflegeleichte und instandsetzungsarme Materialien. Diese mögen zwar teurer in der Anschaffung sein, können aber auf lange Sicht helfen, viel Geld zu sparen.“
In Deutschland ist nachhaltiges Bauen seit 1976 in der nationalen Bauordnung verankert. Trotzdem gibt es viele drängende Probleme. An erster Stelle gibt es weniger Bauland, dafür steigende Bodenpreise. Was einerseits gut ist, weil dadurch weniger Fläche versiegelt wird, ist aber ein Problem in Großstädten. Dort fehlt bezahlbarer Wohnraum. Einfach mehr neu zu bauen, ist aber keineswegs immer die beste Lösung.
In der Region liegt Dänemark hinter den Niederlanden und Norwegen, meint Mette Qvist, Vorsitzende der Organisation Green Building Council Denmark. Kurzfristig gesehen sind wirtschaftliche Fragen ausschlaggebend, wenn es um die Umsetzung von Bauprojekten geht, aber man müsse das Ganze auch unter langfristigen und nachhaltigen Gesichtspunkten betrachten, sagt sie. „Wir brauchen langlebige, pflegeleichte und instandsetzungsarme Materialien. Diese mögen zwar teurer in der Anschaffung sein, können aber auf lange Sicht helfen, viel Geld zu sparen.“
In Deutschland ist nachhaltiges Bauen seit 1976 in der nationalen Bauordnung verankert. Trotzdem gibt es viele drängende Probleme. An erster Stelle gibt es weniger Bauland, dafür steigende Bodenpreise. Was einerseits gut ist, weil dadurch weniger Fläche versiegelt wird, ist aber ein Problem in Großstädten. Dort fehlt bezahlbarer Wohnraum. Einfach mehr neu zu bauen, ist aber keineswegs immer die beste Lösung.
Flächen gemeinsam nutzen: In Köln haben sich 16 Familien zur Baugruppe „Sülzer Freunde“ zusammengeschlossen. Neben einem Gemeinschaftsgarten gibt es auch andere Räume, die von allen Bewohnern benutzt werden können. Alle Häuser haben Passivhausstandard. Weitere Beispiele für die neuen Wohngemeinschaften sind die „Solarstadt“ in Weil am Rhein sowie in Wien (Österreich) das „Sieben Stock Dorf“.
„Bevor wir bauen, müssen wir die aktuellen Bedürfnisse der Bewohner besser analysieren“, sagt Jens-Uwe Seyfarth, Architekt aus Hannover. Früher genügten jedem einzelnen 15 bis 20 Quadratmeter Wohnfläche, heute sind es laut Seyfarth 50 Quadratmeter. Deshalb ist für den Architekten eine bedarfsgerechte, nachhaltige Planung das A und O. „Wir müssen wieder mit weniger Fläche auskommen. Dann sinkt auch der Energieverbrauch.“
Auch die Umnutzung und Sanierung von bestehenden Gebäuden kann ein Ansatz sein. Seyfarth: „Wir müssen auch darüber nachdenken, wie sich zum Beispiel ein großes Einfamilienhaus in 30 Jahren vielleicht zu einem Seniorenwohnheim umbauen und umnutzen ließe. Das ist meiner Meinung nach die beste Form der Nachhaltigkeit.“
Lesen Sie im zweiten Teil der Serie weltweite Vorbilder für nachhaltigeres Bauen
Wie stehen Sie zu den Themen, die die Nachhaltigkeit in Ihrem Land behindern? Diskutieren Sie mit in den Kommentaren, teilen Sie Ihre Gedanken und Ideen.
„Bevor wir bauen, müssen wir die aktuellen Bedürfnisse der Bewohner besser analysieren“, sagt Jens-Uwe Seyfarth, Architekt aus Hannover. Früher genügten jedem einzelnen 15 bis 20 Quadratmeter Wohnfläche, heute sind es laut Seyfarth 50 Quadratmeter. Deshalb ist für den Architekten eine bedarfsgerechte, nachhaltige Planung das A und O. „Wir müssen wieder mit weniger Fläche auskommen. Dann sinkt auch der Energieverbrauch.“
Auch die Umnutzung und Sanierung von bestehenden Gebäuden kann ein Ansatz sein. Seyfarth: „Wir müssen auch darüber nachdenken, wie sich zum Beispiel ein großes Einfamilienhaus in 30 Jahren vielleicht zu einem Seniorenwohnheim umbauen und umnutzen ließe. Das ist meiner Meinung nach die beste Form der Nachhaltigkeit.“
Lesen Sie im zweiten Teil der Serie weltweite Vorbilder für nachhaltigeres Bauen
Wie stehen Sie zu den Themen, die die Nachhaltigkeit in Ihrem Land behindern? Diskutieren Sie mit in den Kommentaren, teilen Sie Ihre Gedanken und Ideen.
Auf dem 7692 Mio. Quadratkilometer großen australischen Kontinent gibt es acht Klimaregionen, die von der tropischen Zone im Norden bis zur gemäßigten Zone im Süden reichen. Das Land leidet unter starker Hitze und extremem Wassermangel. Diese klimatischen Unterschiede und die Suche nach spezifischen Lösungen für regionale Besonderheiten gestalten es schwierig, Bauvorschriften für mehr Nachhaltigkeit zu erarbeiten, die für das gesamte Land gelten.
Ähnliche Schwierigkeiten gibt es auch in Italien, das von den Alpen bis zum Mittelmeer über sehr abwechslungsreiche Landschaften verfügt, wo es immer wieder zu Erdrutschen oder Waldbränden kommt.