Houzzbesuch: Haus mit Seeblick, schön wie eine Tiefgarage
„Sandwich am See“ in Potsdam: Das sind zwei Betonplatten und dazwischen viel Raum für Poesie – als Zuhause einer Frau und ihrer zwei Töchter
Sie hatten gemeinsam jahrelang in Russland gelebt, die Hausherrin und ihr Mann; eine ihrer beiden Töchter war dort zur Welt gekommen. Vor sechzehn Jahren dann zog die Familie nach Potsdam, genauer nach Klein Glienicke. Die Hausherrin liebte schon seit langem den russischen Konstruktivismus, das Bauhaus – und die Schönheit von Tiefgaragen. Als sie beim Spaziergang mit Hund Mozart das Grundstück entdeckte, begann sie, mit ihrem Mann den Traum vom betonschönen Haus mit Seeblick zu träumen. Und Atelier ST baute es für sie.
Die einzige offene Fassade mit raumhohen Fenstern befindet sich auf der Seeseite. Die anderen drei Seiten sind, den Wünschen der Bauherrin entsprechend, blickdicht.
„Wir haben sie mit Industriebauglas versehen, das normalerweise in großen Produktionshallen verbaut wird. Es gibt hier also keine Aus- oder Einblicke,” sagt Architektin Silvia Schellenberg-Thaut, die Atelier ST mit ihrem Mann Sebastian Thaut führt. „Klaustrophobisch wird es trotzdem nicht, da Licht eindringen kann. Die umgebenden Bäume werfen ihre Schatten in das Gebäude. Das hat etwas Magisches.“
„Wir haben sie mit Industriebauglas versehen, das normalerweise in großen Produktionshallen verbaut wird. Es gibt hier also keine Aus- oder Einblicke,” sagt Architektin Silvia Schellenberg-Thaut, die Atelier ST mit ihrem Mann Sebastian Thaut führt. „Klaustrophobisch wird es trotzdem nicht, da Licht eindringen kann. Die umgebenden Bäume werfen ihre Schatten in das Gebäude. Das hat etwas Magisches.“
Bis auf die Seeseite sind nur zwei kleine Abschnitte der Fassade verglast und lassen Licht in die Flure. Die nach Bebauungsplan erlaubte Bebauungsfläche wurde vollends ausgeschöpft.
Durch eine leichte Zickzackführung der Fenster wird zweierlei erreicht:
„Einerseits“, so Schellenberg-Thaut, „haben wir so die einzelnen Räume zoniert und ihnen unterschiedliche Ausblicke zugeordnet, andererseits verhindern wir damit eine glatte und abweisende Fensterfront. Das Licht kann sich brechen, wodurch die gesamte Fassade abwechslungsreicher wird.“
„Einerseits“, so Schellenberg-Thaut, „haben wir so die einzelnen Räume zoniert und ihnen unterschiedliche Ausblicke zugeordnet, andererseits verhindern wir damit eine glatte und abweisende Fensterfront. Das Licht kann sich brechen, wodurch die gesamte Fassade abwechslungsreicher wird.“
Um aus dem viel größeren vorherigen Zuhause in dieses umziehen zu können, trennte sich die Familie von siebzig Prozent ihrer Besitztümer.
„Meine Bücher sind ein Teil von mir. Und die Kunst an den Wänden. Meine Töchter und mein Freund leben mit mir. Alles andere, was mir wichtig ist, habe ich im Herzen“, erzählt die Hausherrin in einem Interview in „Architektur und du“ – einem 2014 bei Mitte/Rand erschienen Buch über das Atelier ST. Einige ausgewählte Stücke haben den Wechsel ins neue Heim dennoch geschafft. Darunter diese Wohnzimmermöbel von Le Corbusier – Tisch, Sofas und Sessel „LC2“. Ein Sichtestrich mit Fußbodenheizung sorgt für warme Füße.
Die graue Eminenz – Sichtestrich auf dem Siegeszug >>>
„Meine Bücher sind ein Teil von mir. Und die Kunst an den Wänden. Meine Töchter und mein Freund leben mit mir. Alles andere, was mir wichtig ist, habe ich im Herzen“, erzählt die Hausherrin in einem Interview in „Architektur und du“ – einem 2014 bei Mitte/Rand erschienen Buch über das Atelier ST. Einige ausgewählte Stücke haben den Wechsel ins neue Heim dennoch geschafft. Darunter diese Wohnzimmermöbel von Le Corbusier – Tisch, Sofas und Sessel „LC2“. Ein Sichtestrich mit Fußbodenheizung sorgt für warme Füße.
Die graue Eminenz – Sichtestrich auf dem Siegeszug >>>
Aus ihrer Zeit in Russland hat die Hausherrin einiges an Kunst nach Deutschland überführt. Die persönliche Sammlung schmückt heute die Einbauten aus Seekiefer. Weitere Exotika, die von ihrer Reiselust künden, sind der Chinaschrank, auf dem heute der Flatscreen steht, und ein Schrein aus Indien.
Die Decke des Hauses wurde im Werk vorgespannt, lastet nur auf wenigen Punkten und trägt sich selbst. An den Fugen erkennt man die einzelnen Schaltafeln, die im Vorfeld zusammengefügt wurden.
Die Decke des Hauses wurde im Werk vorgespannt, lastet nur auf wenigen Punkten und trägt sich selbst. An den Fugen erkennt man die einzelnen Schaltafeln, die im Vorfeld zusammengefügt wurden.
„Als Küche schwebte der Bauherrin eine Kombüse vor. Sehr kompakt und ohne Fenster. Das ist tatsächlich sehr ungewöhnlich“, sagt Schellenberg-Thaut. „Die Küche und beide Bäder haben wir also nur durch Oberlichter belichtet, ohne Bezug zum Außenraum. Man kann sagen, dass die Familie aus waschechten ‘Drinnies’ besteht. Sie leben hauptsächlich im Haus, im Außenraum passiert so gut wie nichts. Die Dachterrasse nutzen sie aber trotzdem gerne.“
„Es gibt in diesem Projekt keine Betonkosmetik“, sagt Schellenberg-Thaut. „Die Bauherrin wollte den Beton so ehrlich wie möglich.“ Diese beschrieb es im Buch-Interview so: „Für mich ist Beton sehr ursprünglich. So, wie er gegossen wird, steht er am Ende da: mit allen Rissen und Fugen.“
Alle Schlafzimmer haben Fenster zum See.
Alle Schlafzimmer haben Fenster zum See.
Hund Mozart schaut hier um die Ecke und passt auf, dass alles seine Ordnung hat. Die Einbaumöbel aus Seekiefer helfen dabei. Sie waren der einzige Teil des Entwurfes, bei dem die Architekten ein wenig Überzeugungsarbeit leisten mussten. „Das Material haben wir bewusst gewählt, um damit die Härte des Betons abzumildern“, sagt Schellenberg-Thaut.
„Die beiden Bäder mit Bisazza-Mosaikfliesen haben etwas Überraschendes. Man würde sie in diesem reduzierten Bau nicht erwartet. Und genau das hat uns bei der Planung gefallen“, sagt die Architektin.
Schöner als eine Tiefgarage, und doch an eine angelehnt. Alles in allem ein Projekt, das man kultiviert, ja sogar vornehm nennen kann. Und vornehm – so geht hier nicht etwa die Welt zugrunde, wie man sagt, sondern in jeder Hinsicht das Herz auf.
Waschbecken: Duravit; Fliesen: Bisazza; Armaturen: Axor Hansgrohe
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Schöner als eine Tiefgarage, und doch an eine angelehnt. Alles in allem ein Projekt, das man kultiviert, ja sogar vornehm nennen kann. Und vornehm – so geht hier nicht etwa die Welt zugrunde, wie man sagt, sondern in jeder Hinsicht das Herz auf.
Waschbecken: Duravit; Fliesen: Bisazza; Armaturen: Axor Hansgrohe
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Hier wohnen: Eine Frau mit ihren zwei Töchtern und ihrem Lebensgefährten
Auf: 100 Quadratmetern
In: Groß Glienicke bei Potsdam
Experten: Atelier ST
Dieses Haus ist zu allererst eine Vision. Die Vision einer gemütlichen Betonhöhle mit großer Öffnung zum Wasser hin. Als Auslandskorrespondentin hatte die Hausherrin zehn Jahre in Russland gelebt und dort regelmäßig mit ihrem Mann die Schönheit des Sichtbetons von Tiefgaragen bewundert.
Seit 1999 lebte das Paar mit seinen zwei Töchtern in Groß Glienicke bei Potsdam, wo die Hausherrin eines Tages bei einem Spaziergang mit Mozart, ihrem Hund, das Seegrundstück entdeckte. Als die Familie beschloss, sich hier ein neues Haus bauen zu lassen, lebte der Mann noch, doch während der Planungsphase wurde er schwer krank und starb. Die Witwe entschied sich, das Projekt zu vollenden – und so auch den Traum ihres Mannes zu verwirklichen.