Vom baufälligen Dachrohling zum großzügigen Kunststück
Wie gestaltet und teilt man Räume auf, wo vorher nur morsches Gebälk war? Architektin Constanze Larcher erklärt es
In einem ziemlich desolaten Zustand war der Dachboden, den sich Innenarchitektin Constanze Larcher und ihr Mann Gregory Zirngibl als neues Zuhause ausgeguckt hatten. So desolat sogar, dass er abgerissen werden musste und ein neues Dachgeschoss auf das Haus im Berliner Stadtteil Friedrichshain gesetzt wurde. Warum die Expertin beim Umbau ihres neuen Zuhauses auf einen möglichst offenen Grundriss gesetzt hat, verrät sie im Gespräch.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine Familie mit Kind
Auf: 255 Quadratmetern
In: Berlin
Experten: larcher & zirngibl innenarchitekten berlin
Fotograf: Klemens Renner
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine Familie mit Kind
Auf: 255 Quadratmetern
In: Berlin
Experten: larcher & zirngibl innenarchitekten berlin
Fotograf: Klemens Renner
Die Sanierung hat etwa ein halbes Jahr gedauert. „Was für Berliner Verhältnisse schon sehr sportlich ist!“, so Larcher. Da es sich um eine Bestandsimmobilie handelt, wurde beim Aufbau des Daches darauf geachtet, dass vorgeschriebene Grenzen eingehalten und Schornsteinabzüge nicht abgebrochen wurden.
Den Grundriss gestaltete Constanze Larcher mit einem klaren Ziel vor Augen: möglichst viel Raum schaffen. Sie und ihr Mann wünschten sich großzügige Räume und eine offene Aufteilung. Als „connected spaces“ bezeichnet das Ehepaar die Räume: „Kreativorte, die fließend ineinander übergehen, vereint durch eine gemeinsame Designsprache.“
Inseln statt einzelne Räume
Das Motto: Wieso sich in kleinen Räumen verschanzen, wenn man es auch groß und offen haben kann? „Wir wollten keine abgeschlossenen Räume“, erklärt Constanze Larcher. Stattdessen schuf sie auf insgesamt 255 Quadratmetern Inseln. „Ich habe einen Abschluss am Theater in Bühnenbild und Szenografie gemacht. Wahrscheinlich kommt daher meine Vorliebe, Inseln zu schaffen und zu bespielen“, meint die Innenarchitektin, die zudem eine Ausbildung als Feng-Shui-Beraterin abgeschlossen hat.
Das Motto: Wieso sich in kleinen Räumen verschanzen, wenn man es auch groß und offen haben kann? „Wir wollten keine abgeschlossenen Räume“, erklärt Constanze Larcher. Stattdessen schuf sie auf insgesamt 255 Quadratmetern Inseln. „Ich habe einen Abschluss am Theater in Bühnenbild und Szenografie gemacht. Wahrscheinlich kommt daher meine Vorliebe, Inseln zu schaffen und zu bespielen“, meint die Innenarchitektin, die zudem eine Ausbildung als Feng-Shui-Beraterin abgeschlossen hat.
Die Inseln werden mit Teppichen voneinander abgegrenzt und zusammengehalten. Die Fußbodenheizung sorgt dafür, dass der Betonboden angenehm warm ist, die Teppiche dienen also eher einem optischen Zweck: „Es geht vor allem darum, einen Akzent auch am Boden zu setzen, sonst läuft man Gefahr, dass der Betonboden zu einem grauen Einerlei verfließt“, erklärt Larcher. Die Teppiche sind zum Teil konfektionierte Anfertigungen, da Exemplare in der erforderlichen Größe schwierig zu finden waren und allzu kleine Teppiche sich in den weitläufigen Räumen schnell verlieren würden.
Berliner „Roughness“ im Innenraum
„Wir wollten, dass der Charakter der Stadt sich in der Wohnung widerspiegelt“, sagt die Innenarchitektin. Deswegen wurde der Betonboden nicht weiter bearbeitet oder mit Parkett bedeckt, auch einige Ziegelwände wurden nicht verputzt. „Als wir das alles so gelassen haben, fragten uns Besucher immer, wieso wir denn die Wohnung nicht fertig gemacht hätten und ob uns das Geld ausgegangen wäre“, erinnert sich Larcher.
„Wir wollten, dass der Charakter der Stadt sich in der Wohnung widerspiegelt“, sagt die Innenarchitektin. Deswegen wurde der Betonboden nicht weiter bearbeitet oder mit Parkett bedeckt, auch einige Ziegelwände wurden nicht verputzt. „Als wir das alles so gelassen haben, fragten uns Besucher immer, wieso wir denn die Wohnung nicht fertig gemacht hätten und ob uns das Geld ausgegangen wäre“, erinnert sich Larcher.
Mittlerweile gehören Beton- und Ziegeltapeten zum Standardrepertoire in jedem Baumarkt – was Constanze Larcher und ihr Mann zum Anlass genommen haben, ihr eigenes Zuhause etwas zu verändern: „Wenn so ’was dann in jedem Katalog auftaucht, haben wir genug davon.“ Also wurden einige Ziegelwände verschlossen und gestrichen.
Wände passend zur Kunst
Gregory Zirngibl ist passionierter Kunstsammler. Die Wandfarben wurden größtenteils passend zu den Werken ausgesucht, die daran aufgehängt sind: „Die farbige Wand gehört fast zum Bild“, so Larcher. Die großformatigen Bilder kommen von Christian Awe, einem befreundeten Künstler.
Gregory Zirngibl ist passionierter Kunstsammler. Die Wandfarben wurden größtenteils passend zu den Werken ausgesucht, die daran aufgehängt sind: „Die farbige Wand gehört fast zum Bild“, so Larcher. Die großformatigen Bilder kommen von Christian Awe, einem befreundeten Künstler.
Die kleineren Arbeiten sind von unterschiedlichen Künstlern und werden ständig neu kuratiert und umgehängt.
Retro-Touch im Wohnbereich
Die Möbel im Wohnbereich sind Originale aus den sechziger Jahren: „Sie sind noch Teil der Wohnzimmereinrichtung der Eltern meines Mannes, die sie sich von ihrer Aussteuer gekauft haben“, erzählt Constanze Larcher. Die Hängelampen von Glashütte aus mundgeblasenem Hohlglas sind ebenfalls aus den sechziger Jahren.
Die Möbel im Wohnbereich sind Originale aus den sechziger Jahren: „Sie sind noch Teil der Wohnzimmereinrichtung der Eltern meines Mannes, die sie sich von ihrer Aussteuer gekauft haben“, erzählt Constanze Larcher. Die Hängelampen von Glashütte aus mundgeblasenem Hohlglas sind ebenfalls aus den sechziger Jahren.
Fließende Übergänge von einer Wohninsel zur anderen
Geht man an der Küche vorbei zum Esstisch, passiert man erst einmal die Lounge, in der ebenfalls ein Bild von Christian Awe eine in leuchtendem Gelb gestrichene Wand ziert.
Geht man an der Küche vorbei zum Esstisch, passiert man erst einmal die Lounge, in der ebenfalls ein Bild von Christian Awe eine in leuchtendem Gelb gestrichene Wand ziert.
Dann läuft man an einer idealen Sitzgelegenheit für einen kurzen Moment des Innehaltens vorbei: Hier wurde der DS-57 Sessel, 1986 von Franz Romero für de Sede designt, so platziert, dass er auf zwei weitere großformatige Kunstwerke gerichtet ist.
Im Essbereich bleibt der Blick zuerst an den roten Casalino-Stühlen mit Seventies-Charme hängen. Sie gesellen sich zu dem Tisch „Keramik“ von MDF Italia. Die in der Struktur einliegenden Tischplatten bestehen aus einer Glasscheibe und einer drei Millimeter starken Platte aus Porzellankeramik. Beleuchtet wird der Tisch von der Lampe de Marseille, die 1949 von Le Corbusier entworfen wurde.
Die große Samtcouch in Dunkelgrün ist der ideale Ort zum Abschalten und Musikhören.
Offenheit im Badezimmer- und Schlafbereich
Im Badezimmer wollten Constanze Larcher und ihr Mann nicht auf Offenheit verzichten: „Natürlich gibt es Bereiche, die vor Nässe geschützt werden müssen. Aber eigentlich gibt es keinen zwingenden Grund, ein Bad komplett zu kacheln wie einen Raum in der Schlachterei“, meint die Expertin und ergänzt, „das Einzige, was ich abtrennen wollte, ist selbstverständlich die Toilette.“
Im Badezimmer wollten Constanze Larcher und ihr Mann nicht auf Offenheit verzichten: „Natürlich gibt es Bereiche, die vor Nässe geschützt werden müssen. Aber eigentlich gibt es keinen zwingenden Grund, ein Bad komplett zu kacheln wie einen Raum in der Schlachterei“, meint die Expertin und ergänzt, „das Einzige, was ich abtrennen wollte, ist selbstverständlich die Toilette.“
Als Spritzschutz dienen im Badezimmerbereich Mosaikfliesen mit eingelassenem Blattgold und Platin, die in einem Handwerksbetrieb in Pakistan hergestellt wurden.
Im Schlafzimmer gibt es ebenfalls Kunst zu bestaunen. Die Farben werden in dem roten Vorhang und dem Fell auf dem Boden aufgegriffen.
Lesen Sie hier mehr zu den verwendeten Techniken des Umbaus:
Wie funktioniert Sichtestrich als Bodenbelag in Wohnräumen
How to: Mauerwerk oder Originalputz teilweise freilegen
Profitipps: Kunst finden und kaufen fürs Zuhause
Quadratisch, praktisch, schön: Mosaik im Bad
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Die Wohnung befindet sich in einem mehr als 100 Jahre alten Mehrfamilienhaus in Berlin-Friedrichshain. „Das Dach war vorher sehr marode. Mit der Bausubstanz konnte man nicht mehr viel machen“, so Constanze Larcher, „deswegen wurde es abgebrochen und neu aufgebaut.“