Alles Schwarzseher? Warum Architekten jetzt finstere Fassaden gestalten
Dunkle Fassaden sind ein Statement unserer Zeit. Immer mehr Häuser kleiden sich schwarz – und sehen darin alles andere als traurig aus…
Im Jahr 2008 erschien ein Buch, das versuchte, eine Frage zu beantworten, die die Welt schon lange in Atem gehalten hatte: „Why Do Architects Wear Black?“, fragte Autorin Cordula Rau – und zwar genau jene, die es wissen mussten: die Architekten selbst. Ihre Antworten waren so wenig einheitlich wie die Gruppe, aus der sich dieser Berufsstand zusammensetzt. Doch natürlich geht es um ästhetische Fragen, um ein geschicktes Umschiffen der Angst, unmodern zu sein und vielleicht auch um die problemlose Kombinierbarkeit einer vollkommen schwarzen Garderobe.
Zur selben Zeit geschah etwas, dass die Götter in Schwarz sehr erfreut haben muss. In den letzten Jahren wurden immer mehr Baustoffe entwickelt, die eine nahezu pechschwarze Fassadengestaltung möglich machen, sei es durch Pigmentbeigaben oder synthetische Faserstoffe. Erste schwarze Resultate ließen nicht lange auf sich warten und fanden schnell Nachahmer. Denn Schwarz ist fürs Zuhause keine traurige Angelegenheit, sondern ein Blickfang.
Zur selben Zeit geschah etwas, dass die Götter in Schwarz sehr erfreut haben muss. In den letzten Jahren wurden immer mehr Baustoffe entwickelt, die eine nahezu pechschwarze Fassadengestaltung möglich machen, sei es durch Pigmentbeigaben oder synthetische Faserstoffe. Erste schwarze Resultate ließen nicht lange auf sich warten und fanden schnell Nachahmer. Denn Schwarz ist fürs Zuhause keine traurige Angelegenheit, sondern ein Blickfang.
Auf den ersten Blick könnte diese Fassade auch aus Stein sein. Aber es handelt sich wieder um Holz. Dieses Haus in Schildow bei Berlin ist mit Holzlamellen verkleidet, die nahezu schwarz sind. „Nahezu“ ist übrigens ein entscheidendes Stichwort, wenn es um schwarze Fassaden geht, denn so richtig pechschwarz gelingen sie selten. Putze fangen an zu bröckeln, wenn sie zu viel Pigment enthalten. Beton kann man nur eine begrenzte Menge von Zuschlägen beimischen, also ist auch da irgendwann Schluss mit der Schwärze. Dunkelgrau, dunkelstlgrau sind also die meisten Fassaden, die auf den ersten Blick schwarz wirken.
Aber nochmal zur Frage: Ist black hier beautiful? Ja! Vielleicht liegt es am Umfeld. Schwarz wie ein Schatten steht das Haus auf dem baumbestandenen Grundstück.
Aber nochmal zur Frage: Ist black hier beautiful? Ja! Vielleicht liegt es am Umfeld. Schwarz wie ein Schatten steht das Haus auf dem baumbestandenen Grundstück.
Auch dieser Küchenanbau ist schön, mit seiner dunklen Hülle aus Lärche. Erstens, weil er, ganz im Sinne moderner Denkmalpflege, klar als Neubau zu erkennen ist, zweitens, weil die Kombination aus Schwarz und Beige (im Klinker der Bestandsfassade) sehr gut funktioniert. Es unterstützt die Harmonie der Gesamtkomposition, dass auch die Dachsimse des Wohnhauses schwarz sind.
Klinker in Schwarz? Ja, das geht. Dieses Haus von Architektin Anne Lampen ist ein Serienmodell und steht in Neuenhagen bei Berlin.
Projektbeschreibung der Architektin zum „Variohaus“ >>>
Projektbeschreibung der Architektin zum „Variohaus“ >>>
Bei diesem „Maison Noire“ im Herzen des Dorfes Lauzerville im Süden Frankreichs wurden schwarze Stahlplatten zur Außenhaut. Stahl lässt sich aufgrund seiner Festigkeit sehr dünn verarbeiten. Das machten sich die Architekten von Ar-quo zunutze und schnitten Lochmuster in die Hülle, die im Inneren…
… zauberhafte Muster entstehen lassen. Ein Spiel mit dem Licht, das vor allem durch die Dunkelheit des Materials funktioniert. Ob da Jean Nouvels Institut du Monde Arabe Pate gestanden hat?
Holz, Klinker, Metall – keines der drei ist das am häufigsten verwendete Fassadenmaterial. Nein, denn man darf den Putz nicht vergessen. Hier bei einer Fassade in Bonn, nach einer Passivhaussanierung, die, zugegeben, zu einem Ergebnis in Dunkelgrau geführt hat. Übrigens: Gerade was das nachträgliche Dämmen von Fassaden betrifft, ist Schwarz im Vormarsch. Neue UV-stabile Pigmente und Bindemittel in Verbindung mit Wärmedämm-Verbundsystemen, die unempfindlicher gegen thermische Spannungen sind, erlauben die Dämmung in Schwarz. Im Winter lässt sich so das eher spärliche Sonnenlicht gut in Wärme umwandeln, im Sommer heizt sich das Gebäude aufgrund integrierter Lüftungssysteme trotzdem nicht auf.
Ja, diese Fassade ist schwarz, pechschwarz! Und hat dafür den BDA-Publikumspreis gewonnen. Sie wurde von Architekt Peter Haimerl gestaltet, und jene „Pechschwärze“ hat er bewusst eingesetzt: Als „schwarzer Stachel“ soll das Gebäude aus dem Einerlei der einstigen Nazi-Siedlung herausstechen. Also ließ Haimerl eine Bitumenhaut von der Straße über Wände und Dach bis zur Rückseite laufen.
Shou-Sugi-Ban, die japanische Technik zur Konservierung von Holz, wird im modernen Fassadenbau immer beliebter. Hier wurde das Verfahren des Ankohlens für die Hülle eines Passivhauses verwendet, das die Architekten von Studio 804 in Kansas City bauten.
Mehr über die Konservierungsmethode Shou-Sugi-Ban >>>
Mehr über die Konservierungsmethode Shou-Sugi-Ban >>>
Shou-Sugi-Ban ist besonders im Detail reizvoll, wie man bei dieser Fassade eines Hauses in Montana von Chris Pardo sieht. Kein Brett gleicht dem anderen, die Maserung des Holzes und der Verkohlungsprozess führen zu einem abwechslungsreichen dunklen Oberflächenbild.
Nach dieser Reihe von Beispielen könnte man sich immer noch fragen: Warum also bauen Architekten schwarz?
Erstens: Weil es geht! Zweitens: Weil es im Umfeld unserer Städte und Dörfer auffällt, und weil man sich der graphischen Wirkung, die ein Gebäude dadurch bekommt, schwer entziehen kann. Drittens: Es macht die Rezeption einfacher. Weniger Informationen, die man als Betrachter verarbeiten muss. Ähnlich wie beim Vergleich von Farb- und Schwarzweiß-Fotografien. Da wird das Betrachten einer schwarzen Fassade zur Erholung, einem kurzen Auftauchen aus der Datenflut. Und, wer weiß, vielleicht wird Schwarz auch im Hausbau bald ein Klassiker, ganz wie es das „Kleine Schwarze“ seit 1926 dank Coco Chanel ist.
Nach dieser Reihe von Beispielen könnte man sich immer noch fragen: Warum also bauen Architekten schwarz?
Erstens: Weil es geht! Zweitens: Weil es im Umfeld unserer Städte und Dörfer auffällt, und weil man sich der graphischen Wirkung, die ein Gebäude dadurch bekommt, schwer entziehen kann. Drittens: Es macht die Rezeption einfacher. Weniger Informationen, die man als Betrachter verarbeiten muss. Ähnlich wie beim Vergleich von Farb- und Schwarzweiß-Fotografien. Da wird das Betrachten einer schwarzen Fassade zur Erholung, einem kurzen Auftauchen aus der Datenflut. Und, wer weiß, vielleicht wird Schwarz auch im Hausbau bald ein Klassiker, ganz wie es das „Kleine Schwarze“ seit 1926 dank Coco Chanel ist.
Dieses Ferienhaus in Fitch Bay, Quebec, das von einer Saltbox inspiriert wurde, entwarf der Hausherr, Interiorfotograf Jean Longpré, selbst. Die Verkleidung mit Kiefernholz ist schwarz gestrichen, und sehen Sie nur, wie gut das mit einem Umfeld aus dunklem Wald in saftigem Grün zusammengeht. Skandinavisch gemütlich, möchte man meinen. Schwarze Farbe ist eine der wenigen herkömmlichen Möglichkeiten, dunkle Fassaden zu erzeugen.