Flimmern und Flackern: Wie der Moiré-Effekt das Möbeldesign aufmischt
Im Printbereich verhasst, unter Produktdesignern gerade heiß beliebt: Ein optischer Rastereffekt erobert unsere Interiors
Bei diesem Anblick kann einem durchaus schwindelig werden! Denn der sogenannte Moiré-Effekt wirkt wie Op-Art: abstrakte, geometrische Formmuster irritieren durch optisches Flimmern. Doch wie genau entsteht dieser faszinierende Effekt und womit lässt er sich einfach nach Hause holen?
Das ist das Prinzip des Moiré-Effektes: Durch den Sichtabstand zu den überlagerten Rastern nimmt unser Auge diese nicht mehr als einzelne, überlagerte sondern als ein einziges, flirrendes Muster wahr. Der bewegte Eindruck verstärkt sich, wenn wir unseren Blickwinkel als Betrachter dazu verändern.
Bewegt man sich durch das Wohnzimmer im von Architekt Uwe Klose entworfenen Bauhausstil-Hauses, flimmern und flirren die beiden Hängeleuchten deshalb scheinbar um die Wette.
Hängeleuchten: Non Random Light, Moooi
Bewegt man sich durch das Wohnzimmer im von Architekt Uwe Klose entworfenen Bauhausstil-Hauses, flimmern und flirren die beiden Hängeleuchten deshalb scheinbar um die Wette.
Hängeleuchten: Non Random Light, Moooi
Es lohnt sich, die Lupe rauszuholen und die neu ausgebildeten Muster im Moiré-Effekt intensiver zu betrachten! Wie bei der Hängeleuchte „Ray“des französischen Labels Petite Friture entdeckt man Verdichtungen, farbliche Verdunkelungen und neue Komplexitäten der Muster. Aufgrund der rotationssymmetrischen Form wechseln hier rautenähnliche Muster fließend in Honigwaben-Strukturen und weiter in eine Art Wedel-Effekt.
SML - side table series, Mark Braun für Covo
Stanzbleche sind mit ihren Rasterperforierungen das ideale Material, um spielend Moiré-Effekte zu erzeugen. Der Berliner Produktdesigner Mark Braun setzte die Materialqualitäten gekonnt bei seinem Beistelltischen „SML“ als Tischfläche ein. Als Satztische überlappend arrangiert, sorgt der entstehende Moiré-Effekt für Lebendigkeit im Wohnzimmer.
Ebenso gut wie Stanzbleche machen sich Netzstoffe. Bei daraus gerafften Gardinenschals lässt sich der mystische Moiré-Effekt genauso schnell finden, wie bei der multifunktionalen Leuchte von Petite Friture, die den besagten Effekt gleich im Namen trägt: „Moire“ schafft je nach Bedarf als Hänge-, Decken- oder Bodenleuchte mit ihrem Netzstoff ein atmosphärisches, diffuses Licht.
Freischwinger Genius mit Netzrücken
In der Rückenlehne des Freischwingers „Genius“überlagert sich ebenfalls ein doppeltes Netztextil. Aufgrund der doppelten Lehnenkrümmung bilden sich hier im Moiré-Effekt allerdings Wellenstrukturen aus, die das sonst eher rationale Design gewaltig auflockern. Fast schon wirkt die Lehne wie eine schwarz lasierte Holzfläche mit ausgeprägter Maserung.
Genau das spielt sich immer dann ab, wenn sich die abgebildeten Schiebetüren in einem von Glenn Medioni gestalteten Pariser Apartment öffnen. Ihre Vertäfelung aus diagonalen Massivholzlamellen überlagert sich mit den senkrechten Lamellen der davor liegenden Wand.
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