Ein Glashaus zum Meditieren – mit Wänden aus alten Fenstern
Seit sie auf Bali war, träumt Tymmera Whitnah von einer Hütte auf Holzpfählen. In Oregon wurde ihr Traum Wirklichkeit
Tymmera Whitnah ist Künstlerin, Reisende und Sammlerin – von Erfahrungen. Zu Hause ist sie in der kleinen Ortschaft New Bridge, einer dünn besiedelten Gegend im US-Bundesstaat Oregon. Hier arbeitet sie an ihrer Töpferscheibe, kümmert sich um ihre Lamas, gibt Bauchtanzkurse und hält ihr Landhaus in Schuss. So wenig alltäglich wie ihre Aktivitäten ist auch das Grundstück, das sie bewohnt. Neben ihrem Wohnhaus findet sich dort auf einem kleinen Hügel ein ungewöhnliches Bauwerk, das auf den ersten Blick aussieht wie ein Gewächshaus. Das Besondere: Es besteht ausschließlich aus recyceltem Material.
Mit der tatkräftigen Hilfe ihres Vaters und eines Freundes der Familie begann Whitnah 2006, den Bau der Hütte zu planen und das Material zu besorgen. Auf einem nahegelegenen Berg holten sie sich Holzstämme, um daraus die Pfosten zu fertigen – zum Entrinden und Zurechstutzen benutzten sie ein einfaches Zugmesser. Anschließend errichteten sie das Gerüst, den Boden und das Dach; Wände waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehen. „Ich war glücklich. Das war genau das, wovon ich geträumt hatte“, sagt sie.
Die Bretter, aus denen der Fußboden und die Treppe entstanden, stammen von dem Bauernhof ihres Großvaters, der ganz in der Nähe ihres Grundstücks liegt. „Ein heftiger Sturm hatte seine Scheune zerstört, und ich fragte ihn, ob ich das Holz haben könnte. Nachdem ich sie abgeschliffen hatte, sahen sie wunderschön aus“, erzählt Whitnah.
Es gab nur ein Problem: In Oregon ist das Klima wesentlich rauer als auf Bali. Whitnah musste feststellen, dass sie die Hütte zu bestimmten Zeiten des Jahres gar nicht nutzen konnte: Manchmal war der Wind zu stark, manchmal war es eisig kalt – und dann gab es da noch die wilden Truthühner, die in der Brutzeit ausgerechnet hier ihre Nester bauen wollten. „Da begann die zweite Bauphase“, sagt Whitnah. „Ich hatte die Idee, den Bau gegen Wind und Wetter zu schützen, und zwar mit ganz vielen Fenstern.“
Es gab nur ein Problem: In Oregon ist das Klima wesentlich rauer als auf Bali. Whitnah musste feststellen, dass sie die Hütte zu bestimmten Zeiten des Jahres gar nicht nutzen konnte: Manchmal war der Wind zu stark, manchmal war es eisig kalt – und dann gab es da noch die wilden Truthühner, die in der Brutzeit ausgerechnet hier ihre Nester bauen wollten. „Da begann die zweite Bauphase“, sagt Whitnah. „Ich hatte die Idee, den Bau gegen Wind und Wetter zu schützen, und zwar mit ganz vielen Fenstern.“
Monatelang sammelte Whitnah alte Fenster für ihr Bauprojekt. „Manchmal, wenn ich an einem Haus vorbeikam, das gerade renoviert wurde, ging ich einfach hin und fragte ganz arglos: ‚Braucht ihr die alten Fenster noch?‘ Andere Fenster entdeckte ich in Antiquitätenläden oder im Sperrmüll. Manche bekam ich auch von Freunden, die wussten, dass ich danach suche.“
2008 fragte Whitnah schließlich einen befreundeten Schlagzeuger um Hilfe, der in der Nähe wohnt und praktischerweise ein Händchen für Tischlerarbeiten hat. Er sollte sein Geschick dafür einsetzen, die Fenster in ein Gerüst einzupassen und es vor Ort zu installieren. „Er hatte ab und zu bei meinen Bauchtanzkursen Musik gemacht. Er war auf der Suche nach einem Job, und ich brauchte Hilfe. Außerdem war er der Einzige, der verrückt genug war, mir bei diesem etwas abgedrehten Vorhaben zu helfen“, bemerkt sie.
2008 fragte Whitnah schließlich einen befreundeten Schlagzeuger um Hilfe, der in der Nähe wohnt und praktischerweise ein Händchen für Tischlerarbeiten hat. Er sollte sein Geschick dafür einsetzen, die Fenster in ein Gerüst einzupassen und es vor Ort zu installieren. „Er hatte ab und zu bei meinen Bauchtanzkursen Musik gemacht. Er war auf der Suche nach einem Job, und ich brauchte Hilfe. Außerdem war er der Einzige, der verrückt genug war, mir bei diesem etwas abgedrehten Vorhaben zu helfen“, bemerkt sie.
Der schwierigste Part bestand darin, jedes der 30 alten Fenster in die Wandkonstruktion einzupassen. „Ich wollte die Fenster öffnen und schließen können, je nach Wind- und Wetterverhältnissen“, sagt Witnah. Bei vielen von ihnen gelang das auch: Nur acht Fenster sind nicht zu bewegen, die restlichen 22 lassen sich problemlos öffnen und schließen. Ein bisschen wirkt der Raum jetzt wie ein gläserner Zauberwürfel.
„Ich bin so vorgegangen, dass ich die Fenster auf den Rasen legte und eine Wand nach der anderen zusammenpuzzelte. Mein Bekannter hat den schwierigen Teil der Aufgabe übernommen: sie zusammenzufügen und dabei zu entscheiden, wieviel Holz er benötigen würde, um die Lücken zu füllen“, erzählt sie.
„Ich bin so vorgegangen, dass ich die Fenster auf den Rasen legte und eine Wand nach der anderen zusammenpuzzelte. Mein Bekannter hat den schwierigen Teil der Aufgabe übernommen: sie zusammenzufügen und dabei zu entscheiden, wieviel Holz er benötigen würde, um die Lücken zu füllen“, erzählt sie.
Die Fenster sind auf unterschiedliche Weise eingehängt. Manche der Nordfenster lassen sich nur nach innen öffnen, weil sie den stürmischen Wallowa Mountains gegenüberliegen; anderen dienen kleine Obstbäume als Windschutz und Schattenspender.
Diese kleinen Fenster entdeckte Whitnah in verschiedenen Secondhandläden. Sie ermöglichen es ihr, auch bei Schnee und Kälte zurückhaltend zu lüften. Das Haus lässt sich zu jeder Zeit des Jahres nutzen, denn mit den größtenteils verglasten Fassaden macht es sich das Prinzip passiver Solarenergie zunutze und heizt sich in der Sonne schnell auf.
Das Häuschen dient der Besitzerin vor allem als Meditationsraum. „Manchmal komme ich auch morgens hierhin, um meinen Kaffee zu trinken. Aber dann strecke ich mich doch wieder aus, unten ziehen die Tiere vorbei … und ehe ich bis drei zählen kann, bin ich schon wieder mitten in einer Meditation.“
In ihrem Garten heißt Whitnah gerne Besucher willkommen. Hier veranstaltet sie Konzerte, gibt ihre Tanzkurse, macht Lagerfeuer und organisiert viele andere Outdoor-Aktivitäten. Wenn der Garten voller Gäste ist, nutzen viele von ihnen das „Geisterhaus“ als Aussichtsplattform. „Es ist wunderbar“, schwärmt die Besitzerin. „Man kann die Fenster weit aufreißen und hat eine tolle Aussicht auf alles, was sich im Garten abspielt.“
Obstbäume und Weinranken wachsen um das Haus herum – und zum Teil auch hinein: „Ab und zu muss ich sie mit der Gartenschere ein bisschen eindämmen“, berichtet Whitnah. „Aber ansonsten muss ich mich nicht großartig darum kümmern.“
Obstbäume und Weinranken wachsen um das Haus herum – und zum Teil auch hinein: „Ab und zu muss ich sie mit der Gartenschere ein bisschen eindämmen“, berichtet Whitnah. „Aber ansonsten muss ich mich nicht großartig darum kümmern.“
Einen Moment lang sitzt Whitnah ganz ruhig in ihrem meditativen Raum und lauscht dem Summen der Bienen unten auf der Wiese. „An diesem Ort kann ich immer wieder sitzen und mir meine Grundüberzeugungen bewusst machen“, sagt sie. „Es ist wirklich friedlich hier.“
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Hier meditiert: Tymmera Whitnah in einem Glashaus aus alten Fenstern
Auf: 9 Quadratmetern
In: New Bridge, Oregon (USA)
Nach einem Aufenthalt auf Bali war Tymmera Whitnah fasziniert von den Pfahlbauten, die dort zu sehen sind. Seitdem träumte sie davon, selber eine solche Hütte zu bauen – auf einem hohen Gestell, das über eine einfache Treppe erreichbar ist, mit teilweise offenen Wänden und einem Dach. Auf Bali gibt es sie in vielen Größen und Formen, manche davon werden „Geisterhäuser“ genannt, weil sie im Volksglauben als beseelt gelten. „Ich hatte diesen Traum: Ich wollte mir auch so ein ‚Geisterhaus‘ bauen, wie ich sie auf Bali gesehen hatte. Ich musste nur noch jemanden finden, der mir dabei helfen konnte, diesen Traum in Erfüllung gehen zu lassen“, erzählt Whitnah.