Doppelhaus in München: Schmales Grundstück, clever ausgenutzt
Wer seine Immobilie vom Bauträger kauft, bekommt in der Regel Grundstück und Haus nur im Doppelpack. In diesem Fall war es anders: Weil auf dem speziellen Grundstück in München-Pasing ein alter Baumbestand nicht angetastet werden durfte, konnte der Bauträger hier sein Standardhaus nicht realisieren. Und so kamen die Architekten Christoph Jacob und Bettina Spreng zum Zuge. Sie entwarfen zwei moderne Kubaturen, die von innen wie von außen den Wünschen ihrer zehn Bewohner gerecht werden.
Auf einen Blick
Hier wohnen: zwei Familien mit jeweils drei Kindern
In: München-Pasing
Auf: jeweils rund 214 Quadratmetern
Experten: Jacob & Spreng Architekten
Fotos: Michael Christian Peters
Grundstück „Das Grundstück ist pro Hälfte 427 Quadratmeter groß, dabei aber sehr schmal. Die Naturschutzbehörde machte sehr große Einschränkungen für die Bebaubarkeit. Das Grundstück hat einen wunderschönen alten Baumbestand, der möglichst erhalten werden sollte. Die Doppelhaushälften sollten bei optimaler Flächenausnutzung durch großzügige Öffnungen möglichst viel Licht bekommen und ermöglichen, dass Innen- und Außenraum ineinander übergehen. Gleichzeitig war es wichtig, dass beide Wohnhäuser noch über ein ausreichendes Maß an Privatsphäre verfügen“, so der Architekt.
Kundenwünsche Beide Bauparteien hatten klare Vorgaben: Der neue Entwurf durfte nicht viel teurer werden, als die ursprüngliche Planung des Bauträgers es vorgesehen hatte. „Grundsätzlich ließ man uns viel Freiheit. Aber natürlich fließen die Bedürfnisse und Vorstellungen der Familien in den Entwurf mit ein“, erklärt Jacob.
Ein großer Laubbaum, von den Behörden als erhaltenswert eingestuft, war der Anlass dafür, dass die westliche Haushälfte ein Stück weiter nach Süden rutschte. Dem Bau kam das zugute: Der Versatz gliedert den Baukörper auf, sodass er nicht zu massiv wirkt. Die Terrassen erhalten dadurch einen Sichtschutz.InnenräumeDie Raumaufteilung, wie sie in den Grundrissen erkennbar ist, drückt auch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bauherren aus. „Wir brauchten einen gemeinsamen Nenner für die Ansprüche und Wünsche beider Parteien. Hier konnten wir aber sehr schnell einen Konsens finden. Der Grundriss unterscheidet sich letztlich allerdings nur im Erdgeschoss. Links ein komplett offenes, loftartiges Wohnzimmer. Rechts teilt sich die Wohnfläche in drei abgeschlossene Bereiche: Garderobe, Küche und Kellertreppe“, erklärt Christoph Jacob.
HerausforderungenDie Aufgabe lautete, beide Doppelhaushälften so auf dem schmalen Grundstück unterzubringen, dass möglichst alle Bedürfnisse der insgesamt zehn Hausbewohner erfüllt werden. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass die Vorstellungen der beiden Familien teilweise auseinandergingen. Gleichzeitig war es das erklärte Ziel der beiden Architekten, ein einheitliches Erscheinungsbild zu erzeugen.
„Außerdem war es schön zu sehen, dass wir es mit etwas Anstrengung letztlich geschafft haben, den gesamten Baumbestand, geschützt oder nicht, zu erhalten“, freut sich Christoph Jacob.Material und GestaltungIn Sachen Gestaltung verfolgten beide Familien ähnliche Vorstellungen, weshalb sich das Gebäude trotz der unterschiedlichen Grundrisse als Einheit zeigt – vor allem durch die Fassadengestaltung aus vertikal verlaufendem, sägerauem und vorvergrautem Fichtenholz. Der Entwurf sollte auf keinen Fall dem typischen Doppelhaus-Klischee zu nahe kommen.
„Beide Bauparteien wünschten sich ein hohes Maß an Privatsphäre auf den Terrassen, viel Licht in den Räumen und einen natürlichen Bezug zu den großen Bäumen im Garten“, so der Architekt. „Die Fassade aus Fichtenholz lässt das Haus außerdem mit der Natur der Umgebung verschmelzen. Im Inneren blieb an der gemeinsamen Wand die Sichtbetonfläche der Fertigteile sichtbar. Ansonsten sind die Materialien sehr reduziert – weiß verputzte Wände und ein massiver Eichenholzboden“, sagt Jacob. Treppe und Flur liegen an der Innenwand und bilden einen akustischen Puffer zwischen den Haushälften.
Mit seinen grafischen Fliesen kann das Bad buchstäblich punkten. Die massive Marmor-Oberfläche des Waschtischs bildet einen weiteren optischen Schwerpunkt im Raum.Ein Doppelhaus spart KostenZwei separat bewohnte Häuser dieser Größe hätten sich auf dem kleinen Grundstück nicht unterbringen lassen – bereits der normalerweise geforderte Abstand zwischen den Gebäuden wäre nicht umsetzbar gewesen. Doch ein Doppelhaus passt auch auf ein relativ kleines Grundstück und spart daher beiden Eigentümern natürlich entsprechend viel Geld beim Kauf. Auch die Kosten für den Aushub der Baugrube und die Erschließung des Grundstücks bleiben im Rahmen.
Das Dachgeschoss, das in beiden Haushälften jeweils den Eltern vorbehalten ist, springt allseitig zurück. Auf diese Weise entstanden vorne und hinten zwei Dachterrassen.Auch interessant:► Vorher-Nachher: Eine Münchner Doppelhaushälfte, mit toller Treppe► In Reih und Glied: 8 Reihenhäuser der besonderen Art► Bauen mit Bäumen: Integrieren, umpflanzen oder fällen?
AusgangssituationZur Verfügung stand dem Bauträger ein schmales Grundstück mit alten Bäumen, die nicht gefällt werden durften. Zwei unterschiedliche Bauparteien interessierten sich dafür, hier ihr Zuhause zu errichten. „Wegen der schwierigen planerischen Grundvoraussetzungen wurde das Grundstück ohne Hausplanung freigegeben“, erläutert Christoph Jacob. Beide Auftraggeber waren durch andere Projekte in der Region auf die Architekten aufmerksam geworden.
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