Weiß und Grau war gestern: Der skandinavische Stil wird jetzt bunt!
Kühl und minimalistisch – so erleben wir den Wohnstil der nordischen Länder. Doch dort macht sich langsam schon der nächste Farbtrend breit…
„Skandinavischer Stil“ – bei diesem Stichwort denken wir in der Regel an helle Räume und klare Linien. Die letzte Folge des Skandinavien-Krimis kommt uns in den Sinn, wir erinnern uns an den Ikea-Katalog und Produkte in „nordischem“ Design – also clean, grau, weiß. Aber in den vergangenen Jahren haben sich bunte, ja sogar dunkle Wandfarben die skandinavischen Wohnungen und Fotoshootings erobert. Die Wände in den Ländern des Nordens scheinen eine lange Durststrecke hinter sich zu haben, so begierig haben sie die neuen Farbtöne in Grau, Blau, Grün und Rosa aufgesaugt. Warum werden die neuen Farben in Skandinavien so stürmisch begrüßt, und wie setzt man sie dort ein? Wir haben uns Trendstudien und -prognosen angeschaut – und nehmen den Einzug der Farben in die Wohnräume Nordeuropas unter die Lupe.
„Mittlerweile können wir allerdings einen Wandel beobachten“, sagt Bertilsson. „In den letzten zwei oder drei Jahren sind die kräftigen Farben zurückgekehrt.“ Und zwar nicht zum ersten Mal.
Auch wenn wir immer davon ausgehen, dass die Wohnungen in Skandinavien schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten weißgetüncht und zurückhaltend eingerichtet sind, gab es in der Vergangenheit mehrere Wellen, in denen Farben eine große Rolle spielten. Die 1970er brachten einen Hauch Psychedelik in die Räume, mit hellen Farben und suggestiven Mustern, in den 1980ern dominierten Pastellfarben und in den 1990ern waren strukturbetonte Erdtöne angesagt – bis mit dem Anbruch des neuen Jahrtausend die Farben in den Wohnungen im großen Stil verblassten.
Doch mittlerweile ändert sich das Spektrum der Wandfarben wieder. Auf den skandinavischen Trendmessen bewegt sich das Interiordesign sogar schon wieder weg von den blassen Violett- und Blautönen der jüngsten Vergangenheit. Klare, kräftige Farben sind gefragt. Ganz aktuell: Orange, Pink, Gelb und Rot.
„In Trends drückt sich oft eine Reaktion auf das aus, was gerade noch vorgeherrscht hat“, erläutert Bertilsson. „Die Modewelt reagiert immer am schnellsten, aber die Inneneinrichtungs- und Designindustrie kommt gleich hinterher. Seit Beginn des neuen Jahrtausends waren Weiß und Grau die vorherrschenden Töne in den meisten skandinavischen Wohnungen, und sie sind es bis heute. Die hellen Farben, die jetzt so stark im Kommen sind, geben einfach eine Antwort auf diese Entwicklung. Allerdings müssen wir im Kopf behalten, dass Trends immer zweierlei sind: Gegenstand der Spekulation und tatsächliche Ereignisse. Manchmal bilden beide eine Schnittmenge, aber ein Trend kann immer nur dann Fuß fassen, wenn wir auch wirklich bereit sind, ihn anzunehmen“, sagt Bertilsson.
Wer bestimmt eigentlich kommende Farbtrends? >>>
Auch wenn wir immer davon ausgehen, dass die Wohnungen in Skandinavien schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten weißgetüncht und zurückhaltend eingerichtet sind, gab es in der Vergangenheit mehrere Wellen, in denen Farben eine große Rolle spielten. Die 1970er brachten einen Hauch Psychedelik in die Räume, mit hellen Farben und suggestiven Mustern, in den 1980ern dominierten Pastellfarben und in den 1990ern waren strukturbetonte Erdtöne angesagt – bis mit dem Anbruch des neuen Jahrtausend die Farben in den Wohnungen im großen Stil verblassten.
Doch mittlerweile ändert sich das Spektrum der Wandfarben wieder. Auf den skandinavischen Trendmessen bewegt sich das Interiordesign sogar schon wieder weg von den blassen Violett- und Blautönen der jüngsten Vergangenheit. Klare, kräftige Farben sind gefragt. Ganz aktuell: Orange, Pink, Gelb und Rot.
„In Trends drückt sich oft eine Reaktion auf das aus, was gerade noch vorgeherrscht hat“, erläutert Bertilsson. „Die Modewelt reagiert immer am schnellsten, aber die Inneneinrichtungs- und Designindustrie kommt gleich hinterher. Seit Beginn des neuen Jahrtausends waren Weiß und Grau die vorherrschenden Töne in den meisten skandinavischen Wohnungen, und sie sind es bis heute. Die hellen Farben, die jetzt so stark im Kommen sind, geben einfach eine Antwort auf diese Entwicklung. Allerdings müssen wir im Kopf behalten, dass Trends immer zweierlei sind: Gegenstand der Spekulation und tatsächliche Ereignisse. Manchmal bilden beide eine Schnittmenge, aber ein Trend kann immer nur dann Fuß fassen, wenn wir auch wirklich bereit sind, ihn anzunehmen“, sagt Bertilsson.
Wer bestimmt eigentlich kommende Farbtrends? >>>
Einer, der sich den kräftigen Farben verschrieben hat, ist Daniel Heckscher, Innenarchitekt und Designer des Note Design Studio in Stockholm. Seine Wohnräume (im Bild) haben von sich reden gemacht: Die ausgesuchte Farbpalette umfasst Türkis, Orange, Rosa, Blaugrün und ein helles Gelb. „My Residence“, ein neues schwedisches Magazin im Buchformat, hat Bilder aus seiner farbenprächtigen Wohnung veröffentlicht – und zitiert ihn mit der Bemerkung, dass die Leute sich schwarz kleiden und weiß einrichten, weil sie sich alles andere einfach nicht trauen.
„Sie haben Angst davor, Entscheidungen zu treffen und vielleicht einen Fehler zu machen“, kommentiert er. „Wir westlich geprägten Menschen werden zu sehr von unseren Ängsten bestimmt. Das Leben ist nicht farblos! Sogar zu Beginn des Frühjahrs, wenn Schweden so blass ist wie immer, gibt es ungefähr 7.000 Farbnuancen zu sehen, wenn man aus dem Fenster schaut. Was ich einfach nicht verstehe: Warum sollten Designer und Inneneinrichter eine Welt aufbauen, wie sie außerhalb der vier Wände gar nicht existiert?“
„Sie haben Angst davor, Entscheidungen zu treffen und vielleicht einen Fehler zu machen“, kommentiert er. „Wir westlich geprägten Menschen werden zu sehr von unseren Ängsten bestimmt. Das Leben ist nicht farblos! Sogar zu Beginn des Frühjahrs, wenn Schweden so blass ist wie immer, gibt es ungefähr 7.000 Farbnuancen zu sehen, wenn man aus dem Fenster schaut. Was ich einfach nicht verstehe: Warum sollten Designer und Inneneinrichter eine Welt aufbauen, wie sie außerhalb der vier Wände gar nicht existiert?“
Was ist entscheidend dafür, dass ein Farbtrend sich durchsetzt?
Karl Johan Bertilsson verweist auf Forschungen, auf die sich sein Büro NCS bezieht, um Trendanalysen zu entwickeln. „Es gibt Studien, die belegen, dass Farbtrends zyklisch sind“, sagt er. „Der österreichische Designberater und Psychologe Leonhard Oberascher hat sich eingehend mit der Psychologie der Farben beschäftigt. Er konnte nachweisen, dass die Vorlieben für bestimmte Farben sich alle 10 bis 15 Jahre wiederholen. Wenn alles weiß und neutral ist, ist man es irgendwann leid und möchte im Farbspektrum auf die andere Seite wechseln. Das ist beim Menschen auch mit anderen Dingen so, Farben machen da keine Ausnahme.“
„Oberascher hat genau gezeigt, welche Stadien wir bei diesem Prozess durchlaufen“, erklärt Bertilsson. „Vor ein paar Jahren war in unseren Wohnräumen alles sehr neutral. Dann ging es mit den Violett- und Blautönen los. Jetzt kommen die chromatischen, kräftigen Farben. Später werden sie dann von den gedämpften und dunkleren Farben abgelöst werden, bevor Braun- und Beigetöne übernehmen. Anschließend geht es wieder zurück zu den neutralen Farben. Die Wirklichkeit folgt bis ins Detail den Mustern, die Oberascher aufgezeichnet hat.“ Diese Vorgänge lassen sich auf der ganzen Welt beobachten, aber die skandinavischen Länder machen dabei den Anfang.
Karl Johan Bertilsson verweist auf Forschungen, auf die sich sein Büro NCS bezieht, um Trendanalysen zu entwickeln. „Es gibt Studien, die belegen, dass Farbtrends zyklisch sind“, sagt er. „Der österreichische Designberater und Psychologe Leonhard Oberascher hat sich eingehend mit der Psychologie der Farben beschäftigt. Er konnte nachweisen, dass die Vorlieben für bestimmte Farben sich alle 10 bis 15 Jahre wiederholen. Wenn alles weiß und neutral ist, ist man es irgendwann leid und möchte im Farbspektrum auf die andere Seite wechseln. Das ist beim Menschen auch mit anderen Dingen so, Farben machen da keine Ausnahme.“
„Oberascher hat genau gezeigt, welche Stadien wir bei diesem Prozess durchlaufen“, erklärt Bertilsson. „Vor ein paar Jahren war in unseren Wohnräumen alles sehr neutral. Dann ging es mit den Violett- und Blautönen los. Jetzt kommen die chromatischen, kräftigen Farben. Später werden sie dann von den gedämpften und dunkleren Farben abgelöst werden, bevor Braun- und Beigetöne übernehmen. Anschließend geht es wieder zurück zu den neutralen Farben. Die Wirklichkeit folgt bis ins Detail den Mustern, die Oberascher aufgezeichnet hat.“ Diese Vorgänge lassen sich auf der ganzen Welt beobachten, aber die skandinavischen Länder machen dabei den Anfang.
Viele Faktoren spielen eine Rolle, wenn es um die Durchsetzung eines Trends geht. Es gibt theoretische Modelle, mit denen sich zeigen lässt, dass unsere Empfänglichkeit für bestimmte Trends immer wieder Schwankungen unterworfen ist. Sie hängt davon ab, welche Arbeit wir haben, wo wir leben und wie unser Alltag aussieht.
„Wir alle werden von Trends beeinflusst, ob wir es wollen oder nicht“, sagt Bertilsson. „Schweden und Dänen genießen dabei einen Vorteil, denn unser geografisches, soziales und kulturelles Umfeld ermöglicht uns einiges: Wir haben nicht nur Lust dazu, unsere Wohnräume in großem Umfang neu zu gestalten – wir haben auch die Mittel dazu. So kommt es, dass wir sofort dabei sind, wenn der Trend zu chromatischen Farben sich durchzusetzen beginnt.“
„In vielen anderen Ländern fassen die Menschen erst dann den Entschluss, ihre Wände neu zu streichen, wenn die alte Farbschicht schon langsam absplittert. In Dänemark und Schweden sehen Farbgeschäfte aus wie Innenausstattungsläden. Denn wenn wir Farbe kaufen, streben wir eine Ganzheit an. Wir möchten eine Gestaltungsidee verwirklichen, in der Farbe eine wichtige Rolle spielt“, sagt er.
„Wir alle werden von Trends beeinflusst, ob wir es wollen oder nicht“, sagt Bertilsson. „Schweden und Dänen genießen dabei einen Vorteil, denn unser geografisches, soziales und kulturelles Umfeld ermöglicht uns einiges: Wir haben nicht nur Lust dazu, unsere Wohnräume in großem Umfang neu zu gestalten – wir haben auch die Mittel dazu. So kommt es, dass wir sofort dabei sind, wenn der Trend zu chromatischen Farben sich durchzusetzen beginnt.“
„In vielen anderen Ländern fassen die Menschen erst dann den Entschluss, ihre Wände neu zu streichen, wenn die alte Farbschicht schon langsam absplittert. In Dänemark und Schweden sehen Farbgeschäfte aus wie Innenausstattungsläden. Denn wenn wir Farbe kaufen, streben wir eine Ganzheit an. Wir möchten eine Gestaltungsidee verwirklichen, in der Farbe eine wichtige Rolle spielt“, sagt er.
Das skandinavische Bewusstsein für Farben hat noch an Gewicht gewonnen, seit einflussreiche Interior-Blogger verstärkt über Farbcodes schreiben. Die vielleicht bekannteste Schlafzimmerfarbe der vergangenen Jahre in Schweden nennt sich „Tante Johannas Grün“ (im Bild). Zu ihrer Berühmtheit gelangte sie durch die Stylistin und Bloggerin Johanna Bradford, die ihr Schlafzimmer in dem graugrünen Farbton gestrichen hatte.
„Dass die Farbe für so viel Furore gesorgt hat, lag auch am Timing“, erzählt Johanna Bradford. „Jahrelang hatten weiße Wände die Wohnungen dominiert, und die Leute wollten unbedingt etwas Neues ausprobieren. Aber es ist wirklich nicht so leicht, die richtige Farbe zu finden, und dieses spezielle Grün ist einfach unglaublich angenehm. Wenn Sie eine Farbe sehen, die Ihnen gefällt, können Sie doch auch gleich nach dem Farbcode fragen.“
Doch auch wenn die Skandinavier begonnen haben, ihre Wände wieder farbig zu streichen, bewegen sie sich dabei offenbar in gewissen Grenzen. Zum Beispiel sind die einzelnen Töne eher gedämpft als kräftig, und ihre Wirkung ist alles andere als aufdringlich. „Wir haben uns über das gewohnte Weiß hinausgewagt, aber ich glaube, die Ergebnisse ähneln sich trotzdem sehr, weil die meisten Leute sich dieselben Farben ausgesucht haben – wie im Fall meiner Schlafzimmerfarbe“, meint Bradford.
„Dass die Farbe für so viel Furore gesorgt hat, lag auch am Timing“, erzählt Johanna Bradford. „Jahrelang hatten weiße Wände die Wohnungen dominiert, und die Leute wollten unbedingt etwas Neues ausprobieren. Aber es ist wirklich nicht so leicht, die richtige Farbe zu finden, und dieses spezielle Grün ist einfach unglaublich angenehm. Wenn Sie eine Farbe sehen, die Ihnen gefällt, können Sie doch auch gleich nach dem Farbcode fragen.“
Doch auch wenn die Skandinavier begonnen haben, ihre Wände wieder farbig zu streichen, bewegen sie sich dabei offenbar in gewissen Grenzen. Zum Beispiel sind die einzelnen Töne eher gedämpft als kräftig, und ihre Wirkung ist alles andere als aufdringlich. „Wir haben uns über das gewohnte Weiß hinausgewagt, aber ich glaube, die Ergebnisse ähneln sich trotzdem sehr, weil die meisten Leute sich dieselben Farben ausgesucht haben – wie im Fall meiner Schlafzimmerfarbe“, meint Bradford.
Aber wie gesagt: Lassen Sie sich von den weißen Phase der zurückliegenden Jahre nicht täuschen: Farbige Wände sind für die Wohnhäuser in Skandinavien keineswegs Neuland. Die Architektin und Farbforscherin Karin Fridell Anter, Mitglied der Schwedischen Architektenvereinigung, hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Henrik Wannfors ein Buch über Wandfarben in schwedischen Gebäuden vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart verfasst. Ihr Blick umfasst einen längeren Zeitraum als die letzten Modewellen.
„Im Laufe der Geschichte tauchten in schwedischen Wohnhäusern immer wieder farbige Wände auf, und sie verschwanden auch wieder“, berichtet Fridell Anter. „Was die Entscheidung für bestimmte Farben vor allem beeinflusst hat, war die Tatsache, welche Töne überhaupt erhältlich waren – und welcher Stil jeweils herrschte. Mit den Trends ist es wie mit einem Pendel: Es schwingt hin und her, und jede Bewegung ist eine Gegenreaktion zu dem, was vorher war. Das ist heute nicht anders, aber das Pendel bewegt sich viel schneller hin und her.“
„In den 1970er-Jahren haben wir Anstriche und Tapeten mit knalligen Farben und großen Mustern verwendet, die Ähnlichkeit mit denen der Barockzeit hatten. In den 1980ern kam die Gegenreaktion mit hellen Pastellfarben, und in den 1990ern schließlich erlebten wir die Rückkehr der strukturierten Wände in Erdtönen, zum Beispiel Terrakotta, oder in Marineblau und/oder Hellgelb“, resümiert sie.
„Gehen wir noch weiter zurück, stoßen wir auf eine Zeit, in der sich die Dinge noch nicht so schnell änderten. Die Unterschiede zwischen den Wohnhäusern der Reichen in den großen Städten und den Bauernhäusern auf dem Land waren wesentlich größer“, fährt Fridell Anter fort. „Was sich die Landbevölkerung wünschte, war in vielen Fällen die Nachahmung einer Einrichtung, wie sie in den tonangebenden Haushalten der Oberklasse schon lange zu finden war.“
„Im Laufe der Geschichte tauchten in schwedischen Wohnhäusern immer wieder farbige Wände auf, und sie verschwanden auch wieder“, berichtet Fridell Anter. „Was die Entscheidung für bestimmte Farben vor allem beeinflusst hat, war die Tatsache, welche Töne überhaupt erhältlich waren – und welcher Stil jeweils herrschte. Mit den Trends ist es wie mit einem Pendel: Es schwingt hin und her, und jede Bewegung ist eine Gegenreaktion zu dem, was vorher war. Das ist heute nicht anders, aber das Pendel bewegt sich viel schneller hin und her.“
„In den 1970er-Jahren haben wir Anstriche und Tapeten mit knalligen Farben und großen Mustern verwendet, die Ähnlichkeit mit denen der Barockzeit hatten. In den 1980ern kam die Gegenreaktion mit hellen Pastellfarben, und in den 1990ern schließlich erlebten wir die Rückkehr der strukturierten Wände in Erdtönen, zum Beispiel Terrakotta, oder in Marineblau und/oder Hellgelb“, resümiert sie.
„Gehen wir noch weiter zurück, stoßen wir auf eine Zeit, in der sich die Dinge noch nicht so schnell änderten. Die Unterschiede zwischen den Wohnhäusern der Reichen in den großen Städten und den Bauernhäusern auf dem Land waren wesentlich größer“, fährt Fridell Anter fort. „Was sich die Landbevölkerung wünschte, war in vielen Fällen die Nachahmung einer Einrichtung, wie sie in den tonangebenden Haushalten der Oberklasse schon lange zu finden war.“
Haben Schweden ihre Wände früher eher aus praktischen Gründen gestrichen?
„Nein“, sagt Fridell Anters. „Wer in Schweden seine Zimmerwände gestrichen hat, tat das schon immer, um sein Zuhause zu verschönern und um etwas auszudrücken – mit Motiven, Farben oder Ornamenten zu zeigen, dass er ein frommer Mensch war oder Reichtum besaß, oder dass er sich der Modetrends bewusst war, die damals in anderen Kulturen auf dem Kontinent vorherrschten.“
„Ebenso wie die Menschen in Schweden heute noch über Einrichtung und Dekoration ihre Persönlichkeit ausdrücken, war das Zuhause auch in früheren Jahrhunderten ein Statussymbol“, fügt sie hinzu.
„Nein“, sagt Fridell Anters. „Wer in Schweden seine Zimmerwände gestrichen hat, tat das schon immer, um sein Zuhause zu verschönern und um etwas auszudrücken – mit Motiven, Farben oder Ornamenten zu zeigen, dass er ein frommer Mensch war oder Reichtum besaß, oder dass er sich der Modetrends bewusst war, die damals in anderen Kulturen auf dem Kontinent vorherrschten.“
„Ebenso wie die Menschen in Schweden heute noch über Einrichtung und Dekoration ihre Persönlichkeit ausdrücken, war das Zuhause auch in früheren Jahrhunderten ein Statussymbol“, fügt sie hinzu.
Farbige Wände als solche sind in Skandinavien kein neues Phänomen. Aber der Stil, in dem die Wände angestrichen wurden, hat sich über die Jahrzehnte verändert.
„Bis zur Stockholmer Ausstellung 1930, auf der die Idee des Funktionalismus präsentiert wurde, waren dekorative Anstriche sehr beliebt“, sagt Fridell Anter. „Oberflächen wurden nicht in einer einzigen Farbe angestrichen, sondern enthielten Bilder oder Ornamente, oder sie imitierten Marmor oder Holz. Mit dem Aufkommen des Funktionalismus änderte sich das. Die Menschen fingen an, ganze Wände in einer Farbe anzustreichen, und die nächste Wand vielleicht in einer anderen. Die Räume, mit denen wir heute zu tun haben – monochrome Wände, manchmal mit Holz vertäfelt, die Zimmerdecke in einer anderen Farbe – bauen auf dieser Leitvorstellung auf.“
„Bis zur Stockholmer Ausstellung 1930, auf der die Idee des Funktionalismus präsentiert wurde, waren dekorative Anstriche sehr beliebt“, sagt Fridell Anter. „Oberflächen wurden nicht in einer einzigen Farbe angestrichen, sondern enthielten Bilder oder Ornamente, oder sie imitierten Marmor oder Holz. Mit dem Aufkommen des Funktionalismus änderte sich das. Die Menschen fingen an, ganze Wände in einer Farbe anzustreichen, und die nächste Wand vielleicht in einer anderen. Die Räume, mit denen wir heute zu tun haben – monochrome Wände, manchmal mit Holz vertäfelt, die Zimmerdecke in einer anderen Farbe – bauen auf dieser Leitvorstellung auf.“
Dass die Skandinavier heute wieder Gefallen an Farben gefunden haben, hat viele Ursachen. Aktuelle Trends spielen dabei ebenso eine Rolle wie psychologische Faktoren und der Umstand, dass Farbe als Ausdrucksmittel für Persönlichkeit dienen kann. Doch es gibt noch einen weiteren wichtigen Beweggrund: Farbe ist auch eine Antwort auf viele Gegenwartsphänomene. Die NCS-Trendanalyse für 2016 bezieht auch politische Ereignisse, die Auswirkung der Digitalisierung und globale Entwicklungen mit ein.
„Wir glauben, dass die kommenden Jahre stark von Kontroversen bestimmt werden“, sagt NSC-Berater Bertilsson. „Die vielen Unruhen auf der ganzen Welt, die fortgeschrittene Urbanisierung und der wachsende Stress spiegeln sich auf der einen Seite in einem rauen, ungeschliffenen Stil wider, der von der Industrial-Ästhetik beeinflusst ist – mit kalten, schroffen Farben. Auf der anderen Seite verstärken genau die gleichen Entwicklungen auch den Eskapismus: Wir träumen von exotischen Orten, die uns inspirieren – die unbekannten Tiefen der Ozeane, die farbenprächtigen Tropen. Auch anstehende Weltereignisse wie die Olympischen Spiele in Brasilien werden neue Trends auslösen.“
Der große Unterschied zwischen der diesjährigen Analyse und dem Trendbericht, den NCS im vergangenen Jahr vorgelegt hat, besteht darin, dass die Farben extremer werden – von hellen und weichen Farbtönen geht der Trend zu effektvolleren, dunkleren Nuancen.
„Wir glauben, dass die kommenden Jahre stark von Kontroversen bestimmt werden“, sagt NSC-Berater Bertilsson. „Die vielen Unruhen auf der ganzen Welt, die fortgeschrittene Urbanisierung und der wachsende Stress spiegeln sich auf der einen Seite in einem rauen, ungeschliffenen Stil wider, der von der Industrial-Ästhetik beeinflusst ist – mit kalten, schroffen Farben. Auf der anderen Seite verstärken genau die gleichen Entwicklungen auch den Eskapismus: Wir träumen von exotischen Orten, die uns inspirieren – die unbekannten Tiefen der Ozeane, die farbenprächtigen Tropen. Auch anstehende Weltereignisse wie die Olympischen Spiele in Brasilien werden neue Trends auslösen.“
Der große Unterschied zwischen der diesjährigen Analyse und dem Trendbericht, den NCS im vergangenen Jahr vorgelegt hat, besteht darin, dass die Farben extremer werden – von hellen und weichen Farbtönen geht der Trend zu effektvolleren, dunkleren Nuancen.
Ein Begriff, von dem oft die Rede ist, wenn es um skandinavischen Stil geht, ist Natur. Hat der neue Farbtrend etwas damit zu tun?
„Auf jeden Fall gibt es da einen Zusammenhang“, sagt Bertilsson. „Letztes Jahr haben wir den Eskapismus so interpretiert, dass er vor allem um den Traum vom Landleben kreiste. Die Urbanisierung sorgt dafür, dass wir enger zusammenrücken, in kleineren Häusern oder Wohnungen, mit mehr Lärm – deshalb flüchten wir mental gerne in andere Welten, träumen von üppigen Bäumen und weiten Feldern.“
Der schwedische Tapetenhersteller Sandberg stellte vor Kurzem eine Kollektion vor, die diese Motive zum Thema macht. In seinem Trendbericht geht Sandberg davon aus, dass eine unsichere Umwelt zu einem gesteigerten Interesse an den eigenen vier Wänden führt. „Raumgestaltung ist wichtiger und komplexer geworden. Unser Umweltbewusstsein drängt uns dazu, neue Wege zu erkunden, wie wir möglichst wenig und nachhaltig konsumieren können. Gleichzeitig möchten wir aber auch auf dem neusten Stand bleiben, was Nachrichten und Trends betrifft.“
Der Stockholmer Farbenhersteller Alcro schlägt seinen skandinavischen Kunden vor, die Wohnräume mit natürlichen Farbschemen zu bereichern. Über seine 2016 vorgestellten Farben (Grüntöne und eine Apricotnuance) sagt das Unternehmen: „Sie rufen Bilder von den Lebewesen des Waldes wach, von Wiesen im Nebeldunst und betörenden Träumen in den Stunden der Morgendämmerung.“
„Auf jeden Fall gibt es da einen Zusammenhang“, sagt Bertilsson. „Letztes Jahr haben wir den Eskapismus so interpretiert, dass er vor allem um den Traum vom Landleben kreiste. Die Urbanisierung sorgt dafür, dass wir enger zusammenrücken, in kleineren Häusern oder Wohnungen, mit mehr Lärm – deshalb flüchten wir mental gerne in andere Welten, träumen von üppigen Bäumen und weiten Feldern.“
Der schwedische Tapetenhersteller Sandberg stellte vor Kurzem eine Kollektion vor, die diese Motive zum Thema macht. In seinem Trendbericht geht Sandberg davon aus, dass eine unsichere Umwelt zu einem gesteigerten Interesse an den eigenen vier Wänden führt. „Raumgestaltung ist wichtiger und komplexer geworden. Unser Umweltbewusstsein drängt uns dazu, neue Wege zu erkunden, wie wir möglichst wenig und nachhaltig konsumieren können. Gleichzeitig möchten wir aber auch auf dem neusten Stand bleiben, was Nachrichten und Trends betrifft.“
Der Stockholmer Farbenhersteller Alcro schlägt seinen skandinavischen Kunden vor, die Wohnräume mit natürlichen Farbschemen zu bereichern. Über seine 2016 vorgestellten Farben (Grüntöne und eine Apricotnuance) sagt das Unternehmen: „Sie rufen Bilder von den Lebewesen des Waldes wach, von Wiesen im Nebeldunst und betörenden Träumen in den Stunden der Morgendämmerung.“
Mit diesen Assoziationen vor Augen ist es kaum verwunderlich, dass blau-grüne Themen sich an den Wänden der Häuser in Schweden und Dänemark so großer Beliebtheit erfreuen. Nach Oberaschers Forschungen zur Entwicklung von Farbtrends dürften sich die Skandinavier genau in der Mitte eines Trendzyklus befinden und können sich zunächst auf wärmere, freundlichere Wände freuen, bevor die nächste Phase gedämpfter Farben einsetzt und die Vorlieben sich schließlich wieder in einem umfassenden Weiß neutralisieren.
Im Rückblick lässt sich sagen, dass die Bewohner der nördlichen Länder vor allem schnell genug sind, den neusten Interior-Trends zu folgen. Und es stellt sich weniger die Frage, ob sie tatsächlich alle der Entwicklung folgen, die nach mehr Farbe in Wohnräumen verlangt – sondern ob sie dazu überhaupt noch genug Zeit haben. Denn anders als vor vielen hundert Jahren, als die jeweiligen Farbtrends erst nach einigen Jahrzehnten in den schwedischen Bauernhöfen ankamen, dreht sich das Rad mittlerweile um einiges schneller, und die Veränderungen finden in einer digitalisierten, globalisierten Welt statt.
Vielleicht besteht gar kein Anlass, mit dem Mythos der weißen skandinavischen Wohnräume aufzuräumen – am Ende haben die neuen farbigen Wände noch nicht einmal Zeit, zu trocknen, bevor die nächsten Trendsetter sie schon wieder weiß streichen …
Wie geht es Ihnen? Hängt Ihr Herz am bisherigen, cleanen skandinavischen Stil oder haben Sie jetzt auch mehr Lust auf Farbe?
Im Rückblick lässt sich sagen, dass die Bewohner der nördlichen Länder vor allem schnell genug sind, den neusten Interior-Trends zu folgen. Und es stellt sich weniger die Frage, ob sie tatsächlich alle der Entwicklung folgen, die nach mehr Farbe in Wohnräumen verlangt – sondern ob sie dazu überhaupt noch genug Zeit haben. Denn anders als vor vielen hundert Jahren, als die jeweiligen Farbtrends erst nach einigen Jahrzehnten in den schwedischen Bauernhöfen ankamen, dreht sich das Rad mittlerweile um einiges schneller, und die Veränderungen finden in einer digitalisierten, globalisierten Welt statt.
Vielleicht besteht gar kein Anlass, mit dem Mythos der weißen skandinavischen Wohnräume aufzuräumen – am Ende haben die neuen farbigen Wände noch nicht einmal Zeit, zu trocknen, bevor die nächsten Trendsetter sie schon wieder weiß streichen …
Wie geht es Ihnen? Hängt Ihr Herz am bisherigen, cleanen skandinavischen Stil oder haben Sie jetzt auch mehr Lust auf Farbe?
In Skandinavien wurden die Wohnräume schon immer so gestaltet, dass möglichst viel Tageslicht hineinfällt. Mit 1.800 Stunden Sonne im Jahr ist Stockholm in der Region die sonnigste Hauptstadt – und doch gibt es hier mindestens 1.000 Sonnenstunden weniger, als die Einwohner von Madrid, Sydney oder Miami genießen dürfen.
„Die Grundlage für skandinavisches Design, und überhaupt für die Einrichtung hier bei uns im Norden, muss immer hell und einfach sein – schon deshalb, weil es aus Mangel an Tageslicht gar nicht anders geht“, sagt Karl Johan Bertilsson, Creative Director der NCS Colour Academy, einer Beratungsagentur für Hersteller, Architekten und Designer auf der ganzen Welt. In der Folge entstand das, was wir heute als typisch skandinavischen Stil wahrnehmen.