Tiny House in Deutschland kaufen: Möglichkeiten und Rechtsfragen
Wo darf ich mein Minihaus bauen und welche Auflagen sind zu erfüllen? Wir klären, wie man hierzulande winzig wohnen kann
Die Tiny-House-Bewegung ist längst nicht mehr auf die USA beschränkt. Auch in Deutschland wollen viele ein möglichst autarkes Leben auf wenig Raum führen. Doch so ein Minihaus (auf Rädern oder ohne) irgendwo in die Pampa zu stellen, ist hierzulande nicht erlaubt. Und Dauercamping ist nicht gerade das, was Menschen vorschwebt, die sich für die Idee begeistern. Welche Möglichkeiten gibt es, ein Tiny House in Deutschland zu kaufen und zu bauen, wann brauche ich eine Baugenehmigung und wo kann man seine Nische finden? Ein Überblick über die aktuelle Rechtslage.
In den USA werden Tiny Houses vornehmlich auf Rädern gebaut, weil sich dort so viele gesetzliche Regelungen umgehen lassen. Für Häuser unter 100 Quadratfuß (circa 9,3 Quadratmeter) gibt es vielerorts keinerlei Bauvorschriften. Und wer etwas mehr Platz zur Verfügung haben möchte, macht sein Häuschen einfach mobil, da es dann in den USA juristisch gesehen nicht als Haus gilt. Tiny Homes sind in Form und Gestalt also ein Produkt der US-Gesetzeslücken, die ihre Erbauer identifiziert haben.
TIPP: Architekten und Anbieter von Minihäusern finden Sie hier
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Wie viel Autarkie ist mit Tiny Houses in Deutschland möglich?
- Der Wohnwagen-Joker
Gesetzeslage für Tiny Houses in Deutschland
Von wegen raus in die Wildnis: Selbst der Bau kleinster Gebäude, so sie denn zum Wohnen gedacht sind, muss per Bauantrag bei der hiesigen Baubehörde bewilligt werden. In Deutschland dürfen nur verkehrsmäßig und technisch erschlossene Grundstücke bebaut werden. Das bedeutet, der Baugrund muss am Wegenetz (verkehrsmäßige Erschließung) liegen und mit Wasser, Gas, Elektrizität und Kanalisation versorgt sein (technische Erschließung). Für die Kanalisation besteht Anschluss- und Benutzungszwang, was meist mit einer Kopplung an das Wasserversorgungsnetz verbunden ist. Wird ein Ort erst noch erschlossen, müssen dazu Erschließungsbeiträge an die Gemeinde gezahlt werden.
Von wegen raus in die Wildnis: Selbst der Bau kleinster Gebäude, so sie denn zum Wohnen gedacht sind, muss per Bauantrag bei der hiesigen Baubehörde bewilligt werden. In Deutschland dürfen nur verkehrsmäßig und technisch erschlossene Grundstücke bebaut werden. Das bedeutet, der Baugrund muss am Wegenetz (verkehrsmäßige Erschließung) liegen und mit Wasser, Gas, Elektrizität und Kanalisation versorgt sein (technische Erschließung). Für die Kanalisation besteht Anschluss- und Benutzungszwang, was meist mit einer Kopplung an das Wasserversorgungsnetz verbunden ist. Wird ein Ort erst noch erschlossen, müssen dazu Erschließungsbeiträge an die Gemeinde gezahlt werden.
Es gibt Fälle, in denen die Regelung in Bezug auf die Kanalisation für den Bürger nicht zumutbar ist und durch gewisse Klauseln verhindert werden kann. Zum Beispiel, wenn Komposttoiletten und Grauwasser genutzt werden. Aber von derartigen Sonderkonditionen sollte man am besten nicht ausgehen, während man ein Minihaus plant.
Regenwasser darf im Übrigen hierzulande nicht als Trinkwasser genutzt werden. Es ist nur für die Bewässerung des Gartens sowie den Betrieb von Toilette und Waschmaschine erlaubt.
Autarkie erreichen Häuser in Deutschland, ob tiny oder nicht, eher in Bezug auf die Energieversorgung, zum Beispiel durch Solarenergie.
Regenwasser darf im Übrigen hierzulande nicht als Trinkwasser genutzt werden. Es ist nur für die Bewässerung des Gartens sowie den Betrieb von Toilette und Waschmaschine erlaubt.
Autarkie erreichen Häuser in Deutschland, ob tiny oder nicht, eher in Bezug auf die Energieversorgung, zum Beispiel durch Solarenergie.
Bulgarisches Ferienhaus auf Rädern, entworfen von der Architektin Hristina Hristova: 9 Quadratmeter
Ich will in Deutschland ein Tiny House bauen – was muss ich beachten?Drum prüfe, wer sich ewig bindet… Von der Ewigkeit kann vielleicht nicht die Rede sein. Aber der Schritt zum Tiny House bedeutet meist eine radikale Veränderung der Lebensumstände, weshalb viele erfahrene Pioniere dazu raten, beispielsweise während eines längeren Urlaubs auszuprobieren, ob man sich auf minimaler Quadratmeterzahl wirklich und dauerhaft wohlfühlen kann. Erst dann, mit der Hand auf dem Herzen, sollte man die nächsten Schritte erwägen.
Ich will in Deutschland ein Tiny House bauen – was muss ich beachten?Drum prüfe, wer sich ewig bindet… Von der Ewigkeit kann vielleicht nicht die Rede sein. Aber der Schritt zum Tiny House bedeutet meist eine radikale Veränderung der Lebensumstände, weshalb viele erfahrene Pioniere dazu raten, beispielsweise während eines längeren Urlaubs auszuprobieren, ob man sich auf minimaler Quadratmeterzahl wirklich und dauerhaft wohlfühlen kann. Erst dann, mit der Hand auf dem Herzen, sollte man die nächsten Schritte erwägen.
Rechtliches und Allzurechtliches
Die Begründung ist leicht nachvollziehbar: „Für ein bebauungspflichtiges Unterfangen müsste im Außenbereich der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Ein aufwendiges Verfahren, in dem auch die Träger öffentlicher Belange wie der Bund Naturschutz, die Landwirtschaftskammer, das Wasserwirtschaftsamt und viele andere gehört werden müssen.“
- Für Tiny Houses geeignete Grundstücke
Die Begründung ist leicht nachvollziehbar: „Für ein bebauungspflichtiges Unterfangen müsste im Außenbereich der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Ein aufwendiges Verfahren, in dem auch die Träger öffentlicher Belange wie der Bund Naturschutz, die Landwirtschaftskammer, das Wasserwirtschaftsamt und viele andere gehört werden müssen.“
Tiny House des Modells „Loft“ der Mint Tiny House Company, La Honda, Kalifornien, USA: 28 Quadratmeter
- Vor dem Bauen eines Tiny House
Custom Tiny Home
- Mit den Nachbarn sprechen
Bestellbares Kleinsthaus derFutteralhaus GmbH, an die Kanalisation anschließbar: 19 Quadratmeter Wohnfläche plus 18 Quadratmeter Terrasse
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- Der Bauantrag für ein Tiny House
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„Tiny Tack House“ in Camp Ondessonk in Illinois, selbstgebaut von Evan und Gabby Coulson: knapp 10 Quadratmeter
Brauche ich in Deutschland einen Energieausweis für mein Minihaus?
Häuser bis 50 Quadratmeter Größe müssen nicht die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung EnEV 2016 erfüllen, sondern lediglich die der EnEV 2014, Anlage 3.
Minibehausungen haben rein physikalisch keine Form, die ideal für einen geringen Energieverbrauch wäre – man sieht das am Vergleich zu Passivhäusern, die meist zweigeschossig und würfelförmig sind. Je kleiner ein Gebäude, desto höher sein relativer Verbrauch. Jedoch haben Tiny Houses im Vergleich zu herkömmlichen Häusern mit 100 und mehr Quadratmetern in absoluten Zahlen gesehen eine sehr viel bessere Energiebilanz, allein schon durch den meist sehr ressourcenschonenden Bau mit umweltverträglichen und nachhaltigen Materialien.
>> Wer braucht eigentlich den Energieausweis?
Brauche ich in Deutschland einen Energieausweis für mein Minihaus?
Häuser bis 50 Quadratmeter Größe müssen nicht die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung EnEV 2016 erfüllen, sondern lediglich die der EnEV 2014, Anlage 3.
Minibehausungen haben rein physikalisch keine Form, die ideal für einen geringen Energieverbrauch wäre – man sieht das am Vergleich zu Passivhäusern, die meist zweigeschossig und würfelförmig sind. Je kleiner ein Gebäude, desto höher sein relativer Verbrauch. Jedoch haben Tiny Houses im Vergleich zu herkömmlichen Häusern mit 100 und mehr Quadratmetern in absoluten Zahlen gesehen eine sehr viel bessere Energiebilanz, allein schon durch den meist sehr ressourcenschonenden Bau mit umweltverträglichen und nachhaltigen Materialien.
>> Wer braucht eigentlich den Energieausweis?
Alternativen, Nischen und wie man unkomplizierter an einen Stellplatz für ein Tiny House kommen kann
Grundstück-Sharing ist ein Stichwort, das im Zusammenhang mit der Tiny-House-Bewegung häufig fällt. Während es, wie oben beschrieben, schwierig sein kann, ein Grundstück zu finden und zu kaufen, das alle rechtlichen Bedingungen erfüllt, mag es einfacher sein, auf einem bestehenden Grundstück sein Minihaus aufzustellen, sei es nur temporär oder auch dauerhaft. Denkbar ist, mit den Besitzern eine Interessengemeinschaft zu bilden und sich gegenseitig unter die Arme zu greifen, beispielsweise bei der Pflege des Gartens oder, als Untermieter auf einem Bauernhof, bei anderen täglich anfallenden Arbeiten.
Außerdem sind kleine Gemeinden weit ab vom Schuss, die ohnehin unter Abwanderung zu leiden haben, womöglich eher bereit, geeignete Stellplätze auszuweisen und Sie bei der Umsetzung Ihres Traums vom Downsizing zu unterstützen.
Auch interessant:
► Wohnen im Containerhaus
► Bretonischer Speicher verwandelt sich in modernes Loft
► Wohnen im modernen Bungalow
Planen Sie ebenfalls ein Minihaus? Oder Sie haben bereits ein Tiny House gebaut? Erzählen Sie von Ihren Erfahrungen von der Grundstückssuche über den Bauantrag bis zum finalen Bau in den Kommentaren!
Grundstück-Sharing ist ein Stichwort, das im Zusammenhang mit der Tiny-House-Bewegung häufig fällt. Während es, wie oben beschrieben, schwierig sein kann, ein Grundstück zu finden und zu kaufen, das alle rechtlichen Bedingungen erfüllt, mag es einfacher sein, auf einem bestehenden Grundstück sein Minihaus aufzustellen, sei es nur temporär oder auch dauerhaft. Denkbar ist, mit den Besitzern eine Interessengemeinschaft zu bilden und sich gegenseitig unter die Arme zu greifen, beispielsweise bei der Pflege des Gartens oder, als Untermieter auf einem Bauernhof, bei anderen täglich anfallenden Arbeiten.
Außerdem sind kleine Gemeinden weit ab vom Schuss, die ohnehin unter Abwanderung zu leiden haben, womöglich eher bereit, geeignete Stellplätze auszuweisen und Sie bei der Umsetzung Ihres Traums vom Downsizing zu unterstützen.
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Planen Sie ebenfalls ein Minihaus? Oder Sie haben bereits ein Tiny House gebaut? Erzählen Sie von Ihren Erfahrungen von der Grundstückssuche über den Bauantrag bis zum finalen Bau in den Kommentaren!
Das eigene Haus ist immer noch der Traum vieler. Aber: Ein Haus kaufen und es dann mit knapper Not bis zur Rente abbezahlt haben, davon träumen die wenigsten.
In den USA, wo Häuser oft ein Vielfaches europäischer Ausmaße erreichen, hat sich seit den Neunzigerjahren ein Trend zum Downsizing entwickelt. Reduzieren statt Konsumieren lautet die Prämisse. Leute begannen, sich Häuser zu bauen, die oft nicht größer als ein Wohnwagen sind. Laut selbstauferlegter Regel nicht mehr als 55 Quadratmeter Wohnfläche umfassen dürfen und weitestgehend autark funktionieren.