Houzzbesuch: Wohnen wie auf Bullerbü – in einem alten Schulhaus
Hohe Räume, riesige Fenster und viel Holz machen diese umgebaute Schule aus dem 19. Jahrhundert zum gemütlichen Zuhause
Man fühlt sich sofort in eine von Astrid Lindgrens Geschichten versetzt: Vor den Toren des schwedischen Städtchens Vimmerby, dem Geburtsort der Schriftstellerin in der historischen Provinz Småland, hat ein junges Paar sein Traumhaus gefunden – eine gegen 1900 erbaute Schule. Dank der umfassenden und zugleich behutsamen Sanierung durch die Vorbesitzer konnten Lisa Knutsson und Henrik Leijon vom ersten Tag an das stimmungsvolle Ambiente genießen.
Der Gartenzaun wurde aus Feldsteinen und Birkenstämmen gefertigt. Nachbarn haben dem Paar erzählt, dass ihn ein 85-jähriger Mann errichtet hat, der für seine Arbeit gern eine lebenslange Garantie gab.
Neben dem Haupthaus gehören noch zwei weitere Gebäude zu dem Anwesen: der ehemalige Speisesaal der Schule, den das Paar noch zum Gästehaus umbauen will und ein alter Stall, den die beiden als Werkstatt nutzen.
Neben dem Haupthaus gehören noch zwei weitere Gebäude zu dem Anwesen: der ehemalige Speisesaal der Schule, den das Paar noch zum Gästehaus umbauen will und ein alter Stall, den die beiden als Werkstatt nutzen.
Foto: Henning Karlsson
Auf dem Dachboden des ehemaligen Stallgebäudes lagern noch jede Menge Schätze aus der Vergangenheit, etwa ein historischer Schultisch. Auch alte Balken und Ringe aus dem Sportunterricht hängen noch an der Decke – wahrscheinlich wurden damals die Schulbänke für den Sportunterricht einfach beiseite gerückt und der Klassenraum kurzerhand zum Turnzimmer umfunktioniert.
Dieses um die Jahrhundertwende entstandene Foto zeigt eine ehemalige Schulklasse mit der Lehrerin Lina Elving. Als das Foto aufgenommen wurde, gab es die aktuelle Holzfassade noch nicht. Sie wurde erst in den Zwanzigerjahren angebracht.
Auf dem Dachboden des ehemaligen Stallgebäudes lagern noch jede Menge Schätze aus der Vergangenheit, etwa ein historischer Schultisch. Auch alte Balken und Ringe aus dem Sportunterricht hängen noch an der Decke – wahrscheinlich wurden damals die Schulbänke für den Sportunterricht einfach beiseite gerückt und der Klassenraum kurzerhand zum Turnzimmer umfunktioniert.
Dieses um die Jahrhundertwende entstandene Foto zeigt eine ehemalige Schulklasse mit der Lehrerin Lina Elving. Als das Foto aufgenommen wurde, gab es die aktuelle Holzfassade noch nicht. Sie wurde erst in den Zwanzigerjahren angebracht.
Das Erdgeschoss beeindruckt mit einer Deckenhöhe von 3,20 Metern, 3 Meter hohen Türen und großen Fenstern. „Man fühlt sich ein bisschen wie der Däumling Nils Karlsson bei Astrid Lindgren“, scherzt Knutsson.
Die Türen wurden nicht neu lackiert, sondern im Originalzustand belassen – inklusive der wunderschönen Patina. „Man kann sogar noch die Handabdrücke der Kinder sehen, die durch diese Türen gegangen sind“, so Knutsson. „Genau das liebe ich an alten Häusern: Die Geschichte ist allgegenwärtig.“
Auch der Treppe sieht man an, dass sie schon in die Jahre gekommen ist. Mehrere Farbschichten schimmern durch. „Ich finde das sehr charmant. Jede Schicht erinnert an eine Epoche in der Geschichte des Hauses“, sagt Knutsson. Davon zeugen auch die Leuchten in Eingangsbereich und Küche, die hier hängen, seit das Haus ans Stromnetz angeschlossen wurde. Die roten Holzelemente im und am Haus wurden mit Lack auf Leinölbasis behandelt. Der Farbton „English Red“ ist seit mehr als einem Jahrhundert überall in Schweden verbreitet.
Vor der Eingangstür steht ein alter Schreibtischstuhl, den Knutsson von ihrem Großvater geerbt hat. Er ist mit einem Schaffell dekoriert.
Die Türen wurden nicht neu lackiert, sondern im Originalzustand belassen – inklusive der wunderschönen Patina. „Man kann sogar noch die Handabdrücke der Kinder sehen, die durch diese Türen gegangen sind“, so Knutsson. „Genau das liebe ich an alten Häusern: Die Geschichte ist allgegenwärtig.“
Auch der Treppe sieht man an, dass sie schon in die Jahre gekommen ist. Mehrere Farbschichten schimmern durch. „Ich finde das sehr charmant. Jede Schicht erinnert an eine Epoche in der Geschichte des Hauses“, sagt Knutsson. Davon zeugen auch die Leuchten in Eingangsbereich und Küche, die hier hängen, seit das Haus ans Stromnetz angeschlossen wurde. Die roten Holzelemente im und am Haus wurden mit Lack auf Leinölbasis behandelt. Der Farbton „English Red“ ist seit mehr als einem Jahrhundert überall in Schweden verbreitet.
Vor der Eingangstür steht ein alter Schreibtischstuhl, den Knutsson von ihrem Großvater geerbt hat. Er ist mit einem Schaffell dekoriert.
Die Vorbesitzer hatten das Haus bereits umfassend sanieren lassen und dabei ganz auf Massivholz und natürliche Materialien gesetzt. Viele der Neuerungen sind dem ursprünglichen Stil des Hauses nachempfunden und harmonieren perfekt mit den Original-Elementen. Die Türen etwa sind teils alt, teils neu, ohne dass man einen Unterschied erkennen könnte. Die Fensterrahmen sind neu, während die Scheiben größtenteils erhalten werden konnten oder aber über die Jahre durch handgeblasenes Glas ersetzt wurden.
„Wir hatten wirklich unglaubliches Glück, ein altes Haus in einem so guten Zustand zu finden“, freut sich Knutsson. „Alte Holzhäuser sind meist sehr renovierungsintensiv – da ist dieses hier ein echter Luxus! Heutzutage werden solche Häuser gar nicht mehr gebaut, und ich finde, ein Neubau reicht nie an so ein geschichtsträchtiges Haus heran.“
„Wir hatten wirklich unglaubliches Glück, ein altes Haus in einem so guten Zustand zu finden“, freut sich Knutsson. „Alte Holzhäuser sind meist sehr renovierungsintensiv – da ist dieses hier ein echter Luxus! Heutzutage werden solche Häuser gar nicht mehr gebaut, und ich finde, ein Neubau reicht nie an so ein geschichtsträchtiges Haus heran.“
Die Küche war früher ein kleiner Klassenraum. Die Armaturen wurden vor 15 Jahren eingebaut. Als die beiden das Haus fanden, erinnerte dieser Raum sehr an die Villa Kunterbunt, mit Türen und Decke in Gelb, einer grünen Holzvertäfelung und einer Tapete in knalligem Orange. „Wir wollten eher einen lässigen und zugleich klassischen Look, also hat Hendrik die Küche weiß gestrichen und einige Stellen grau abgesetzt“, erzählt Knutsson. „Er hat zwei Wochen und mehrere Anstriche gebraucht, um die knalligen Farben wegzubekommen, aber es hat sich gelohnt. Heute wirkt die Küche komplett anders und passt perfekt zu uns.“
Den kleinen Klapptisch neben dem Küchentresen haben die Eigentümer auf Blocket gefunden, einer schwedischen Internetplattform für private Kleinanzeigen.
Knutsson liebt es, über Flohmärkte zu streifen und nach alten Schätzen zu stöbern. Das zeigt sich im Stil der Einrichtung, ein Mix aus Erbstücken, Flohmarktfunden und Antiquitäten.
Inspirationen zu weißen Küchen im Landhausstil
Knutsson liebt es, über Flohmärkte zu streifen und nach alten Schätzen zu stöbern. Das zeigt sich im Stil der Einrichtung, ein Mix aus Erbstücken, Flohmarktfunden und Antiquitäten.
Inspirationen zu weißen Küchen im Landhausstil
Der Holztisch ist mindestens 100 Jahre alt, und genau wie der Treppe sieht man auch ihm sein Alter an. Knutsson hat ihn auf dem Flohmarkt erworben. „Und die Sitzbank haben wir in einem Antiquitätengeschäft in Vimmerby gekauft. Sie war unbehandelt, und wir haben beschlossen, sie grün zu lackieren.“
Die Tapete von Boråstapeter ist einem Muster aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden. Die Pflanzenkunde-Poster stammen vom Flohmarkt. Überall im Haus finden sich diverse Original-Schautafeln aus der Schule – von Blumen bis hin zu Bibelgeschichten. „Wir haben noch nicht alle aufgehängt“, so Knutsson.
Die Tapete von Boråstapeter ist einem Muster aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden. Die Pflanzenkunde-Poster stammen vom Flohmarkt. Überall im Haus finden sich diverse Original-Schautafeln aus der Schule – von Blumen bis hin zu Bibelgeschichten. „Wir haben noch nicht alle aufgehängt“, so Knutsson.
Der alte Norrhult-Holzofen in der Küche funktioniert noch.
Der heiße Riese: Klassisch kochen mit einem Range Cooker
Der heiße Riese: Klassisch kochen mit einem Range Cooker
Im größeren der beiden Klassenzimmer befindet sich heute der Wohn- und Essbereich auf sagenhaften 64 Quadratmetern. Als das Paar ins Haus einzog, waren die Wände rot gestrichen. Die beiden versahen sie mit einer blauen Tapete aus der Mineral-Kollektion von Boråstapeter. „Blau passt einfach besser zu uns“, erzählt die Eigentümerin. „Es hat eine beruhigende Wirkung.“
Die zwei Fenster und die Terrassentüren sind neu – hier standen früher das Lehrerpult und die Tafel.
An der Stehleuchte in der Ecke hängt Knutsson ganz besonders. Sie ist von ihrer Großmutter.
Die zwei Fenster und die Terrassentüren sind neu – hier standen früher das Lehrerpult und die Tafel.
An der Stehleuchte in der Ecke hängt Knutsson ganz besonders. Sie ist von ihrer Großmutter.
Bei so vielen großen Fenstern ist es unmöglich, die Möbel an den Wänden zu platzieren. Daher haben Knutsson und Leijon verschiedene Bereiche geschaffen und so aus dem großen Raum quasi mehrere kleine gemacht.
Große Räume brauchen große Möbel. „Das hier ist definitiv kein Kämmerlein“, so Knutsson lachend. Darum ist das Sofa eines von wenigen modernen Möbeln im Haus. „Ich konnte einfach kein antikes Sofa finden, das groß genug für diesen Raum ist.“
Große Räume brauchen große Möbel. „Das hier ist definitiv kein Kämmerlein“, so Knutsson lachend. Darum ist das Sofa eines von wenigen modernen Möbeln im Haus. „Ich konnte einfach kein antikes Sofa finden, das groß genug für diesen Raum ist.“
Den massiven Esstisch aus Holz hat Leijon gemeinsam mit einem Kollegen nach einem Entwurf von Knutsson gebaut. Die Tischplatte aus gebürsteten Fußbodendielen wurde mit pigmentiertem Leinöl behandelt. Er ist so breit, dass am Kopfende jeweils zwei Personen sitzen können. Insgesamt haben bis zu 16 Leute daran Platz.
Ein Mix verschiedenartiger Stühle macht das Esstisch-Ensemble perfekt. „Henrik und ich sammeln schon länger alte Stühle“, erzählt Knutsson. „Sie stammen von diversen Flohmärkten und Antiquitätenläden in Vimmerby. Manche davon haben wir lackiert, andere nicht.”
Ein Mix verschiedenartiger Stühle macht das Esstisch-Ensemble perfekt. „Henrik und ich sammeln schon länger alte Stühle“, erzählt Knutsson. „Sie stammen von diversen Flohmärkten und Antiquitätenläden in Vimmerby. Manche davon haben wir lackiert, andere nicht.”
Auf dem Kaminsims präsentiert Knutsson ihre Sammlung antiker Kupfer-Kerzenhalter. Der Servierwagen ist ein Erbstück ihrer Großmutter und das Gemälde rechts stammt von der ortsansässigen Künstlerin Fredrika Nilsson.
Im Treppenflur hängt eine Anatomie-Schautafel, die das Paar auf dem Dachboden im ehemaligen Stall gefunden hat.
Das Hauptschlafzimmer haben die beiden in einem warmen Grauton gestrichen. Hier befanden sich früher zwei Lehrerzimmer. Die Vorbesitzer haben die Trennwand herausgerissen und so einen großen Raum geschaffen.
Der Garderobenständer ist ebenfalls ein Erbstück und stammt von Knutssons Großvater.
Der Garderobenständer ist ebenfalls ein Erbstück und stammt von Knutssons Großvater.
Selbst im Obergeschoss sind die Räume noch 2,60 Meter hoch. Auch hier gibt es zwei funktionstüchtige alte Kamine.
Mit der Renovierung des ersten Stocks ist das Paar noch nicht ganz fertig. Aktuell sind Knutsson und Leijon dabei, ein Gästezimmer zu renovieren, und als Nächstes kommt das dritte Schlafzimmer dran.
Mit der Renovierung des ersten Stocks ist das Paar noch nicht ganz fertig. Aktuell sind Knutsson und Leijon dabei, ein Gästezimmer zu renovieren, und als Nächstes kommt das dritte Schlafzimmer dran.
Die Wände in diesem Badezimmer im Obergeschoss sind mit einer traditionellen Holzvertäfelung versehen – in einem Wannenbad funktioniert das gut, da die Wände nicht hundertprozentig wasserabweisend sein müssen. Die Dusche hingegen ist in einem zweiten Badezimmer im Obergeschoss untergebracht, dort, wo sich früher einmal die Lehrerküche befand.
Den kleinen Stuhl haben die Eigentümer bei Wimmerby Antik & Kuriosa gekauft.
Den kleinen Stuhl haben die Eigentümer bei Wimmerby Antik & Kuriosa gekauft.
Die Josef-Frank-Tapete stammt von Svenskt Tenn und wurde bereits von den vorherigen Eigentümern angebracht. Knutsson und Leijon sind noch unentschlossen, ob sie sie behalten wollen, da sie zwar sehr hübsch, aber leider nicht bündig tapeziert ist, was Maler Leijon natürlich ein Dorn im Auge ist.
„Als Nächstes wollen wir den ehemaligen Essenssaal in ein Gästehaus verwandeln. Wir sind zwar beide nicht besonders erfahren im Tischlern, hoffen aber, dass wir beim Umbau Einiges lernen können. Dabei ist es sehr praktisch, dass das Gästehaus getrennt vom Haupthaus ist. So müssen wir während der Renovierungsarbeiten nicht auf einer Baustelle leben. Danach sanieren wir wahrscheinlich den Dachboden des Stallgebäudes, oder wir bauen ein Gewächshaus“, so Knutsson, die aus der abschnittsweisen Renovierung ihres Haustraums immer neue Energie zieht.
Weitere Artikel zu Projekten in Skandinavien
„Als Nächstes wollen wir den ehemaligen Essenssaal in ein Gästehaus verwandeln. Wir sind zwar beide nicht besonders erfahren im Tischlern, hoffen aber, dass wir beim Umbau Einiges lernen können. Dabei ist es sehr praktisch, dass das Gästehaus getrennt vom Haupthaus ist. So müssen wir während der Renovierungsarbeiten nicht auf einer Baustelle leben. Danach sanieren wir wahrscheinlich den Dachboden des Stallgebäudes, oder wir bauen ein Gewächshaus“, so Knutsson, die aus der abschnittsweisen Renovierung ihres Haustraums immer neue Energie zieht.
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Hier wohnen: Journalistin Lisa Knutsson und Maler Henrik Leijon gemeinsam mit Katze Kerstin
In: der Nähe von Vimmerby, Småland, Schweden
Auf: rund 260 Quadratmetern. Das Haus liegt auf einem 1000 Quadratmeter großen Grundstück, umgeben von Wald und Wiesen.
Baujahr: circa 1900 in Holzbauweise, die Holzfassade stammt aus den 1920er-Jahren. Bis 1956 wurde das Gebäude als Schule genutzt, seit Ende der Sechzigerjahre ist es in Privatbesitz.
Fotos: Lisa Knutsson
Schon als Kind träumte Lisa Knutsson davon, in einem alten Haus auf dem Land zu wohnen. Sie und ihr Partner Henrik Leijon haben lange gesucht und viele Objekte besichtigt, bis sie endlich ihr Traumhaus gefunden haben. Im August 2016 sind sie eingezogen. Hier wollen sie bleiben.