Houzzbesuch: Über die Kunst des wilden Wohlfühlmodus
Berlinrodeo kümmern sich meist um die Interiors anderer – aber diesmal gewährten Axel Schäfer und Ingo Hölters Einblick in ihr eigenes Loft
Als ich zum ersten Mal das Loft von Axel Schäfer und Ingo Hölters besichtigte, gab es Frühstück. Statt obligatorischem Fünfminutenei stand ein Überraschungsei im Becher. Während wir zusammensaßen, meldete sich zweimal Axels Smartphone mit der Stimme von Darth Vader, um den Eingang einer Nachricht zu verkünden. Nebensächlich? Ganz im Gegenteil. Denn diese humorvollen Brüche, diese Gastlichkeit und Aufmerksamkeit für den Menschen sind genau das, was die Arbeit von Berlinrodeo ausmacht. Hieraus lässt sich alles andere ableiten, wie die Vorliebe für eine gewisse, nicht üppige, aber tendenziell doch luxuriöse Gemütlichkeit, oder die Abneigung gegen Klassiker nur um ihrer Bekanntheit willen. „Wozu?“ fragt Axel. „Nur weil die Dinger teuer sind? Es gibt auch noch was anderes auf dieser Welt.“
Wer zuhause sein will, zuhause ankommen will, der muss sich vor allem wohlfühlen. Genau das ist Axel Schäfer ein echtes Herzensanliegen. „Dazu muss ich ganz viel über den Menschen wissen, über seine Gewohnheiten, seinen Tagesrhythmus, seine Vorlieben.“ Kein Wunder also, wenn im Laufe eines Projektes die Beziehung zu Klienten eng und freundschaftlich wird.
„Weißt du, Eva, wenn uns jemand besucht und mir erzählt, was er gerne isst, dann merke ich mir das“, sagt Ingo. Und Elliot, der Dackel mit Migrationshintergrund, aus einer sogenannten Tierhandlung in Antalya gerettet, versucht, sich unauffällig dem Esstisch zu nähern – „ungefähr das Einzige, was er nicht darf, und er weiß es ganz genau.“ Also kehrt er zum Alcantara-Sofa zurück, hüpft hoch und betrachtet die Szenerie gnädig von seinem Thron aus.
Auf einen Blick:
Hier leben: Axel Schäfer und Ingo Hölters, die Männer hinter Berlinrodeo
In: einem Parterre-Loft in den Räumen einer alten Wollgarnfabrik in Berlin-Friedrichshain
Auf: 125 Quadratmetern mit zusätzlichen 60 Quadratmetern Garten
Fotos: Luca Girardini
Wer zuhause sein will, zuhause ankommen will, der muss sich vor allem wohlfühlen. Genau das ist Axel Schäfer ein echtes Herzensanliegen. „Dazu muss ich ganz viel über den Menschen wissen, über seine Gewohnheiten, seinen Tagesrhythmus, seine Vorlieben.“ Kein Wunder also, wenn im Laufe eines Projektes die Beziehung zu Klienten eng und freundschaftlich wird.
„Weißt du, Eva, wenn uns jemand besucht und mir erzählt, was er gerne isst, dann merke ich mir das“, sagt Ingo. Und Elliot, der Dackel mit Migrationshintergrund, aus einer sogenannten Tierhandlung in Antalya gerettet, versucht, sich unauffällig dem Esstisch zu nähern – „ungefähr das Einzige, was er nicht darf, und er weiß es ganz genau.“ Also kehrt er zum Alcantara-Sofa zurück, hüpft hoch und betrachtet die Szenerie gnädig von seinem Thron aus.
Auf einen Blick:
Hier leben: Axel Schäfer und Ingo Hölters, die Männer hinter Berlinrodeo
In: einem Parterre-Loft in den Räumen einer alten Wollgarnfabrik in Berlin-Friedrichshain
Auf: 125 Quadratmetern mit zusätzlichen 60 Quadratmetern Garten
Fotos: Luca Girardini
„Eine Wohnung ist das Intimste, was man von einem Menschen sehen kann“, sagt Ingo. Und Axel ergänzt: „Umso schöner, wenn sich jemand uns öffnet. Man lernt Leute sehr, sehr gut kennen. Es gab Kunden, die haben mir irgendwann von ihrem Intimleben erzählt. So weit geht es natürlich nicht immer, aber je enger eine Zusammenarbeit ist, desto individueller kann ich planen. Dann kann das Finetuning bis zur Auswahl der Salatgabel gehen.“
Die Gestaltung Ihres Friedrichshainer Lofts war Teamwork, wie alles, was die beiden tun, seit sie einander vor zwei Jahren kennenlernten. Damals wohnte Ingo schon hier. Als Axel einzog, fand er Vieles vor, was ihm gefiel. Die Sofa-Ecke, den großen fließenden Raum, von dem nur die Bäder abgetrennt sind. Sie ließen ihn in Ockerbraun streichen, „Dead Salmon“ von Farrow & Ball, genau wie die Eingangstür, die so mit der Wand verschmilzt. Eine Trennwand schirmt den Schlafbereich vom Wohnraum ab. Hier klebten die beiden eine mit floralem Muster beflockte Silbertapete von Cole & Son, die ich wegen des Spiegeleffektes als Glasscheibe wahrnahm – bis ich direkt vor ihr stand und sie betastete.
Die Gestaltung Ihres Friedrichshainer Lofts war Teamwork, wie alles, was die beiden tun, seit sie einander vor zwei Jahren kennenlernten. Damals wohnte Ingo schon hier. Als Axel einzog, fand er Vieles vor, was ihm gefiel. Die Sofa-Ecke, den großen fließenden Raum, von dem nur die Bäder abgetrennt sind. Sie ließen ihn in Ockerbraun streichen, „Dead Salmon“ von Farrow & Ball, genau wie die Eingangstür, die so mit der Wand verschmilzt. Eine Trennwand schirmt den Schlafbereich vom Wohnraum ab. Hier klebten die beiden eine mit floralem Muster beflockte Silbertapete von Cole & Son, die ich wegen des Spiegeleffektes als Glasscheibe wahrnahm – bis ich direkt vor ihr stand und sie betastete.
Ein großer Esstisch ist in diesem Haushalt der Gastlichkeit obligatorisch. Ihn entwarfen die Hausherren selbst, ließen ihn von einem Autolackierer hochglänzend weiß lackieren. Die Silbertapete auf der Trennwand erzeugt einen Eindruck von Opazität, die den Raumfluss unterstützt.
Popart bevölkert die Wände. „Über die richtigen Bilder haben wir uns lange Gedanken gemacht. Schließlich wurde uns klar: Es muss Popart sein, weil das jenen Bruch erzeugt, den wir uns wünschten. Nichts passt besser. Stell dir hier Aquarelle in Goldrahmen vor – oder nein, tu’s besser nicht!“ sagt Axel. Die Werke im Wohnzimmer stammen allesamt von dem US-amerikanischen Künstler Mel Ramos.
Freischwinger: „Tobias“; Carl Öjerstam.
Popart bevölkert die Wände. „Über die richtigen Bilder haben wir uns lange Gedanken gemacht. Schließlich wurde uns klar: Es muss Popart sein, weil das jenen Bruch erzeugt, den wir uns wünschten. Nichts passt besser. Stell dir hier Aquarelle in Goldrahmen vor – oder nein, tu’s besser nicht!“ sagt Axel. Die Werke im Wohnzimmer stammen allesamt von dem US-amerikanischen Künstler Mel Ramos.
Freischwinger: „Tobias“; Carl Öjerstam.
„Wir entwickeln Projekte vom Großen ins Kleine. Zunächst Fußboden, Tapete und Licht, dann Stühle, Tische, Stoffe. Wenn man den Entwurf so aufbaut, muss man nicht herumprobieren, Dinge mal so stellen und mal anders“, sagt Axel. Der Mut, den man seinen Entwürfen ansieht, ist für ihn weniger Mut als die logische Konsequenz seines Planungsprozesses. Dennoch haben seine Interiors eine gewisse Kühnheit und zeigen Lust am Martialischen in Kombination mit Weichheit und Wohnkomfort.
„Warum vorsichtig sein? Wenn man etwas Tolles für die Kunden machen will, darf man nicht an der Oberfläche bleiben.“ Und Ingo ergänzt: „Er hat auf jeden Fall Mut. Und durch die genaue Beschäftigung mit dem Kunden wird klar, welche starke Geste möglich ist.“
Mädchen mit Dackeln: Plastik „Puppy Love“ (2008), von Frank van Reenen, Südafrika
„Warum vorsichtig sein? Wenn man etwas Tolles für die Kunden machen will, darf man nicht an der Oberfläche bleiben.“ Und Ingo ergänzt: „Er hat auf jeden Fall Mut. Und durch die genaue Beschäftigung mit dem Kunden wird klar, welche starke Geste möglich ist.“
Mädchen mit Dackeln: Plastik „Puppy Love“ (2008), von Frank van Reenen, Südafrika
Der Teufel steckt im Detail, lautet das Sprichwort. Mies van der Rohe war da anderer Meinung: Er fand, dass es Gott sei, der im Detail stecke. Für Berlinrodeo mag wiederum eine andere Spielweise dieser Redewendung stimmen: Hier steckt Gott im Material.
Was da unten so schön schimmert und glänzt, je nach Lichteinfall dunkel oder silbrig? Ein Teppich aus der Rajastan-Kollektion von Rug Star. Jürgen Dahlmanns, der kreative Kopf dahinter, ist ein Freund des Paares. Die Seide wird in Indien geknüpft und ist robuster, als man denkt. Möbel wie die Tische von Nube Italia und das Alcantara-Sofa können diesem Stück nichts anhaben.
Was da unten so schön schimmert und glänzt, je nach Lichteinfall dunkel oder silbrig? Ein Teppich aus der Rajastan-Kollektion von Rug Star. Jürgen Dahlmanns, der kreative Kopf dahinter, ist ein Freund des Paares. Die Seide wird in Indien geknüpft und ist robuster, als man denkt. Möbel wie die Tische von Nube Italia und das Alcantara-Sofa können diesem Stück nichts anhaben.
Wenn es etwas Markantes, Wiedererkennbares in Axels Arbeit gibt, dann sind das sicherlich die Brüche. Die Gefahr, durch zuviel Kontinuität bieder zu wirken, umgeht er durch Kontraste. „Verwittertes Bauholz kombiniert mit handbemalten englischen Tapeten – warum? Der Gegensatz hebt beides hervor!“
Einmal um die Trennwand geschaut, entwickelt der Raum eine ganz andere Qualität, diesseits ist die Wand mit einer Barock-Muster-Tapete beklebt und gehörnt – ein Mufflon ließ hier seinen Kopfschmuck. Drei Nerzmäntel aus dem Nachlass von Ingos Tante lieferten die Materialgrundlage für den Überwurf auf dem Boxspringbett.
Horn, Leder, Häute und Fell sind Materialien, die in Axels Entwürfen immer wieder auftauchen. Sie symbolisieren für ihn eine Wildheit, mit der er kultiviertes Wohnen gerne zusammenprallen lässt. So besteht auch das Firmenlogo aus einem gehörten Totenkopf, vor dem sich zwei Pistolen kreuzen.
Ein weiteres zentrales Thema in Axels Designs ist das Licht, mit dessen Einsatz er bestimmte Dinge hervorheben und andere bewusst vernachlässigen kann. Spots sind für ihn das Mittel der Wahl, denn: „Wo es nur hell ist und man alles ausleuchtet, gehen die Nuancen und Zwischentöne verloren.“ Das Lichtsystem der Wohnung stammt vom belgischen Hersteller Modular Lighting Instruments.
Tapete: „Murogro Classic“; Sirpi
Einmal um die Trennwand geschaut, entwickelt der Raum eine ganz andere Qualität, diesseits ist die Wand mit einer Barock-Muster-Tapete beklebt und gehörnt – ein Mufflon ließ hier seinen Kopfschmuck. Drei Nerzmäntel aus dem Nachlass von Ingos Tante lieferten die Materialgrundlage für den Überwurf auf dem Boxspringbett.
Horn, Leder, Häute und Fell sind Materialien, die in Axels Entwürfen immer wieder auftauchen. Sie symbolisieren für ihn eine Wildheit, mit der er kultiviertes Wohnen gerne zusammenprallen lässt. So besteht auch das Firmenlogo aus einem gehörten Totenkopf, vor dem sich zwei Pistolen kreuzen.
Ein weiteres zentrales Thema in Axels Designs ist das Licht, mit dessen Einsatz er bestimmte Dinge hervorheben und andere bewusst vernachlässigen kann. Spots sind für ihn das Mittel der Wahl, denn: „Wo es nur hell ist und man alles ausleuchtet, gehen die Nuancen und Zwischentöne verloren.“ Das Lichtsystem der Wohnung stammt vom belgischen Hersteller Modular Lighting Instruments.
Tapete: „Murogro Classic“; Sirpi
Arne Jacobsens „Egg“ steht im Schlafzimmer vor einem Ölbild des italienischen Künstlers Paolo Troilo, das er mit seinen Daumen malte. Auch hier liegt ein Seidenteppich von Rug Star.
Auch wenn das Thema der guten Gerüche hier nur durch ein paar Duftstäbchen angedeutet wird, ist es doch für Axel sehr bestimmend. Es gibt sogar eine Berlinrodeo-Kerze, deren Duft sich aus Bergamotte und Rosmarin zusammensetzt. „Als es noch den Showroom gab, kam mal jemand nach einem Jahr wieder und sagte: Jetzt weiß ich, was ich hier so mochte. Diesen Geruch.“ Mit Aromatherapie hat er sich, der nur mit naturreinen Ölen arbeitet, nie beschäftigt – sein Zugang ist ganz unmittelbar und durch die Liebe zu Düften geprägt: „In welche Wohnung kommt man lieber rein? Eine, die muffig riecht, oder eine, die gut riecht?“
Über dem Sideboard stehen auf einem schmalen Regal die in Wachs gegossenen Hörner von mehreren Longhorn-Rindern. Die eckige Fifties-Uhr gehörte einmal Axels Eltern.
Über dem Sideboard stehen auf einem schmalen Regal die in Wachs gegossenen Hörner von mehreren Longhorn-Rindern. Die eckige Fifties-Uhr gehörte einmal Axels Eltern.
An der Grundausstattung der Wohnung veränderten Axel und Ingo nichts. Das Parkett aus Merbau (einem sehr robusten Teakholz) war schon verlegt, als Ingo einzog. Hier der Zugang zum Bad links und zur Gästetoilette rechts. Das sexualisierte Popart-Bambi ist eine Serigrafie des deutschen Künstlers Stefan Strumbel, der für seine provokative Auseinandersetzung mit ikonischen Bildern und Objekten bekannt ist. Mischa Gawronski schoss das Porträt von Axel an der gegenüberliegenden Wand.
Im Bad empfängt uns ein frisches „Stone Blue“ von Farrow & Ball, das Axel nach seinem Einzug für diesen Raum aussuchte. Mit Pflanzen stellt er gerne den Bezug zum Außenraum und zur Natur her. „Ohne Grün kann ich mir eine Wohnung kaum vorstellen.“ Die freistehende Wanne stammt von Kaldewei.
Nicht nur für Eliott, dem mit Dackelminiaturen hie und da in der Wohnung gehuldigt wird (vom Kunstwerk bis zur Butterdose), ist es toll, einen Garten zu haben. Im Sommer erweitert sich der Wohnraum durch die Gartenmöbel von Dedon und die Sitzgruppe „Vertex“ von Vondom, entworfen von Karim Rashid, spielerisch nach außen.
Und wenn es dunkel wird, fangen, wie eigentümliche Fremdkörper in der natürlichen Umgebung, Skulpturen aus der „Meteor Collection“ von Ron Arad (für Serralunga) zu leuchten an. Vielleicht nach einem kleinen Fest, vielleicht nach einem gediegenen Essen, vielleicht während man, eine Zigarette in der Hand, über dies und das plaudert. Mit den Gastgebern. Im wohltemperierten Wohlfühlmodus, den sie bis ins letzte Detail beherrschen.
Entdecken Sie weitere Projekte von Berlinrodeo im Experten-Profil >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
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Ingo Hölters, links, kam vor zwei Jahren dazu, in jeder Beziehung. Als Partner und als Geschäftspartner, der sich heute vor allem um die Projektsteuerung und buchhalterische Dinge kümmert. Interiorthemen waren jedoch schon immer Teil seines Lebens: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Bei Berlinrodeo bilden Axel und Ingo inzwischen eine symbiotische Einheit, die Ingo so beschreibt: „Axel ist der Designminister, ich bin der Finanzminister.“