Fischschuppen als Motiv für Fassaden und Innenräume
Eine traditionelle Form wird neu entdeckt: Die Schuppenform veredelt nicht nur Fassaden, sondern auch Küche und Bad
Warum haben Fische Schuppen? Ist doch klar: Damit sie ihre Fahrräder reinstellen können … Nein, mal im Ernst: Schuppen sind clever eingerichtete bewegliche Schutzpanzer – deshalb haben sie sich in der Evolution durchgesetzt. Was liegt näher, als das Vorbild aus der Natur auf die Architektur zu übertragen und Fassaden und Innenräume mit Schuppen zu verkleiden? Wie das aussehen kann, zeigen die folgenden Beispiele an Hauswänden, in Küchen und Bädern.
Holzschindeln in Form von Schuppen bilden auch das Fassadenkleid dieser Giebelfront, das bei der Renovierung neu verkleidet wurde. Einige Reihen weiter unten geht es mit rechtwinkligen Schindeln weiter. Hier zeigt sich, wie gut die Form mit der klassizistischen Formensprache der Edwardianischen Epoche harmoniert – den Landhäusern aus der Zeit um 1900 ist dieses Haus in Connecticut (USA) nämlich nachempfunden.
Eine dezente Fischschuppenhaut bekam auch dieses Wohnhaus im Schwarzwald verpasst. Der Architekt Thomas Bechthold baute es für ein Ehepaar, das in den Räumen auch seine umfangreiche Kunstsammlung untergebracht hat. Mit seiner Schindeldeckung in Hellgrau fügt sich das Gebäude gut getarnt in die Umgebung ein – ein Fisch, der sich vor Feinden verstecken will, könnte es nicht besser machen.
Wir bleiben bei Schuppen, aber jetzt nehmen sie rechtwinklige Formen an, ganz im Sinn der Bauhaus-Ideale. Walter Gropius hätte jedenfalls seine Freude an den puristischen Fassaden gehabt, die das Büro Architektur + Raum für ein Wohnhaus in Kempten entwarf. Gedeckt sind sie mit unbehandelten Weißtannenschindeln. Durch die Witterungseinflüsse bilden sie mit der Zeit einen natürlichen Grauschleier aus.
Unter dem Dachüberstand sieht man noch den ursprünglichen Holzton. Die Fassade des Holzständerbaus lebt und reagiert auf ihre Umgebung – so lebendig wie ein Fisch im Wasser.
Unter dem Dachüberstand sieht man noch den ursprünglichen Holzton. Die Fassade des Holzständerbaus lebt und reagiert auf ihre Umgebung – so lebendig wie ein Fisch im Wasser.
In unverwitterter Form sehen Holzschindeln so aus wie diese hier in der San Francisco Bay Area. Die raue Küstenlandschaft inspirierte den Architekten Nick Noyes zur Materialkombination aus Kupfer, Beton und warmem Holz (nicht nur für die Fassade). Kontrastiert hat er diese Kombination mit schwarz eingefärbten Aluminiumfenstern.
Auch dieses Haus in Melbourne ist mit Schindeln verkleidet. Hier stammen sie vom Holz des Riesen-Lebensbaums und sind aus kürzeren und längeren Formaten zusammengestellt – für mehr Abwechslungsreichtum und echtes Schuppenfeeling.
Wie ein kleiner, silbrig glänzender Fisch liegt diese Hütte in der schwedischen Landschaft. Der Architekt Torsten Ottesjö hat sie entworfen und gebaut. Als freistehende Struktur kann sie überallhin transportiert werden, wie wir es von Tiny Houses kennen. „Hus-1“ ist das 25 Quadratmeter kleine Zuhause eines Paares, das auch auf dieser kleinen Fläche noch Platz zur Übernachtung von Gästen bietet. Die gesamte Struktur besteht aus Holz.
Das Schuppenmotiv findet sich auch in diesen Terrakottabögen wieder, die zum Geländer des Balkons einer Villa an der Côte d’Azur kunstvoll aufgemauert wurden. Sie füllen sich mit dem Grün des dahinterliegenden Gartens zu einem rot-grünen Schuppenmuster.
Schuppenfliesen in der Küche
Eine Haut aus Schuppen passt nicht nur gut zu Fassaden – in Innenräumen stehen die einzelnen Elemente mit ihrer halbrunden Form dem Betrachter noch dichter vor Augen und können ihre reizvolle ornamentale Form im Detail entfalten.
Das tun sie hier vor allem in Form von Fliesen: Glänzend lackiert, erinnern sie noch stärker an die Schuppen eines Fisches, als jede Holzschindel es je könnte. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum sie so gut in die Küche passen? Abstrakt in Weiß wird das Motiv hier zum Fliesenspiegel in einem Townhouse in Melbourne.
Eine Haut aus Schuppen passt nicht nur gut zu Fassaden – in Innenräumen stehen die einzelnen Elemente mit ihrer halbrunden Form dem Betrachter noch dichter vor Augen und können ihre reizvolle ornamentale Form im Detail entfalten.
Das tun sie hier vor allem in Form von Fliesen: Glänzend lackiert, erinnern sie noch stärker an die Schuppen eines Fisches, als jede Holzschindel es je könnte. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum sie so gut in die Küche passen? Abstrakt in Weiß wird das Motiv hier zum Fliesenspiegel in einem Townhouse in Melbourne.
In der Natur gleicht keine Schuppe der nächsten. Um diese Eigenschaft abzubilden, eignet sich eine Mischung aus Fliesen verschiedener Farben. Hier wurde der Effekt mit marokkanischen Fliesen erzeugt.
Die optische Wirkung der Schuppenform ist immer eine räumliche. Auch wenn wir wissen, dass Fliesen nicht wie Schindeln übereinander liegen, schafft allein die Form für unser Auge den Eindruck versetzt angeordneter Schichten. Fliesen in Schuppenform lassen sich deshalb auch einsetzen, um Tiefe zu erzeugen.
Die optische Wirkung der Schuppenform ist immer eine räumliche. Auch wenn wir wissen, dass Fliesen nicht wie Schindeln übereinander liegen, schafft allein die Form für unser Auge den Eindruck versetzt angeordneter Schichten. Fliesen in Schuppenform lassen sich deshalb auch einsetzen, um Tiefe zu erzeugen.
Auch hier sind die Fliesen in Farbabstufungen angeordnet. Der Kontrast zum rötlichen Holzton der Küchenmöbel gibt dem Raum eine ungewöhnliche Intensität.
Bei dieser Verlegart lösen sich die kräftigen Türkistöne allmählich in eine weiße Fläche auf – eine Art Ombré-Effekt.
Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie als Kind beim Malen von Fischschuppen oder Dachziegeln ein „U“ an das nächste gereiht haben? Vielleicht sind es Erinnerungen wie diese, die dem Schuppenmuster seine lockere Ausstrahlung verleihen. Die auch in dieser New Yorker Küche dazu beiträgt, dass der Spritzschutz alles andere als Grau in Grau wirkt.
Auch hier im Barbereich des Restaurants „The Musket Rooms“ (ebenfalls in New York) bringt das Schuppenmuster eine spielerische Note in den Raum. Alexander Waterworth Interiors umgab den Tresen mit Zementfliesen, die auf rustikale Walnussdielen treffen.
Fußboden-Mix: 15 Projekte, in denen Holz auf Fliesen trifft
Fußboden-Mix: 15 Projekte, in denen Holz auf Fliesen trifft
Schuppenfliesen im Bad
Sehr maritim: Im Bad erinnert die Schuppenform nicht nur an die Haut von Meerestieren, sondern auch an Wellen und Muscheln. Mit dieser Kombination aus hellblauen Fliesen vor weißen Wänden und einem weißen Schrank fühlt man sich ein bisschen wie in einem cleanen Aquarium.
Sehr maritim: Im Bad erinnert die Schuppenform nicht nur an die Haut von Meerestieren, sondern auch an Wellen und Muscheln. Mit dieser Kombination aus hellblauen Fliesen vor weißen Wänden und einem weißen Schrank fühlt man sich ein bisschen wie in einem cleanen Aquarium.
In diesem Bad spielt die Schuppenform ihre Doppelnatur aus: Von weitem lösen sich die Fliesen in ein monochromes graues Raster auf. Erst bei näherer Betrachtung zeigen sie ihre verspielten Formen. Mit beiden Eigenschaften unterstützen sie die Wirkung des Fensters mit seinen jugendstilartigen Ornamenten: Sie stehlen ihm nicht die Show, auch wenn sie einem ähnlichen Formprinzip folgen.
Wie ihr natürliches Vorbild hat die Schuppenform sowohl geometrischen als auch organischen Charakter. Durch die Farbwahl lässt sich der Schwerpunkt verschieben – wie in diesem Beispiel, in dem die Kombination aus Grün- und Holztönen die organische Komponente verstärkt.
Auch hier beleben kräftige Farben die natürliche Form. Wie ein echtes Fischschuppenkleid schillert diese Wand an der Stirnseite einer bodengleich eingebauten Dusche. In dem ansonsten grau verputzten Bad wird sie zum leuchtenden Highlight.
Auch in diesem Bad ist das Schuppenmotiv zu finden, und zwar in Form der Bodenfliesen. Was auf den ersten Blick wie das Mosaik einer altrömischen Therme wirkt, ist in Wirklichkeit eine große Fliese des amerikanischen Herstellers Waterworks, die sich leicht verlegen lässt.
Schuppen an Möbeln und Accessoires
„Dear Disaster“ ist ein Schrankentwurf der schwedischen Designerin Jenny Ekdahl (in limitierter Edition 23+2AP). Was Sie hier sehen, ist die Front eines Schranks, der gänzlich mit beweglichen Holzschuppen verkleidet wurde. Auf einer Seite ist das Holz naturbelassen, auf der anderen Seite wurde es hellblau lackiert. Alle Schuppen lassen sich per Hand bewegen, sodass immer wieder neue Muster entstehen. Ekdahl sagt von sich selbst, ihre größte Inspirationsquelle sei die widersprüchliche Beziehung zwischen Technologie und Natur. An ihrem Schrank werden Wasser und Erde symbolisch dargestellt: Die Holzseite der Schuppen symbolisiert das Erdelement, während die farbige Seite das Wasser versinnbildlicht.
„Dear Disaster“ ist ein Schrankentwurf der schwedischen Designerin Jenny Ekdahl (in limitierter Edition 23+2AP). Was Sie hier sehen, ist die Front eines Schranks, der gänzlich mit beweglichen Holzschuppen verkleidet wurde. Auf einer Seite ist das Holz naturbelassen, auf der anderen Seite wurde es hellblau lackiert. Alle Schuppen lassen sich per Hand bewegen, sodass immer wieder neue Muster entstehen. Ekdahl sagt von sich selbst, ihre größte Inspirationsquelle sei die widersprüchliche Beziehung zwischen Technologie und Natur. An ihrem Schrank werden Wasser und Erde symbolisch dargestellt: Die Holzseite der Schuppen symbolisiert das Erdelement, während die farbige Seite das Wasser versinnbildlicht.
Kennen Sie das Märchen vom goldenen Fisch? Darin fängt ein alter Fischer einen goldenen Fisch, der Wünsche erfüllen kann. Es ist das russische Pendant zum Fischer und seiner Frau Ilsebill, die immer dreistere Wünsche äußert – bis sie und ihr Mann am Ende wieder in ihrer alten Hütte zusammenhocken. Ob das Reliefbild aus goldenen Schuppen an dieses Märchen erinnern soll? Jedenfalls ist es eine gute Idee für ein DIY-Projekt, denn mehr als Goldpapier braucht man dafür nicht: Kreise ausschneiden, überlappend aufkleben, Rahmen drumherum, fertig.
Artichoke Mixed Book Page Pendant Light by Zipper 8 Lighting
Zipper 8 Lighting haben sich diese geschuppte Lampe ausgedacht, die aus alten Buchseiten zusammengeklebt wird. Da keine Seite der anderen gleicht, gleicht auch keine der Pendelleuchten ihren Geschwistern. Und dass die Schuppenform sich besonders gut für Leuchten eignet, wissen wir spätestens seit den klassischen Leuchtobjekten des dänischen Designers Louis Poulsen.
Wie gefallen Ihnen Fischschuppen als Motiv für Wohnräume und Fassaden?
Wie gefallen Ihnen Fischschuppen als Motiv für Wohnräume und Fassaden?
In Berlin-Pankow bedecken Ziegel in verschiedenen Grüntönen die Fassade eines Hauses in der Maximilianstraße. Die Idee zu der schuppenartigen Fassade kommt aus dem Büro Brandt + Simon Architekten. Um dieses Haus unter vielen anderen ausfindig zu machen, muss keiner mehr im Trüben fischen.