4 typische Hürden beim Entrümpeln – und wie man sie überwindet
Lassen Sie los, und gewinnen Sie so die Kontrolle über die eigenen vier Wände zurück. Was hält Sie noch auf?
Mein Mann und ich waren praktisch noch Kinder, als wir ein Paar wurden. Er war 16, ich 15 Jahre alt, damals, als die Menschen sich noch Briefe schickten. Wir heirateten, bekamen drei Kinder – und blickten auf rund 20 Jahre Korrespondenz zurück. Vor ein paar Jahren stieß ich wieder auf den Karton, in dem wir unsere Briefe und Postkarten aufbewahrten und las alle in einem Rutsch durch. Anschließend wäre ich am liebsten durch die Zeit gereist, hätte mein Teenager-Ich ganz fest in den Arm genommen – und, wo ich schon einmal dort war, den jungen Paul gleich mit. Da sich das schlecht machen ließ, spielte ich kurz mit dem Gedanken, die Box samt Inhalt zu verbrennen. Stattdessen rief ich meine Schwester Torey an.
Heute weiß ich, dass ich die Briefe eigentlich damals schon los werden wollte, mich aber insgeheim nicht traute – das war der Knackpunkt. Was ich wollte, wusste ich. Nur passte es nicht zu dem, was ich für das „Richtige“ hielt. Und genau das ist der Grund, aus dem Entrümpeln (genauso wie Abnehmen oder Sparen) so weh tun kann: Ihre Emotionen sind widersprüchlich, Sie geraten in einen inneren Konflikt. Und um diesen zu lösen, müssen Sie sich bewusst machen, was genau da unter der Oberfläche brodelt. Gründe, weshalb wir aus falschem Pflichtverständnis an Dingen festhalten, die wir eigentlich nicht mehr haben wollen, gibt es genug; vier davon sind sehr häufig. Welcher trifft auf Sie zu?
1. „Das ist ein Familienerbstück“. Auch wenn es sentimental ist – an wie vielen Dingen halten Sie nur fest, weil Sie Ihrem Großvater gehört haben, Ihrer Tante – oder dem Cousin Ihres Zahnarztes?
Meine liebe Freundin Sharon erbte das Porzellan ihrer Großmutter. Wohlwollend betrachtet war es schön, wertvoll und stammte von einem geliebten Verwandten. Genau genommen entsprach es aber überhaupt nicht Sharons Stil; und obendrein weckte es Erinnerungen an schmerzhafte Episoden aus ihrer Kindheit.
Sie entschied, dass es bessere Möglichkeiten gebe, ihrer Großmutter zu gedenken. In eine große Schachtel verpackt, schenkte sie das Porzellan deshalb einer gemeinsamen Freundin, die Teile desselben Musters sammelte und deshalb gleichermaßen überrascht und erfreut reagierte.
Meine liebe Freundin Sharon erbte das Porzellan ihrer Großmutter. Wohlwollend betrachtet war es schön, wertvoll und stammte von einem geliebten Verwandten. Genau genommen entsprach es aber überhaupt nicht Sharons Stil; und obendrein weckte es Erinnerungen an schmerzhafte Episoden aus ihrer Kindheit.
Sie entschied, dass es bessere Möglichkeiten gebe, ihrer Großmutter zu gedenken. In eine große Schachtel verpackt, schenkte sie das Porzellan deshalb einer gemeinsamen Freundin, die Teile desselben Musters sammelte und deshalb gleichermaßen überrascht und erfreut reagierte.
2. „Das war ein Geschenk!“. Nach dem Brand in unserem Haus erreichte uns eine Flut von Spenden. Wochenlang wühlte ich mich durch Lastwagenladungen von Dingen, die wir geschenkt bekommen hatten.
Ich war wahnsinnig dankbar für die unglaubliche Großzügigkeit unserer Mitmenschen. Gleichzeitig befanden sich viele Dinge darunter, die nicht zu uns passten oder die wir einfach nicht gebrauchen konnten. Kurze Zeit später räumte ich letzte Zweifel aus dem Weg –und spendete diese Dinge wiederum selbst für wohltätige Zwecke. Heute bin ich der festen Überzeugung, dass ein Geschenk eben wirklich mir allein gehört – und ich entscheiden kann, was ich damit mache.
Ich war wahnsinnig dankbar für die unglaubliche Großzügigkeit unserer Mitmenschen. Gleichzeitig befanden sich viele Dinge darunter, die nicht zu uns passten oder die wir einfach nicht gebrauchen konnten. Kurze Zeit später räumte ich letzte Zweifel aus dem Weg –und spendete diese Dinge wiederum selbst für wohltätige Zwecke. Heute bin ich der festen Überzeugung, dass ein Geschenk eben wirklich mir allein gehört – und ich entscheiden kann, was ich damit mache.
3. „Das könnte ich irgendwann noch einmal brauchen“. In diese Kategorie fallen eine ganze Reihe von Verhaltensmustern, vom Horten von Lebensmitteln bis hin zu einem ganzen Lager voller Möbel. Hier versteckt sich die größte Hürde von allen, wenn es ums Ausmisten geht: Angst. Eine Unterkategorie lautet: „Ich weiß eigentlich nicht mal genau, was das ist. Aber es könnte wichtig sein!“
Vor einiger Zeit durchsuchte ich eine Schublade in meinem Schreibtisch und entdeckte dabei eine Schraube. Sie war beachtlich groß und dick und ich wusste, dass sie zu irgendetwas gehören musste. Ich bemerkte eine altbekannte Spannung in der Magengegend, während es mir durch den Kopf schoss: „Behalte sie! Behalte sie! Du könntest sie noch mal gebrauchen!“ Glücklicherweise erinnerte ich mich daran, dass ich kürzlich all meinen Besitz verloren hatte und es wirklich keinen Grund gab, sich nun von einer anonymen Schraube terrorisieren zu lassen.
Vor einiger Zeit durchsuchte ich eine Schublade in meinem Schreibtisch und entdeckte dabei eine Schraube. Sie war beachtlich groß und dick und ich wusste, dass sie zu irgendetwas gehören musste. Ich bemerkte eine altbekannte Spannung in der Magengegend, während es mir durch den Kopf schoss: „Behalte sie! Behalte sie! Du könntest sie noch mal gebrauchen!“ Glücklicherweise erinnerte ich mich daran, dass ich kürzlich all meinen Besitz verloren hatte und es wirklich keinen Grund gab, sich nun von einer anonymen Schraube terrorisieren zu lassen.
4. „Ich habe viel Geld dafür bezahlt“. Dieser Grund ist nicht zu unterschätzen. Wenn Sie gerade in einer groß angelegten Entrümpelungs-Aktion stecken, rate ich aus mehreren Gründen davon ab, die Sachen zu verkaufen. Erstens: Es wird Sie viel Zeit kosten. Zweitens: Wenn Sie das Gefühl plagt, Geld für etwas verschwendet zu haben, das Sie eigentlich gar nicht brauchen, wird der Preis, den Sie jetzt noch dafür erzielen, Sie höchstwahrscheinlich nicht von diesem Gefühl befreien können.
Auch wenn es im ersten Moment nicht logisch erscheinen mag: Werden Sie es einfach los, verschenken Sie es und genießen Sie die Erleichterung. Es ist ein Paradox, aber es ist wahr: Je mehr wir gehen lassen können, desto mehr Kontrolle gewinnen wir.
Um genau diese Herausforderung geht es letztendlich: die Kontrolle über den Wohnraum wiederzugewinnen, statt sich den eigenen Besitztümern unterzuordnen.
Beim Stichwort Minimalismus haben viele Menschen unweigerlich Bilder von kargen Einrichtungen im Kopf. Sie denken an Mangel und daran, dass ihnen etwas weggenommen wird.
Für mich bedeutet Minimalismus, nur das zu besitzen, was man wirklich liebt und kein bisschen Ballast darüber hinaus. Wie das bei Ihnen zu Hause aussieht, unterscheidet sich vielleicht davon, wie das in meinem Haus aussieht. Das Ergebnis ist in beiden Fällen ein Zuhause, das man liebt. Im Leben wie auch in der Kunst geht es immer darum, Platz zu schaffen für das, was wir tatsächlich wollen und brauchen.
Auch wenn es im ersten Moment nicht logisch erscheinen mag: Werden Sie es einfach los, verschenken Sie es und genießen Sie die Erleichterung. Es ist ein Paradox, aber es ist wahr: Je mehr wir gehen lassen können, desto mehr Kontrolle gewinnen wir.
Um genau diese Herausforderung geht es letztendlich: die Kontrolle über den Wohnraum wiederzugewinnen, statt sich den eigenen Besitztümern unterzuordnen.
Beim Stichwort Minimalismus haben viele Menschen unweigerlich Bilder von kargen Einrichtungen im Kopf. Sie denken an Mangel und daran, dass ihnen etwas weggenommen wird.
Für mich bedeutet Minimalismus, nur das zu besitzen, was man wirklich liebt und kein bisschen Ballast darüber hinaus. Wie das bei Ihnen zu Hause aussieht, unterscheidet sich vielleicht davon, wie das in meinem Haus aussieht. Das Ergebnis ist in beiden Fällen ein Zuhause, das man liebt. Im Leben wie auch in der Kunst geht es immer darum, Platz zu schaffen für das, was wir tatsächlich wollen und brauchen.
Als letzten fragte ich meinen ältesten Bruder, Tanner, um Rat. Nachdem wir erst gemeinsam über die völlig unterschiedlichen Sichtweisen von Torey und Nathan lachten, wurde es am anderen Ende der Leitung still. „Woher weiß man denn, wie weit man gekommen ist, wenn man sich nicht mehr daran erinnern kann, wo man angefangen hat?”, fragte er mich. Das berührte mich – und ich stopfte die Briefe zurück in ihren Karton. Dort blieben sie, unberührt, bis sie eines Tages einem Brand zum Opfer fielen. Und ich nie wieder an sie dachte.